USA 1998 · 111 min. · FSK: ab 12 Regie: Joseph Ruben Drehbuch: Wesley Strick, Bruce Robinson Kamera: Reynaldo Villalobos Darsteller: Vince Vaughn, Anne Heche, Joaquin Phoenix, David Conrad |
Sein letztes Hemd geben – sagt man, wenn es darum geht, was man alles für seine besten Freunde tun würde. Kein Problem, aber wie sieht es aus, wenn es nicht um ein Hemd, sondern um drei Jahre Gefängnis geht. Drei Jahre Gefängnis in Malaysia oder der Freund wird gehängt...
Regisseur Joseph Ruben hat füllig in die Vollen gegriffen. Für das Leben eines Freundes ist handwerklich zu einem Hollywood-Drama mit Unterhaltungswert zurechtgezimmert worden. Ein psychologisches Drama indem es um die guten alten Werte geht. Die Konfliktsituation birgt ein enormes Identifikationspotential. Und damit auch nach dem Film besonders viele Zuschauerköpfe rauchen, wird die Schwarz-Weiß Malerei von Gut und Böse zu nicht ganz so
einfachen Häppchen verarbeitet.
Der Held Sheriff (Vince Vaughn), der sich entscheiden muß, ob er das Leben seines Freundes retten wird und dafür möglicherweise sechs Jahre ins malaiische Gefängnis geht, wächst in diesem Film von einem egoistischen Kumpel zu einem Mann mit Ehre und Gewissen. Und er wird belohnt. Mit Geld? Ruhm? Oscar für die beste darstellerische Leistung? ...Sheriff bekommt die Liebe einer Frau (Anne Heche).
Böser Widersacher ist die malaiische Justiz, die so unnachgiebig Drogenhandel bestraft. Und das Böse ist unberechenbar. So muß auch der einheimische Richter (Richard Chang) wie ein Psychopath erscheinen. Er entwickelt sich innerhalb von Sekunden von einem sanftmütigen Lamm zu einer Furie, als die drohende Todesstrafe an einem US-Bürger zu einem internationalen Medienskandal wird. Jetzt muß Todesanwärter Lewis erst recht sterben.
Insgesamt wird der Schauplatz Malaysia auf sanfte Liebesgespielinnen, böse Straßengangs und exotische Landschaften reduziert. Die Guten sind die Amis und selbst die Journalistin M.J. Major (Jada Pinkett Smith) will doch nur Öffentlichkeit und eine heiße Story, mit dem angenehmen Nebeneffekt Lewis' Hals zu retten.
Das geht im Drehbuch daneben und sonst liegt auch anderes im Argen. Die Entwicklung der Figuren ist, wenn nicht vorhersehbar so doch viel zu konstruiert. Ruben fehlt das Händchen für die Zwischentöne und wieso? weshalb? warum? Vince denn während dieser wenigen Tage vom Feigling zum moralischen Helden wird, kann man kaum nachvollziehen. An seiner »Gegenspielerin« Beth, die zu seinem Gewissen wird, soll er sich reiben, um zu Erkenntnissen zu gelangen. Aber stattdessen wird dies in Form von aufgeregten Schlagabtauschen demonstriert. Szene reiht sich an Szene und steuert zügig auf ein verregnetes symbolträchtiges Ende ohne Spannung. Da helfen selbst vielfältige dramaturgische Kniffe nichts, die den Fluß der Story in unerwartete Bahnen lenken. Ruben setzt zu sehr auf seine Darsteller und läßt sie die Last der Geschichte tragen. Seine eigene Arbeit der mise en scène plätschert derweil im Hintergrund. Ein interessantes Thema, das leider zu schnell verbraten wurde. Es hätte auch ein bißchen mehr sein können.