USA 1996 · 130 min. · FSK: ab 12 Regie: Milos Forman Drehbuch: Scott Alexander, Larry Karaszewski Kamera: Phlilippe Rousselot Darsteller: Woody Harrelson, Courtney Love, Edward Norton, Brett Harrelson u.a. |
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(Foto: Columbia TriStar) |
Larry Flynt ist der Herausgeber des Hustler-Magazins – der harte kleine Bruder von Playboy und Penthouse. Eines der umstrittensten Titelbilder des Hustlers zeigt eine nackte Frau, die durch einem Fleischwolf gedreht wird. Flynt hat ein millionenschweres Verlags-Imperium damit aufgebaut, Frauen oder besser deren Abbilder zur Fleischbeschau auszustellen. Insofern ein durchaus ehrliches Bild: Flynt, der Metzger mit dem Frauenkörper als Ware.
Aber so einfach ist die Geschichte des Sex-Verlegers nicht erzählt. Larry Flynt hat einen interessanten und tragischen, einen zwielichtigen und triumphalen Lebensweg hinter sich. Auf der Suche nach dem amerikanischen Traum -vom Schnapsbrenner zum Millionär- wird er nicht nur vor Gericht zur Zielscheibe der moralischen Öffentlichkeit und geht aus einem Attentat von der Hüfte abwärts gelähmt hervor. Er sucht sein Glück in »a different variety of vaginas, pussies« und in der Liebe zur Frau seines Lebens; er wollte nichts anderes als »etwas Geld verdienen und etwas Spaß haben« und endet mit diesem Streben immer wieder vor dem Richter.
Milos Forman hat diese Geschichte des amerikanischen Underdogs aus Kentucky in Szene gesetzt und damit nach über sechs Jahren wieder einen Film und über 12 Jahre nach Amadeus wieder einen Oscar-Wurf auf die Leinwand geboren. Das Thema paßt zu Forman: ein Außenseiter, ein Andersdenkender, der auf seine eigene Art den Kampf um die Durchsetzung seiner Lebensweise kämpft; ähnlich begann der Prager Filmstudent Forman sein Schaffen in der Tschechei mit seinem Erstling Der schwarze Peter (1963) und ähnlich war auch sein erster Oscar-Erfolg Einer flog über das Kuckucksnest (1973) angelegt. Für Larry Flynt ist er zum dritten mal für den Oscar nominiert. Für die beste Regie und gemeinsam mit seinem Hauptdarsteller Woody Harrelson für die beste männliche Hauptrolle.
Aber nicht nur Harrelson ist gut, auch Edward Norton in der Rolle des jungen Anwalts von Flynt ist einfach großartig und -womit man am wenigsten rechnen konnte- Cortney Love bietet ein erstaunliches Schauspieldebüt in der weiblichen Hautrolle als Flynts Lebensgefährtin Althea Leasure. Und eine nette Besetzung am Rande ist der »echte« Larry Flynt in einem Cameo-Auftritt als Richter Morrissey – der Mann, der Flynt 1976 zu 25 Jahren Gefängnis verurteilte.
Eine in sich schon wieder komische Begebenheit ist die 'Zensur' des Filmplakates in den USA. Der dortige Verband der Kinobesitzer hatte sich darauf geeinigt, daß das ursprüngliche Plakat dem amerikanischen Publikum nicht zuzumuten sei und so durchgesetzt, daß der Verleih den Film mit einem harmloseren Bildchen beworben hatte. Bei uns kommt der Film mit dem »Flynt in Windeln zwischen zwei Schenkeln gekreuzigt – Motiv« und so können wir uns rühmen, zumindest Filmplakate
zu belassen, wenngleich der amerikanische Hustler in Deutschland nicht (oder nur über Porno-Läden) vertrieben werden darf.
Eine verklemmte Welt ist das und Forman führt sie uns vor Augen.