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magazin



 
vortrag
hans-peter schwarz
die neuen medien - museumsreif?

vortragsreihe der fachschaft kunstgeschichte im januar und februar

Museum meets Mickey Mouse? - Walter Benjamins Bestimmung der Kunst "als antizipatorischer Brückenschlag zu noch unbewußten Ausformungen der Lebenswirklichkeit", die ironischerweise am Beispiel der Mickey Mouse exemplifiziert wird, bildet für Hans-Peter Schwarz auch den Ausgangspunkt für die Kunst, die er vorläufig die "interaktive multimediale Medienkunst" nennt.

Unsere Lebenswirklichkeit, das sind die neuen Medientechnologien, die sich rüsten, zur bestimmenden ökonomischen und politischen Kraft des 21. Jahrhunderts zu werden. Durch das "interaktive multimediale Medienkunstwerk" erfährt der Betrachter-Rezipient diese Lebenswirklichkeit mit ihren Brüchen und Gefahren am eigenen Leibe - durch die aktive Mitgestaltung in dieser Lebenswirklichkeit, also im realen Raum. Das Medienkunstwerk entwickelt sich somit als Prozeß der Bewußtseinsmachung mit dem Rezipienten und im Raum des Rezipienten. Und nicht zuletzt auch - exhibitionistisch. Der Rezipient erfährt sich vor und damit auch durch die anderen Museumsbesucher.

Es geht bei dieser Kunst also nicht um die technische Reproduktion der Wirklichkeit, wie sie fast ausschließlich durch die kommerzielle Ausnutzung der "Virtual Reality" in Computerspielen und Themenparks zu finden ist und nicht zuletzt in der Inkunabel der Virtual-Reality-Konzepte, des Head-Mounted Displays, erfahrbar ist, sondern es geht um die Erfahrung des dialektischen Verhältnisses zwischen Virtualität und Realität. Die Außenwelt wird nie völlig ausgeschlossen. Die interaktive Medienkunst hat ihre Zukunft ausschließlich in diesem Zwischenraum. Und Kunst im Internet? Die erscheint hier weniger interessant, da der reale Raum des Betrachters keine Rolle spielt. Oder wird hier vor dem traditionellen Ort der Kunst - dem Museum - kapituliert? Internetkunst ist nicht museumstauglich.

Es ist nicht immer einfach zu unterscheiden. Die Kunst muß in der "Diaspora der Wissenschafts- und Unterhaltungsgesellschaft" ihre Existenzberechtigung immer wieder verteidigen. Die Museen treten in scheinbare Konkurrenz zu den Themenparks.

In Zusammenarbeit des Medienmuseums mit den künstlerischen Forschungsinstituten des Zentrums für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe (ZKM) soll der Austausch zwischen Medienpraxis, Medientheorie und Medienrezeption gefördert werden, die einer zukünftigen Medien-Kunst-Geschichte Gestalt verleihen könnte. Und auch das alte Fach, die "klassische" Kunstgeschichte habe bislang und könne auch in Zukunft ihre Anregungen zur Erweiterung von Methoden und Sichtweisen in der Auseinandersetzung mit der aktuellen Kunst erhalten.

Imke Bösch

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