USA 2015 · 90 min. · FSK: ab 6 Regie: Genndy Tartakovsky Drehbuch: Robert Smigel, Adam Sandler Musik: Mark Mothersbaugh Schnitt: Catherine Apple |
||
Entscheide Dich! |
Gut, wenns auch mal wieder anders geht! Nicht so wie bei Fack ju Göhte 2, wo nach einem guten ersten Teil, der zweite in den Dreck gefahren wird. Dann schon lieber so: Ein mieser, fantasieloser, viel zu hektisch geschnittener erster Teil und dann tatsächlich eine richtige Überraschung in Teil 2.
Dabei war nach dem Drehbuch zum ersten Teil von Hotel Transsilvanien tatsächlich nicht absehbar, dass nach einer dämlich-belanglosen Handlung noch irgendetwas rausholbar sein könnte, nachdem Dracula mit seiner Gutmonstmonsterschar letztlich dem Willen seiner Tochter nachgegeben und sie einen Menschen hatte heiraten lassen müssen.
Mit eben dieser Eherealität setzt Hotel Transsilvanien 2 ein und wie es sich für eine animierte Komödie in Zeiten von Patchworkdeckchen und inkonsistenten Lebenslinien gehört, läuft auch in dieser Familie nicht alles so, wie es soll. Es ist allerdings weniger der menschliche »Migrant« Johnny der zu stören angefangen hat, sondern das neugeborene Kind Dennis, dass nicht recht weiß, für welche Identität es sich entscheiden soll: Vampir oder Mensch. Dennis Eltern Johnny und Mavis sind ihm keine Hilfe – sie sind einfach zu sehr damit beschäftigt, nur das beste für ihn zu wollen, ihn wie gute Helikopter-Eltern das nun mal tun – zu verwöhnen. Nur Mavis Vater Graf Dracula will nicht lockerlassen, fordert nicht nur eine Entschscheidung, sondern wünscht sie sich für seinen Enkel verzweifelt herbei und schreckt – wie sollte es anders sein – vor nichts zurück, um einen weiteren Vampir in der Familie zu begrüßen.
Diese Grundkonstellation wird mehrfach variiert und gebrochen und in eine zweite Handlungsebene eingebettet, in der Mavis und Johnny bei Johnnys Eltern in der Menschenwelt machen. Aber nicht nur mit dieser kleinen Binnenrahmenhandlung, die Hotel Transsilvanien 2 endlich aus dem viel zu engmaschigen Monsterkorsett hinausführt, macht Genndy Tartakovsky diesmal alles richtig – vor allem die Dialoge und die immer wieder groteske und aberwitzige vorangetriebene Coming-of-Age-Kernhandlung um Dennis und seinen Großvater stimmt an allen Ecken und Enden, was wohl vor allem der Drehbuchbeteiligung von Adam Sandler geschuldet sein dürfte, dessen Handschrift wohltuend sichtbar ist. Zwar an keiner Stelle so extrem wie in seinen eigenen Produktionen, etwa der in Passagen verwandten Coming-of-Age Geschichte von That’s My Boy, aber es reicht, um den ganzen Film auf ein leicht subversives Niveau zu hieven.
Denn an fast keiner Stelle ertrinkt die Handlung – wie noch im ersten Teil – in sentimentalem Kitsch oder banalen Stereotypen. Sogar die Monster dürfen endlich das sein, was sie im ersten Teil nicht durften – mal böse, mal gut, aber immer überraschend. Vor allem der beißende Witz und die fein gestreuten politisch inkorrekten Sticheleien gegen gängige Erziehungsmethoden und die Überführung des Kernthemas in die gegenwärtige Migrationsdebatte, machen Hotel Transsilvanien 2 auch für Erwachsene zu einem Genuss, zeigt doch der Film auf fast schon perfide Weise, dass Akkulturation bei allem Gewinn immer auch Verlust ist oder wie es Bob Dylan in Silvio einmal formulierte: You give something up for everything you gain, so pay for your ticket and don’t complain.