Türkei 1996 · 132 min. · FSK: ab 12 Regie: Yavuz Turgul Drehbuch: Yavuz Turgul Kamera: Ugur Icbak Darsteller: Sener Sen, Ugur Yücel, Sermin Sen, Yesmin Salkim u.a. |
Eskiya – Der Bandit ist der erfolgreichste türkische Film aller Zeiten. Mit mehr als 2,4 Millionen Zuschauern hat er letztes Jahr alle Hollywood Blockbuster übertroffen.
Baran war als junger Mann ein Bandit (=Eskiya), der in den Bergen lebte. Nach 35 Jahren Gefängnis hat er nur noch zwei Ziele: den Verräter zu finden, der ihn ins Gefängnis gebracht hat und Keje, seine große Liebe, noch einmal zu sehen. Sein Bruder gesteht ihm am Verrat beteiligt gewesen zu sein, da Berfo, Barans bester Freund, ihn dazu gezwungen habe. Berfo hat mit Barans Gold Keje ihren Eltern abgekauft und ist mit ihr nach Istanbul geflohen. Also fährt auch Baran nach Istanbul. Im Zug lernt er den Kleinganoven Cumali kennen, den er vor der Polizei rettet. Der Beginn einer Freundschaft zwischen dem alten Banditen und dem jungen Gauner. Gegenseitig helfen sie sich immer wieder aus brenzligen Situationen heraus, Baran trifft Berfo und Keje, aber bald sind sowohl Polizei, als auch Gangster hinter ihm her. Als Cumali von den übermächtigen Gangstern erschossen wird, tötet der inzwischen eigentlich besonnene Bandit dessen Mörder und auch Berfo, der ihn ein zweites Mal betrogen hat. Im Kugelhagel der Polizei stürzt er sich von einem Dach und wird das, was der Legende nach alle Gesetzesbrecher werden: ein Stern.
Der Film beginnt bedächtig. Langsam geschnittene Bilder, unterlegt mit traditioneller türkischer Musik erzählen den Weg von Baran aus dem Gefängnis in die Großstadt Istanbul. Hier zieht der Rhythmus an, die Sequenzen werden kürzer, schneller, die traditionellen Klänge weichen einer modernen Musik, alles wird hektisch wie die Großstadt selbst. Regisseur Yavuz Turgul hat die traditionellen Elemente im Griff, zeigt aber auch, daß er sich mit dem Hollywood-Stil auskennt. Denn der Polizeieinsatz am Ende und die Gangster (natürlich trägt auch Möchtegern-Ganove Cumali einen schwarzen Anzug), das ist pures Hollywood-Kino. Anmerkungen zur Lage in der Türkei sind, sicher auch zensurbedingt, eher Mangelware. Baran hatte sich als Bandit in den Bergen verschanzt, da klingt die Kurdenproblematik durch; sein Heimatdorf ist überschwemmt und völlig verwaist, ansonsten scheint alles in Ordnung in der Türkei.
Generell ein schöner Gangsterfilm, handlungsmäßig natürlich nichts neues, aber die Exotik der Türkei und ein toller, exotischer Hauptdarsteller als alternder Bandit bringen neue Elemente mit. Leider ist der Film zu lang, irgendwann zieht die Handlung, entgegen dem Rhythmus, nicht mehr an. Das Hin-und-her zwischen Gefangennahmen und Befreiungen zieht sich etwas zäh bis zum finalen Showdown