Großbritannien 1996 · 106 min. · FSK: ab 6 Regie: Franco Zefirelli Drehbuchvorlage: Charlotte Brontë Drehbuch: Hugh Witemore Kamera: David Watikin Darsteller: Charlotte Gainsbourg, William Hurt, Joan Plowright u.a. |
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Nach einer harten Kindheit und Jugend findet Jane Eyre (Charlotte Gainsbourg) endlich ein wahres Zuhause durch ihre Anstellung als Erzieherin auf dem Landgut Thornfield Hall. Als sie sich schließlich in ihren Arbeitgeber Edward Rochester verliebt, steht den beiden erst Edwards geistig verwirrte Ehefrau im Weg, die er vor den Menschen versteckt hält.
Der englische Film lebt zu weiten Teilen von der englischen Literatur, so ist es nicht verwunderlich, daß nun wieder mal das Buch »Jan Eyre« von Charlotte Bronte zur Verfilmung fällig ist. Die Standardaussage »Das Buch war besser«, sei hier rein notorisch schon mal gemacht, auch wenn’s nicht immer richtig ist.
Nachdem sie bis zu ihrem zehnten Lebensjahr als Stiefkind bei einer angeheirateten Tante gelebt hat und auch ebenso behandelt wurde, wird Jane Eyre in ein Mädchenstift verfrachtet. Der häufigste Vorwurf, der ihr bis dahin begegnet, ist der der Falschheit. Jane verhält sich jedoch im Gegenteil durch ihren offenen Widerstand auf unbotmäßige Art sehr ehrlich. Als der Stiftsleiter ihrer einzigen Freundin, Helen, um der Eitelkeit vorzubeugen, die schönen, roten Haare abschneiden will, opfert auch Jane aus Protest ihre Haarpracht. Mit stummem Stolz tritt sie so einer Erwachsenenwelt entgegen, mit der sich nicht reden läßt.
Zehn Jahre später reist Jane nach Thornfield Hall, um ihre ersten Anstellung als Gouvernante anzutreten. Edward Rochester, der Gutsherr, ein frustrierter Sarkast, behandelt sie zunächst ruppig und spöttisch, scheint aber ihre geradlinige Offenheit zu schätzen. Eine unstandesgemäße Liebe entspinnt sich zwischen den beiden, die erst über schicksalshafte Umwege zur Erfüllung gelangt. Der Entwicklung dieser Liebe widmet Zeffirelli sein Augenmerk, nachdem er den Zuschauer durch eine, trotz vorhersehbarer oftgesehener Bestandteile, spannende Exposition einzuführen vermag. Auch die ruhigen Passagen, die die verkrampften Gefühlswelten Edwards und Janes skizzieren, sind recht schön anzuschauen, doch immer wenn der Regisseur die Handlung vorantreiben muß, so etwas wie 'Action' entstehen soll, wirken die Szenen holprig und befremdend. Als sich Jane und Edward endlich mal ihre Liebe gestehen, erleben wir nicht den ersehnten Gefühlsausbruch zweier unterkühlter, einsamer Seelen, sondern ein gestammeltes Pflichtprogramm mit Bussi. Auch der Großbrand auf Thornfield Hall mit eingebautem Selbstmord der irren Ehefrau und tragischem Unfall des Gatten erreicht allenfalls »Schwarzwaldklinik«-Niveau. Das gesamte Ende – Jane erbt, kriegt einen heiratsantrag, kehrt zum invaliden Edward zurück (im Buch ein paar hundert Seiten) – wurde pflichtschuldigst hintendran geklebt, um der erwarteten Form gerecht zu werden. Dann aber hat der Film bereits jede Spannung verloren, auch die Aufmerksamkeit des Zuschauers ist nichts weiter als höfliches Harren des unglaubwürdigen Ausgangs aus Respekt den Hauptdarstellern gegenüber. Denn William Hurt spielt nach langer Zeit mal wieder was anderes als den immergleichen blitzgescheiten Langweiler, und das tut seinem Anblick sehr gut, und Charlotte Gainsbourg unternimmt nichts, ihren durch seltene, glanzvolle Auftritte errichteten Filmruhm zu zerstören. Wenn wir Teile von Jane Eyre ein bißchen doof finden, dann schauen wir halt einfach auf ihr ernstes Gesicht und ihren schönen langen Hals und alles is prima.