USA/GB/D 2004 · 109 min. · FSK: ab 12 Regie: Richard Eyre Drehbuch: Jeffrey Hatcher Kamera: Andrew Dunn Darsteller: Billy Crudup, Claire Danes, Rupert Everett, Tom Wilkinson, Zoe Tapper u.a. |
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Schön mit Schnäuzer: Der König und seine Maitresse |
London Sechzehnhundertnochwas. Ein Star macht Furore. Er spielt Shakespeares Desdemona mit herzerweichendem Pathos. Männer wie Frauen liegen ihm zu Füßen. Und doch: die Schöne ist ein Mann. Denn Frauen auf der Bühne seien schamlos – so schrieb es einst das Gesetz vor. Denn immerhin: »Was ist schon so Besonderes daran, wenn eine Frau eine Frauenrolle auf der Bühne spielt? Das ist keine Kunst!«, findet auch Edward, die Heldin auf den Brettern, die die Welt bedeuten.
Und so muss sich die Garderobiere der maskulinen Bühnenheldin damit begnügen, heimlich in einer zwielichtigen Spelunke ihrer Leidenschaft zu frönen – der Schauspielerei.
Starruhm schwindet schnell – heute wie einst. Edward macht sich auf dem Zenits seines Ruhmes mächtige Feinde – darunter auch die schauspielambitionierte Maitresse des Königs. Und schon ist er auf dem Abstellgleis: Plötzlich sollen, per königlichem Dekret, nur noch Frauen Frauenrollen spielen – how shocking! Und urplötzlich steigt die Zofe des einstigen Stars zum Sternchen auf
Der Film schwelgt augenzwinkernd in der Maskeradelust der damaligen Zeit: Köstlich anzusehen, wie der Herrscher zum persönlichen Amüsement in Frauenkleider schlüpft – trotz Bart zwar lustig, aber keineswegs lächerlich – sondern eben: ganz er selbst.
Dies ist kein Kostümfilm à la Shakespeare in Love. Dies ist ein Film über das Frausein und das Mannsein und vor allem das Menschsein überhaupt. Und witzig ist er außerdem. Da ist der Mann, der Frauenrollen so gut verkörpert, dass ihm das Mannsein abhanden gekommen ist. Da ist die Frau, die Frauenrollen deklamiert, indem sie einen Mann kopiert, der Frauen spielt. Letztendlich können alle nur ihr Glück finden, wenn sie ihrer Bestimmung folgen: der Mann als Mann, die Frau als Frau, der Mensch als Mensch.
Der perfekte Film zum Ausklang des Sommers: charmant und stimmig, ein bisschen melancholisch und herbstzeitlos, irgendwie.