USA 2010 · 111 min. · FSK: ab 12 Regie: Ron Howard Drehbuch: Allan Loeb Kamera: Salvatore Totino Darsteller: Vince Vaughn, Kevin James, Jennifer Connelly, Winona Ryder, Channing Tatum u.a. |
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Blökende Blödheit |
Einer guten Filmidee bei ihrem langsamen, quälenden Verenden zuzusehen, ist selten komisch. Ist es dann auch noch eine Komödie, deren Grundidee eigentlich alles Potential hat, zu funktionieren, ist es besonders schlimm; die Begräbnisgäste wünschen sich dann eigentlich ein anonymes Grab, keine Andacht, keinen Leichenschmaus, sie wollen nur eins: schnell vergessen. Im Fall von Dickste Freunde wird nicht einmal das gewährt – zu viel ist hier investiert und verspielt worden, zu schillernd sind Personal und Darsteller, um ein derartiges Sterben & Begraben zweiter Klasse angemessen verdrängen zu können.
Dabei fing alles so gut an: Während der Arbeit an Illuminati, auf einer Dinnerparty in Rom, fragte sich Produzent Brian Gazer, was man wohl tun würde, wenn man zufällig sieht, wie die Frau des besten Freundes einen anderen küsst. Wie sagt man es seinem Freund, sagt man es ihm überhaupt? Und entschiede man sich letztlich für Transparenz auch dann, wenn man mit dem besten Freund geschäftlich liiert ist und gerade ein wichtiger Geschäftsabschluss bevor stünde, bei dem man den Freund positiv denkend an seiner Seite benötigt? Eine tolle Idee, fand auch Ron Howard. Und nachdem es Gazer gelungen war, mit Vince Vaughn und Kevin James zwei der ganz großen amerikanischen Komödienstars für die Idee zu gewinnen, war Howard auch bereit, wieder zu seinen Wurzeln von Der Grinch und Splash zurückzukehren und nach Frost/Nixon und den Dan Brown- Verfilmungen es wieder mal mit einer Komödie zu versuchen.
Aber schon nach wenigen Minuten kommt dieses dumpfe Gefühle auf, dass hier etwas nicht stimmt. Liegt es an der wunderbaren Winona Ryder, die Kevin James als Idealfrau zur Seite gestellt ist, oder ist es Jennifer Connelly, die Freundin Vince Vaughns oder sind es beide, denn obgleich sowohl Ryder als auch Connelly in früheren Filmen differenziertes Rollenspiel bewiesen haben, wirken sie hier austauschbar wie Dubletten: ist die eine nicht vielleicht doch die andere und beide eigentlich nicht viel mehr als schlecht klebende Abziehbilder des amerikanischen (Ehe-) Lebenstraums? Doch die Männer sind nicht besser. Beide dick und beide blöd, plappern sie sich an das ganz große Geschäft heran, das durch die Untreue von Ryder in Gefahr gerät.
Dieser Moment der Untreue, seine Beobachtung, sein Da-sein, sind der einzige erlösende, überraschende Moment des Films, die Kernidee, die die Idee ja erst zum Film werden ließ. Aber kaum ist dieser Moment vorbei, wird unerträglich eindeutig und ohne Überraschung weitermoralisiert- und geblökt, wird den altbewährten Gender-Idealen ebenso simpel hinterhergehechelt wie dem amerikanischen Lebenstraum auf der Finanzebene. Dass der ausgerechnet auch noch im Umfeld der maroden amerikanischen Autoindustrie ausgespielt werden darf, rückt den Film fast beklemmend nah an den klassisch deutschen Propagandafilm. Eine Rückkopplung, die auch auf der Beziehungsebene vollzogen wird: die untreue Frau wird mit der härtesten (Film-) Strafe überhaupt bedacht – ihre Geschichte wird einfach nicht zu Ende erzählt.