USA 2013 · 116 min. · FSK: ab 0 Regie: Fred Schepisi Drehbuch: Gerald Di Pego Kamera: Ian Baker Darsteller: Clive Owen, Juliette Binoche, Valerie Tian, Bruce Davison, Navid Negahban u.a. |
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Gut gemeint, aber voller Klischees |
Denkt man an das Medium Film, so denkt man vermutlich an „bewegte Bilder“. Dabei sagt ein selbst aus der bildenden Kunst kommender visueller Meister wie David Lynch, dass Film die Kunst der richtigen Kombination von Bild und Ton ist, wobei beide Bereiche gleich wichtig sind. Das ergibt Sinn, schließlich reden wir von Film auch als einem audiovisuellem Medium. In Fred Schepisis romantischer Komödie Words and Pictures muss diese Einsicht erst gefunden werden. In dem Film liefern sich zwei Lehrer an einer Schule einen wilden Kampf darum, ob die Kraft der Wörter oder die der Bilder am größten ist.
Jack Marcus (Clive Owen) war einstmals ein gefeierter Schriftsteller. Doch schon lange leidet er an einer Schreibblockade und säuft. Inzwischen unterrichtet er Englisch in einem Internat in Neuengland. Aber aufgrund seiner schwindenden Kreativität und seines unsoliden Lebenswandels ist seine Stelle in Gefahr. Es kommt eine neue Kunstlehrerin an die Schule. Dina Delsanto (Juliette Binoche) ist eine erfolgreiche Künstlerin aus New York. Sie hat es in die Provinz verschlagen, da sie an rheumatoider Arthritis leidet. Aufgrund dieser Krankheit kann sie nicht mehr malen wie zuvor und ist zunehmend auf familiäre Hilfe angewiesen. Der große Junge Jack provoziert Dina sofort mit Wortspielen, die seine besondere Eloquenz demonstrieren sollen. Die kühle Dina hält dem die Kraft der Bilder entgegen. Die halb spaßige, halb ernsthafte Auseinandersetzung steigert sich immer mehr zu einem offenen Kampf, in den die beiden Lehrer ihre Klassen miteinbeziehen. Zugleich kommen sich die beiden Streithähne dabei menschlich immer näher...
Der von Gerald di Pego (Message in a Bottle, 1999) geschriebene Words and Pictures möchte der neue Club der toten Dichter (Peter Weir, 1989) für die Generation der ursprünglichen Fans von Peter Weirs Film sein, die inzwischen in das Alter der Lehrer gekommen sind. Das heimliche Grundthema des Films ist deshalb nicht dessen halbherzige Auseinandersetzung mit den Medien Bild und Sprache, sondern ein wehmütiges Rückblicken auf bessere Zeiten, angesichts mit dem zunehmenden Alter sichtlich schwindender Schöpfungskräfte. Der Englischlehrer Jack steht hierbei für einen Menschen, dessen sehr robustes Selbstbewusstsein ihn sein halbes Laben darüber hinweggetäuscht hat, dass er doch nicht ganz die große Nummer ist, für die er sich selbst stets hielt. Doch irgendwann muss er einsehen, dass er vielleicht doch keine Werke mehr schaffen wird, die ihn überdauern werden. Aber es gibt Hoffnung in Form der nächsten Generation. Nicht umsonst ist Jack ein wirklich guter Lehrer aus Passion. Ihm diametral gegenübergestellt ist die harte Malerin Dina, mit ihrem weichen Kern. Sie ist tatsächlich ein großes Talent, doch muss sie einsehen, dass sie aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr so kann, wie sie will. Dina lernt ihre Situation als Herausforderung zu begreifen, der sie mit großem Kampfgeist die Stirn bietet.
Das ist alles gut gemeint, nur leider auch extrem formelhaft. Es ist ein Glück, dass die Hauptrollen von Clive Owen und von Juliette Binoche gespielt werden. Doch obwohl sie ihr Bestes geben und die Chemie zwischen den beiden Schauspielern stimmt, können sie letztendlich nicht gegen die äußerst klischeehafte Anlage ihrer Charaktere anspielen. Alles an diesem Film wirkt, wie aus einem Standardkochbuch für angehende Drehbuchautoren. Das fängt schon bei so kleinen Details wie Jacks unsäglicher Hornbrille an. Es ist genau die Art von Brille, wie sie zu Zeiten von Adorno tatsächlich von Intellektuellen getragen wurde. Heute tragen sie eher sich intellektuell wähnende Hipster oder eben Intellektuelle darstellende Schauspieler in einem typischen Hollywoodfilm. Ähnlich offensichtlich und zugleich lieblos ist der „große Kampf der Wörter und Bilder“ im Film. Während Jack wie ein sich selbst oberschlau wähnender Schuljunge grinsend einen Schwall an bestens bekannten Zitaten und weiteren Plattitüden und Allgemeinplätzen von sich gibt, produziert Dina in artistischen Posen arthritische Kunst.
Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass diese Bilder tatsächlich von Juliette Binoche für den Film gemalt wurden. Dies gibt dem Film immerhin einen Hauch von Authentizität, der diesem zielgruppengerechten Retorten-Produkt eines anvisierten Kassenschlagers nicht ganz schlecht zu Gesicht steht. Doch während Peter Weir mit dem Club der toten Dichter bewies, dass ein anvisierter Kultfilm trotz überbordenden Kitsches tatsächlich zum Kult werden kann, wenn man wirkliches Herzblut hineinsteckt, so ist Words and Pictures einfach ein zwar recht nettes, aber letztlich auch sehr kaltes und vor allem völlig belangloses Produkt von der Stange, das spätestens nächstes Jahr vollkommen vergessen sein wird.