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Kaum geht die umstrittene Veranstaltung "München im Kunstlicht" dem Ende
zu, schon wartet München mit zwei neuen Veranstaltungen zum Thema "Kunst
im Öffentlichen Raum" auf. Besonders vielversprechend ist das sog. Internationale
Forum "Kunst im Öffentlichen Raum - Der Stand der Dinge" - ein Symposium
das von der Akademie der Bildenden Künste in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat
der Landeshauptstadt München organisiert wurde und das viele interessante
Vortragende und Künstler aufzuweisen hat (siehe
Programm). Wem es nicht reicht, gleich am Freitag morgen um 10:00
Uhr (4.2.2000) zu dieser Veranstaltung anzutanzen, der sollte am Donnerstag
ab 18:00 die Gelegenheit nutzen, sich im Wintergarten des Residenztheaters
auf ein Kräftemessen mit der 23 Meter langen Installation "Der Digitale
Blick" (3. Feb. - 4. März, Künstlerin: Elisabeth Brockmann) einzulassen.
Leider wissen wir selbst noch nicht, ob sich das lohnt, aber wir hoffen
am nächsten Mittwoch davon berichten zu können. Euer artechock-Team |
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Im Jahre 1618 wurde in München die Schrift des französischen Denkers René Descartes (1596-1650) "Von der Methode" veröffentlicht. Lang ist es her und doch war der Einfluß weitreichend bis in unser, äh ins letzte Jahrhundert. Das cartesische Konzept legte die Regeln des Denkens fest. Vor allem eins schien sicher: Was der Mensch wahrnimmt, ob mit seinem wachsamen Auge, dem untrügbaren Ohr, dem Spürsinn seiner Nase oder dem spitzfindigen Handschlag: das war sie - die Welt, die uns umgibt. Eine 1:1 Wiederspiegelung all' der schönen und häßlichen Dinge unseres Lebens. Zu schön, zu anschaulich, um wahr zu sein. Und so trug man diese Vorstellung wieder zu Grabe, zu den gelobten Akten. Ja, das ehrgeizige Programm ist gescheitert. Und an diesem Sonntag hat uns Prof. Ernst Pöppel aus der Sicht des Hirnforschers den Beweis dafür geliefert. "Komplexität und Reduktion" - Der Titel müßte selbst den Gutmütigsten in die Flucht schlagen, wenn es nicht das Verdienst einer Vortragsreihe zu diesem Thema wäre, die Sachlage möglichst einfach und in ansprechendem Deutsch zu vermitteln. Das Kulturreferat München macht sich in Kooperation mit dem Humanwissenschaftlichen Zentrum der LMU Gedanken "wie die unübersichtlichen Daten, die wir in den Wissenschaften sammeln, übersichtlich werden, wie die vielfältigen Forderungen im gesellschaftlichen Leben strukturiert werden können, wie also bei aller Komplexität Wissen geschaffen wird, mit dem wir umgehen." Am Anfang steht natürlch die Frage nach dem Wissen. Die hatte schon Decartes gestellt, s.o. Und die stellte nun - die Ergebnisse seines Faches zusammenfassend - der Hirnforscher Prof. Dr. Ernst Pöppel vom Humanwissenschaftlichen Zentrum und Institut für Medizinische Psychologie der LMU. |
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an einem ort |
Das, was wir sehen, hören, riechen, tasten, so lernen wir, ist eben nicht eine passive Wiederspiegleung der Wirklichkeit. Das ganze stellt sich als viel komplizierter dar. Bei der Wahrnehmung der Welt nutzt unser Gehirn, so lernen wir, immer Erkenntnisse aus früheren Erfahrungen. Unvoreingenommen - das sind wir nie. Prof. Pöppel stellt uns auf die Probe. Er zeigt uns eine Fläche (vergleichbar einem Winkel) und bittet uns diese in 5 gleichgroße Teile zu zerlegen. Die Lösung ist, wir geben es offenherzig zu, nicht einfach. Aber es gibt sie! Prof. Pöppel bittet uns abermals eine Fläche (dieses Mal ein Rechteck) in 5 gleichgroße Stücke zu teilen. Das Ergebnis ist erschütternd. Diesmal zu einfach, als daß wir darauf hätten kommen können. Nach der Erfahrung mit der ersten Aufgabe denken wir inzwischen viel zu kompliziert. Doch damit nicht genug. Pöppel verrät uns, daß sich unsere unmittelbare Wahrnehmung in einem Zeitfenster von 3 Sekunden abspielt, d.h. während drei Sekunden sind wir in der Lage eine Sache als eine Einheit wahrzunehmen. Dann setzt ein "Updating" ein. Was noch vor 4, 5, 6 Sekunden wahrgenommen wurde, wird als Erinnerung mit dem jeweils aktuellen Zeitfenster verglichen. Wieder ein Beispiel: Der Profesor hält uns ein Blatt mit einem Liniengewirr vor Augen. Wir entdecken darin entweder eine Maus oder das Konterfei eines altgedienten Universitätsrats. Doch wir können nie mehr als drei Sekunden nur das eine sehen. Unsere Wahrnehmung springt um. Was wir auch nicht wußten: Vier Zwischenschritte sind die Nervenzellen voneinander entfernt. Das heißt alles beeinflußt alles. Es gibt nicht den reinen Denkakt oder das reine Gefühl.Und damit nun nicht alles ins reine Chaos eines haltlosen Updatings zwischen Denken und Gefühl stürzt, gibt es schließlich sogenannte Konstanzmechanismen zum Erhalt unserer Identität auch über die Zeit hinweg. Das Gehirn steigt aus dem Zeitfluß heraus, um Stillstand zu erzeugen, um zu kategorisieren, auch um zu vergessen. Das ist nun endlich die Reduktion von Komplexität, womit wir Hörer vorerst am Ende unserer Weisheit sind. Im Rahmen der Münchner Milleniumsgespräche "Wissen im 21. Jahrhundert" finden noch weitere Vorträge zum Thema "Komplexität und Reduktion" statt am: 13. Februar., 19. März, 16. April, 14. Mai, 18. Juni, 16. und 30. Juli 2000, jeweils um 11 Uhr im alten Rathaus. Darüberhinaus veranstaltet das Kulturreferat 3 Symposien zu den Themen: "Ort", "Philosophie der Geschichte" und "Religion und Wissenschaft" (Termine werden noch bekannt gegeben). |
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