ARTECHOCK | |
Wettbewerb:
HAÏTI: UDEN TITELJørgen Leth, R.a. | |
Herkunft: | Dänemark 1995 |
Material: | 35mm, Farbe |
Dauer: | 79 min. |
Inhalt: |
Das Festivalmotto "Auf der Rückseite des Spiegels" verdichtet sich in Jorgen Leths exotistischem Panoptikum auf anschauliche Weise. Einmal mehr werden in dieser sogenannten Dokumentation eurozentrische Neurosen vor dem Hintergrund eines "schwarzen Kontinents" thematisiert. Voodoozeremonien, gefletschte Zähne, angesengte Leichen, halbnackte Damen: die Hitliste des ethnographisch angehauchten Voyeurismus wird erbarmungslos abgefrühstückt. Dabei gelingt es dem Filmemacher, die organische Verknüpfung zwischen Völkerschau und Peep-show ins MTV-Zeitalter zu katapultieren. Wo der UFA Kolonialfilm noch mit umständlichen Zwischenschnitten Plüschaffen mit Afrikanern gleichsetzte, genügt heute eine Prise Sounddesign auf 12 Einzelbildern eines schwarzen Mundes, der das Wort "unmenschlich" zischt. Die Hauptprotagonisten dieses Filmes sind dementsprechend eine weisse Photographin und ein US Offizier, die beide auf ihre Weise mediale und militärische Präsenz zeigen. Der Logik des Panoptikums folgend, entbehren all diese filmischen Trophäen jeglichen Zusammenhangs. Was sie jedoch auf penetrante Weise enthüllen, ist der eurozentrische Zerrblick, den die Festivalmacherinnen uns heuer ersparen wollten. hist |