USA 2013 · 105 min. · FSK: ab 0 Regie: Jon Turteltaub Drehbuch: Dan Fogelman Kamera: David Hennings Darsteller: Robert De Niro, Morgan Freeman, Kevin Kline, Michael Douglas, Mary Steenburgen u.a. |
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Club der alten Herren |
Ein Junggesellenabschied in Las Vegas und vier Freunde, die es noch einmal richtig krachen lassen wollen. Das klingt nach einer Neuauflage der Erfolgskomödie Hangover (2009). Nach einem bösen Kater. Einer verrückten Nacht. Und grenzüberschreitendem Humor. Das Pikante daran: Die Protagonisten sind betagte Herren, die den Großteil ihres Lebens schon hinter sich haben. Alles andere als typische Partylöwen also. Und doch: Last Vegas – das zeigt schon der Trailer – kokettiert durchaus mit den Konnotationen, die Titel und Grundidee hervorrufen. So darf die in Hangover beschworene Selbstversicherung »What Happens in Vegas, Stays in Vegas!« auch hier nicht fehlen. Sex ist mehrfach Thema. Und der Zuschauer muss einen frivol-ausgelassenen Bikini-Contest über sich ergehen lassen, bei dem die vier Freunde als Juroren in Erscheinung treten. Bestünde die Komödie allein aus diesen mitunter recht peinlichen Momenten, müsste man sich ernsthafte Sorgen machen um die Hauptdarsteller Michael Douglas, Robert De Niro, Morgan Freeman und Kevin Kline. Vier Hollywood-Größen, die ihrer Profession – zumindest in der Vergangenheit – einige Ehre erwiesen haben.
Glücklicherweise ist Last Vegas ein filmgewordenes Zwitterwesen, das seine albernen Provokationen und reißerischen Elemente schon durch den sehr gemächlichen Erzählduktus konterkariert. Eine zunehmend eskalierende Absurditäten-Parade, wie sie sich in Hangover Bahn bricht, sucht man vergebens. Denn der Film will vor allem eines sein: eine Ode an die Freundschaft. Das natürlich in gewohnt pragmatischer Hollywood-Manier. Ein bisschen rührselig, ein bisschen ernsthaft, oftmals vorhersehbar, behaglich und affirmativ. Der Sehnsuchtsort Las Vegas entpuppt sich mehr und mehr als Chimäre, die den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge verstellt. Missverständnisse und lange gehütete Geheimnisse bedrohen die freundschaftliche Beziehung. Altersbedingte Zweifel brechen hervor. Und am Ende steht die Erkenntnis, dass Freunde zu den größten Geschenken des Lebens gehören.
Schön wäre es gewesen, wenn das Drehbuch seine Thematiken ein wenig überzeugender ausgebreitet, sich selbst mehr über den Weg getraut hätte. Ohne nach abgeschmackten Provokationen zu fischen. Sich unnötig zu verstellen. Denn dann hätte Last Vegas ein rundum gelungener Film werden können. So lebt die Rentnerkomödie vor allem von ihrem Ensemble, das immerhin ein ganzes Stück Leinwandgeschichte verkörpert. Vier Stars, die erfreulicherweise nicht damit beschäftigt sind, sich selbst ins beste Licht zu rücken. Sondern im spielerischen Miteinander den Eindruck einer fast 60 Jahre währenden Freundschaft glaubhaft vermitteln können. Die Darsteller nehmen ihre Figuren ernst und lassen sie nicht zu bloßen Lachnummern verkommen. Was umso erstaunlicher ist, als die typgerechte Besetzung eigentlich anderes befürchten lässt. Schließlich gibt Michael Douglas einmal mehr den sonnengebräunten Playboy, der seine deutlich jüngere Freundin nach langem Zaudern endlich zur Frau nehmen möchte. Während Robert De Niro, wie so oft in letzter Zeit, als verbitterter Misanthrop eine säuerliche Miene aufsetzen darf. Morgan Freeman spielt den gutmütigen alten Mann, dessen Präsenz angenehme Ruhe ausstrahlt. Und Kevin Kline ist, wenngleich er mit seinem Frührentnerdasein hadert, der Spaßvogel in der Runde.
Sicherlich ist Last Vegas nicht viel mehr als charmantes Wohlfühlkino, das nur oberflächlich von der Schwierigkeit des Älterwerdens zu berichten weiß. Dennoch gelingt es dem Film am Ende, kleine Denkanstöße zu liefern. Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit spürbar zu machen. Und aufzuzeigen, dass Freundschaften – so banal diese Erkenntnis auch sein mag – etwas Besonderes sind. Oftmals lange gewachsen. Und nicht bloß einen Klick weit entfernt, wie es in unserem digitalen Zeitalter mit all seinen vermeintlich sozialen Netzwerken manchmal den Anschein hat.