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vortrag friedemann malsch jenseits der euphorie. was vom mythos video bleibt
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Die Videokunst hat heute weitestgehend die Anerkennung als künstlerische Gattung, die in öffentlichen Sammlungen und Galerien vertreten ist, erlangt. Doch die allgemeinen Akzeptanz ist, ähnlich wie bei der Fotografie, erst mit einer großen zeitlichen Verzögerung eingetreten. Man kann bei Lucio
Fontana, der 1952 mit seinem Manifest einen Ausgleich der Positionen
Marinettis und Brechts herbeigeführt hatte, eine Wurzel
der Videokunst sehen. Der Futurist Marinetti hatte schon in den
frühen 30er Jahren die Möglichkeiten der auf Sendetechnik
beruhenden Medien als Kunst erkannt und formuliert, während
Brecht große Bedenken gegen die Technisierung der Gesellschaft
geäußert hatte. Die Ausstellung Nam June Paiks 1963 in Wuppertal
gilt traditionellerweise als Geburtsstunde des Künstlervideos.
Die vom Künstler technisch manipulierten Bildröhren
wurden bei der Ausstrahlung des normalen Fernsehprogramms sowohl
von dem zappenden" Besucher als auch durch den Zufall gelenkt.'Interaktivität'
war also nur begrenzt möglich. In der Folgezeit erlebte
die Videokunst einen kometenhaften Aufstieg. Von der ersten 'Medien'-Dokumenta
1977 bis hin zu der 1989 (und der 1996?). Für die Etablierung
im Kunstmarkt war die Ausstellung "Videoskulptur" im Kölner
Kunstverein von Wolf Herzogenrath organisiert bedeutsam. Diese
Ausstellung, die den Begriff der Videoinstallation prägte,
war wegweisend für die heutige Position der Videokunst. Blickt man auf die von Walter Benjamin ins Spiel gebrachte kontextuelle Dimension, also eine veränderte Rezeption durch ein verändertes Publikum, so eröffnen sich neue Perspektiven bei der Betrachtung der Videokunst. Die Fernsehgeneration mit ihrer individualisierten, oberflächlichen en passant-Rezeption des Gesehenen stellt einen fundamentalen Unterschied zum Kinopublikum dar, das in der ersten Jahrhunderthälfte Filme im Kinosaal wie bei einem Ritual aufnahm. Dieser Wandel der Rezeption muß in seiner spezifischen Signifikanz erfaßt werden, um die zeitgenössische Kunst und auch das Video unvoreingenommen betrachtenen zu können. Dadurch, daß in den 90er
Jahren Video nicht mehr "neu", sondern als Kunst akzeptiert ist,
kann eine qualitative Bewertung der Videos im Zusammenhang mit
der breiten Diskussion um Kunst ermöglicht werden. Dietlind von Pfeffer und Rasmus Kleine Um Stellungnahmen und Diskussionsbeiträge wird gebeten. | |
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