USA 2012 · 92 min. · FSK: ab 6 Regie: Genndy Tartakovsky Drehbuch: Peter Baynham, Robert Smigel Musik: Mark Mothersbaugh Schnitt: Catherine Apple |
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Schöne, gute, banale Monster |
Schön und gut, dass nun endlich auch das Vampirfilmgenre bedient wird und seinen animierten Neuanstrich erhält. Nach der animierten Neuauflage des Westerns durch Gore Verbinskis Rango ist das sicherlich keine Überraschung, aber dass es sogar besser läuft als mit Rango, vielleicht schon. Hotel Transsilvanien brach nicht nur den amerikanischen Septemberrekord für ein Filmstartwochenende, er hat auch seitdem sämtliche Prognosen übertroffen.
Ein Grund dafür könnte die Stimmgebung der Charaktere im amerikanischen Original sein, die bislang in fast allen großen amerikanischen Anime-Produktionen äußerst delikat war und auch im Fall von Hotel Transsilvanien beachtenswert ist: die beiden männlichen Hauptcharaktere werden von Adam Sandler und Andy Samberg gesprochen. Dass sie damit fast so etwas wie eine Mainstream-Abbitte für ihren Flop Der Chaos-Dad leisten, ist allerdings nur eine weitere der vielen bitteren ironischen Wendungen im amerikanischen Filmgeschäft.
Die deutsche Synchronfassung ist bei weitem nicht so populär besetzt; ein Teil des Hauptpersonals wurde aus der Fernsehserie »Türkisch für Anfänger« rekrutiert. Dadurch wird von vorneherein verhindert, mehr zu hören, als es zu sehen gibt und das tut Hotel Transsilvanien sichtlich gut, da der Kern der Geschichte nicht viel mehr hergibt, als das, was schon einmal in Die Monster AG erzählt worden ist: Vampire und Monster jedweder Art seien an sich nicht die Bösen, es sind vielmehr die Menschen, vor denen sich in Acht zu nehmen ist. Eingekleidet wird diese Grundidee mit Versatzstücken aus Märchen, (Vampir-) Filmgeschichte und den üblichen Blödeleien: Graf Dracula, der ein geheimes Retreat-Hotel für die geschundenen Monster dieser Welt geschaffen hat, ist zwar mit seinem Hotel erfolgreich, hat jedoch Probleme mit der Erziehung seiner fast flüggen, spätpubertierenden Tochter, die er vor allem vor einem bewahren will: dem Kontakt mit Menschen. Der Rest dürfte sich leicht erraten lassen und auch die Art des Filmendes liegt auf der Hand.
Diesen Leerraum an erzählerischen und dramaturgischen Überraschungen füllt Genndy Tartakovsky in seinem Regiedebüt mit nahezu ununterbrochenen Action-Sequenzen auf – die 3D-Effekte sind marginal und wie die Story kaum der Rede wert. Bei Popcorn, Cola und mit ein paar Kindern lässt sich dieser hektisch pumpende und dumpf stampfende Rhythmus gut ertragen. Und wer nicht nach mehr fragt, dürfte dabei auch gut unterhalten werden und über den einen oder anderen netten Witz oder eine dumm-dämliche Monsterblödelei herzlich lachen können.
Und wem das nicht reicht? Oder irgendwie schon reicht, aber sich instinktiv oder reaktiv mit der Sehnsucht konfrontiert sieht, den eigenen Kindern die Filme zeigen zu wollen, ohne die Hotel Transsilvanien nicht denkbar wäre? Der muss sich nicht gleich von dem grandiosen Murnauschen Klassiker der Stummfilmzeit oder Herzogs Kinski-Interpretation von Nosferatu verstören lassen, sondern könnte es einfach mit einer früherern Variante komödiantischer Aufbereitung des Vampirstoffes versuchen, auch ein Klassiker inzwischen, aber egal: Roman Polanskis Tanz der Vampire.