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Hinter den Kulissen: 15 Jahre Bavaria FilmTour
Beispielhaft für den Niedergang des Deutschen Films?

  09.05.1996
 
 
 
  Es ist unglaublich heiß. Die Maschinen laufen auf Hochtouren, der Mannschaft läuft der Schweiß über das Gesicht. Neben den dröhnenden Motoren steht jemand, der in Todespanik aus vollem Halse: „Schneller!!! Schneeeeeeelleeeeeeer!!!!“ brüllt und damit die bereits völlig erschöpfte Crew gnadenlos durch das U-Boot jagt.

Falsch geraten!

Diese Szene stammt nicht etwa aus Wolfgang Petersens berühmten Film „Das Boot“, sondern schildert lediglich das, was sich tag täglich nicht unweit der Sümpfe der Traurigkeit gleich neben Draculas Spukschloß abspielt.

Richtig geraten!

Bei oben so beschriebener Location handelt es sich natürlich um das Gelände der allseits bekannten Bavaria FilmTour, bei der ein „Filmtourführer“, seiner Gruppe gerade die Lebensbedingungen in einem U-Boot möglichst authentisch darzulegen versucht.
Was sich einst aus einem entsorgungstechnischen Notbehelf entwickelt hatte - wo sollte man mit dem riesigen, nicht seetauglichen U-Bootmodell hin? - mag ja zu Beginn der 80er Jahre noch einen wirklich spannenden Einblick in die damals aktuelle und blühende Filmindustrie geboten haben. Inzwischen kann man dort aber leider nur noch mit verfallenen, veralteten Kulissen und den Außenansichten der Produktionsstätten totgelaufener Talkshows oder von Daily Soaps, in denen nichts passiert, aufwarten. Ein immer kürzer werdender Ablauf der Tour und somit enttäuschte und über den nicht mehr gerechtfertigten Eintrittspreis verärgerte Besucher sind das Resultat. Die studentischen und großteils durchaus redegewitzten Filmtourführer geben wirklich ihr äußerstes, um mit völlig erschwindelten (aber dafür um so lustigeren) Anekdoten von Dreharbeiten die oftmals nörgelnden Besucher bei Laune zu halten. Daher steht und fällt die Bavaria FilmTour wirklich mit dem „Führer“, den man grade erwischt hat.
Aber es ist sicher nicht unsere Absicht, hier irgendwelche Marketinganlysen zu erstellen, das soll nun wirklich nicht unsere Sorge sein..(Moment- es wäre schon entfernt bedenklich, wenn diese Geldquelle einiger Artechock - Mitarbeiter völlig versiegen würde!)
Doch was ja wirklich bedenklich ist, ist das Faktum, daß der Niedergang der Bavaria FilmTour nicht von ungefähr kommt : In der Filmstadt am Geiselgasteig sind schlicht und einfach in den letzten Jahren keine nennenswerten Filme mehr gedreht worden. Und manche der realisierten Projekte, wie z.B. die Science-Fiction-Komödie „Die Sturzflieger“ von Peter F. Brinkmann mit Götz George, sind erst gar nicht in die Kinos gekommen. Aber die Filmtourbesucher können ja nicht ahnen, daß der Filmtourführer ihnen beim Gang durch die entsprechende Kulisse auch schon vor einem Jahr erzählt hätte, der Film würde „im Winter in die Kinos“ kommen.
O deutscher Film, was ist aus dir geworden.
Tja, schlechte Videoproduktionen sind nun mal billiger und Soaps mit Langzeitverträgen nun mal rentabler. Da hilft nur eins, Ihr filmbegeisterten jungen Menschen da draußen :
Act up! Verwirklicht Eure Ideen und dreht Filme! Am besten hier auf bewährtem bayerischen Boden!
Zögert nicht ! Rettet den deutschen Film! Rettet die Bavaria FilmTour !

Und errettet somit vor dem finanziellen Ruin Eure Nina

Nina Stuhldreher

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