Frankreich/Schweiz 2000 · 102 min. · FSK: ab 12 Regie: Claude Chabrol Drehbuch: Caroline Eliacheff, Claude Chabrol Kamera: Renato Berta Darsteller: Isabelle Huppert, Jacques Dutronc, Anna Mouglalis, Rodolphe Pauly u.a. |
Wie eine Spinne sitzt sie in der Mitte des Netzes. Hält alle Fäden fest in der Hand: Marie-Claire »Mika« Muller (Isabelle Huppert) lenkt die Geschicke der vom Vater geerbeten Schokoladenfabrik. Waltet als Kopf und Herz ihrer kleinen Familie – ihr Mann der schlafwandlerische Pianist Polonski, den sie eben zum zweiten Mal geheiratet hat. Ihr skeptischer Stiefsohn Halbwaise von Polonskis bei einem (angeblichen?) Unfall umgekommener voriger Frau. Mika tut das alles ebenso bestimmt wie höflich, mit eiserner Faust im samtenen Damenhandschuh. Alles ist perfekt, zumindest an der Fassade. Alles scheint unerschütterlich, selbst als die junge Jeanne auftaucht und erzählt, wie sie bei der Geburt für kurze Zeit mit Polonskis Sohn vertauscht wurde. Jeanne – die so ungewöhnlich gut Klavier spielt und Polonskis voriger Frau so ähnlich sieht...
Merci pour le chocolat ist wahrhaft Resultat eines meisterhaften Altersstils, und nichts ist hier so einfach, wie es scheint. In völliger Schlichtheit, von allem offensichtlichen Aufhebens gereinigt präsentiert sich die Oberfläche. Aber es ist eine tief erfüllte Schlichtheit, in der jedes unscheinbare Detail aufgeladen ist mit Bedeutung, Verweisen, Verknüpfungen. Mit der eiskalten, fast behäbigen Ruhe eines Gerichtsmediziners seziert Chabrol die wohlhabend-bürgerliche Familie der Mullers, um ihr schwarzes, von Bösem triefendes Herz zu finden. Und kann sich dabei auf eine fantastische Isabelle Huppert verlassen, die atemberaubend präzise Mikas lächelnde Fassade Stück für Stück bröckeln lässt. Bis darunter eine komplexe, perverse Frau sichtbar wird, die zu spät merkt, dass sie sich in ihrem eigenen Netz verfangen hat.