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Die Galerie Oliver Schweden zeigt die erste Einzelausstellung
Rob Wynnes' in Deutschland. Seine neuesten Werke in ausgefeilten
Rauminstallationen sind zu sehen. Sie beinhalten seine Tapeten-,
Photo und Malereiarbeiten, die vielfach ihre Inspiration aus
Werken der Literatur, Oper und Kunstwelt beziehen und deren Rahmen
mit Textfragmenten daraus bestickt sind. Wynne's Arbeiten haben
auf den ersten Blick kaum mit dem Zeitgeschehen des ausgehenden
20.Jahrhunderts zu tun. Die Elemente, aus denen er seine Bilder
und Installationen zusammenstellt, findet er vor allem in der
Kunst früherer Epochen. Seine Quellen sind breit gefächert:
Er zitiert die ebenso gelehrten, wie eloquenten Schriftsteller
des 17. und 18.Jahrhunderts, kooptiert und verfremdet Versatzstücke
aus Naturstudien oder beispielsweise aus alten Graphiken. Aus
den literarischen Texten, die er verwendet, greift er nur Bruchstücke
heraus und stickt sie ohne jede Quellenangabe auf die Filzrahmen
seiner Bilder. in der Kombination der beiden Elemente Bild und
Text vermittelt er uns seine Tradition des Emblems - jenem gebildeten
Rätselbild, in dem ein Vers und eine symbolische Darstellung
zusammen eine verschlüsselte Botschaft vermitteln. I
shouldn't be here, that's why I'm here, heißt es auf einem
bestickten Filzrahmen; in dessen Bildteil eine Nonne unter einem
Baum hockend, von fliegenden männlichen Geschlechtsteilen
beglückt wird. Mit dem vergleichsweise schlichten Spiel
eines künstlich hergestellten Kontexts zwischen Bild und
Rahmen ist es bei Wynne allerdings noch nicht getan: Er weitet
die Bezüge auch auf die Wände aus, auf denen die Werke
hängen. Tausend Augen starren zwischen photographierten
Schattenrissen hervor, die nach Man Ray's Adaption gestaltete
Arcimboldo Jahreszeiten-Köpfe zeigen: und unzählige
bunte Schmetterlinge hinterfangen, auf ebenfalls siebgedruckten
Tapen, als sexuelle Anspielungen aus der Natursymbolik die komentierten
Werke mit erotischem Inhalt. Im Zwischenspiel von Tapeten
und Bildern, aber auch zwischen Bild und Text ist die Beziehung
in der diese Elemente zueinander gesetzt sind, nicht nur Sinn,
sondern auch Zweck. Denn der Kontext soll Zusammenhänge
nicht nur entschlüsseln; er soll sie zugleich auch in Frage
stellen. Wo genau liegen die Übereinstimmungen zwischen
den Abbildungen auf der Tapete und denen im Rahmen? Was sagt
der gestickte Text wirklich über den Inhalt der computergenerierten
Gemüsetintenstahlbilder aus? Was können sprachliche,
was bildliche Erläuterungen - "Rahmen" auch im übertragenen
Sinn - leisten? In den Fragestellungen, die Wynne hinter dem
erfrischenden Humor seiner Arbeiten formuliert, bewegt er sich
- ganz im Gegensatz zu dem Material aus dem er schöpft -
in der Gegenwart. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit
ca. 60 Seiten zum Preis von DM 45,-. (Pressetext Galerie Oliver
Schweden) |