0 1 3      2 3 0 9 1 9 9 7

magazin


rob wynne

in der galerie oliver schweden vom 10.september bis zum 31.oktober, di-fr 13.00-19.00 Uhr, sa 11.00-14.00 Uhr u.n. vbg.

"afterglow"


Die Galerie Oliver Schweden zeigt die erste Einzelausstellung Rob Wynnes' in Deutschland. Seine neuesten Werke in ausgefeilten Rauminstallationen sind zu sehen. Sie beinhalten seine Tapeten-, Photo und Malereiarbeiten, die vielfach ihre Inspiration aus Werken der Literatur, Oper und Kunstwelt beziehen und deren Rahmen mit Textfragmenten daraus bestickt sind.

Wynne's Arbeiten haben auf den ersten Blick kaum mit dem Zeitgeschehen des ausgehenden 20.Jahrhunderts zu tun. Die Elemente, aus denen er seine Bilder und Installationen zusammenstellt, findet er vor allem in der Kunst früherer Epochen. Seine Quellen sind breit gefächert: Er zitiert die ebenso gelehrten, wie eloquenten Schriftsteller des 17. und 18.Jahrhunderts, kooptiert und verfremdet Versatzstücke aus Naturstudien oder beispielsweise aus alten Graphiken.
Aus den literarischen Texten, die er verwendet, greift er nur Bruchstücke heraus und stickt sie ohne jede Quellenangabe auf die Filzrahmen seiner Bilder. in der Kombination der beiden Elemente Bild und Text vermittelt er uns seine Tradition des Emblems - jenem gebildeten Rätselbild, in dem ein Vers und eine symbolische Darstellung zusammen eine verschlüsselte Botschaft vermitteln.
I shouldn't be here, that's why I'm here, heißt es auf einem bestickten Filzrahmen; in dessen Bildteil eine Nonne unter einem Baum hockend, von fliegenden männlichen Geschlechtsteilen beglückt wird. Mit dem vergleichsweise schlichten Spiel eines künstlich hergestellten Kontexts zwischen Bild und Rahmen ist es bei Wynne allerdings noch nicht getan: Er weitet die Bezüge auch auf die Wände aus, auf denen die Werke hängen. Tausend Augen starren zwischen photographierten Schattenrissen hervor, die nach Man Ray's Adaption gestaltete Arcimboldo Jahreszeiten-Köpfe zeigen: und unzählige bunte Schmetterlinge hinterfangen, auf ebenfalls siebgedruckten Tapen, als sexuelle Anspielungen aus der Natursymbolik die komentierten Werke mit erotischem Inhalt.
Im Zwischenspiel von Tapeten und Bildern, aber auch zwischen Bild und Text ist die Beziehung in der diese Elemente zueinander gesetzt sind, nicht nur Sinn, sondern auch Zweck. Denn der Kontext soll Zusammenhänge nicht nur entschlüsseln; er soll sie zugleich auch in Frage stellen. Wo genau liegen die Übereinstimmungen zwischen den Abbildungen auf der Tapete und denen im Rahmen?
Was sagt der gestickte Text wirklich über den Inhalt der computergenerierten Gemüsetintenstahlbilder aus? Was können sprachliche, was bildliche Erläuterungen - "Rahmen" auch im übertragenen Sinn - leisten? In den Fragestellungen, die Wynne hinter dem erfrischenden Humor seiner Arbeiten formuliert, bewegt er sich - ganz im Gegensatz zu dem Material aus dem er schöpft - in der Gegenwart.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit ca. 60 Seiten zum Preis von DM 45,-.

(Pressetext Galerie Oliver Schweden)





galerien und museen
in muenchen

berichte, kommentare,
stellungnahmen

meinungen,
thesen, aktionen

kulturinformation
im internet