USA 2017 · 90 min. · FSK: ab 0 Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin, Eric Guillon Drehbuch: Ken Daurio, Cinco Paul Musik: Heitor Pereira Schnitt: Claire Dodgson |
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Kopfschuss ins Hirn guten Humors |
Manchmal reicht einfach ein Blick in einen voll besetzten Kinosaal, um zu verstehen, was los ist: Es ist Sonntag Nachmittag. Das Wetter ist unstet, ein Gewitter angekündigt und der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Es ist dennoch warm und es wird wärmer, weil schnell klar wird, dass die Klimaanlage ausgefallen ist. Nach einer Abfolge von so viel mittelmäßigen Animationsfilmvorschauen, dass einem schon fast schlecht wird, beginnt endlich der Film, der lang ersehnte dritte Teil von Ich – Einfach unverbesserlich 3, der eigentlich der vierte Teil ist, denn vor diesem Teil kam vor zwei Jahren die Spinoff-Auskopplung Minions in die Kinos, die kunterbananenbunt erklärte, woher die Minions eigentlich kommen. Nun ist also Gru (als Erwachsener) wieder dabei und auch die anderen, üblichen Verdächtigen aus dem Minion-Universum.
Doch schon nach zehn Minuten wird deutlich, dass hier etwas nicht stimmt: Ich schlafe fast ein und um mich herum wird es immer unruhiger. Kinder stehen auf und holen sich noch mehr Getränke, aber nicht nur wegen der ausgefallenen Klimaanlage. Denn, zugedröhnt mit dem nächsten Schuss an Popcorn und Süßgetränk, stehen sie gleich wieder auf, reden, laufen umher, gucken dann und wann zur Leinwand, aber bei jedem der nur allzu eindeutigen Slapstick-Sequenzen oder dem Dummblödel-Gebrabbel der Minions gibt es – wenn überhaupt – nur ein paar Lacher in den ersten zehn Minuten, denn danach ist auch dem letzten Kleinmenschen klar, dass es rohrkrepierermäßig so weitergeht wie bisher, nur viel schlechter und damit tatsächlich: einfach unverbesserlich.
Einfach unverbesserlich heißt vor allem im Geist jenes Franchise-Hollywoods, das sich nichts mehr traut als auf Sicherheit zu setzen, das angstbesetzt jeden Ausrutscher vermeiden will, um bloß kein Geld zu verlieren. Und deshalb in einen Film wie Ich – Einfach unverbesserlich 3 alles packt, was nur gefallen könnte, so dass die Parallelhandlungen schon bald kaum mehr überschaubar sind und erst recht nicht die Zitate, mit denen hier auf brachialste Weise versucht wird, auch noch den letzten Erwachsenen abzuholen. Und so erzählt sich dann auch der Film: Gru und Luzy werden aus der Anti-Verbrecher-Liga ausgestoßen, weshalb Gru in seinem Frust die Minions verstößt, weshalb er seinen Zwillingsbruder kennenlernt, weshalb er sich dann doch wieder auf was Böses einläßt, aber eigentlich nur Gutes will, nämlich Balthazar Bratt ein Bein stellen, der wiederum Hollywood ein Bein stellen will, indem er es einfach ganz vernichten will.
Und so geht es, wie schon ein oder zwei Mal gesagt, weiter, defragmentiert sich die Handlung – so wie unsere westlichen Gesellschaften nun mal sind – in immer mehr Handlungs- und Informations-Blasen, taucht Marilyn Monroe ebenso auf wie die 1980er und ihre Arcade-Ästhetik, werden ganze Handlungsstränge von Chris Columbus so viel besserem und völlig zu Unrecht verrissenem Pixels übernommen und dann auch noch die Minions als Retter in der Not instrumentalisiert und ein derartig blödes Ende hinkonstruiert, dass man eigentlich nur noch von Verachtung und Zynismus der Macher sprechen kann und sich wutentbrannt nur noch eins fragt: wie faul muss das Fleisch eines Hamburgers denn noch sein, bis es nicht mehr gegessen wird?