Es ist unglaublich heiß. Die Maschinen
laufen auf Hochtouren, der Mannschaft läuft der Schweiß über das
Gesicht. Neben den dröhnenden Motoren steht jemand, der in
Todespanik aus vollem Halse: „Schneller!!!
Schneeeeeeelleeeeeeer!!!!“ brüllt und damit die bereits völlig
erschöpfte Crew gnadenlos durch das U-Boot jagt.
Falsch geraten!
Diese Szene stammt nicht etwa aus Wolfgang Petersens berühmten
Film „Das Boot“, sondern schildert lediglich das, was sich tag
täglich nicht unweit der Sümpfe der Traurigkeit gleich neben
Draculas Spukschloß abspielt.
Richtig geraten!
Bei oben so beschriebener Location handelt es sich natürlich um
das Gelände der allseits bekannten Bavaria FilmTour, bei der ein
„Filmtourführer“, seiner Gruppe gerade die Lebensbedingungen in
einem U-Boot möglichst authentisch darzulegen versucht. Was
sich einst aus einem entsorgungstechnischen Notbehelf entwickelt
hatte - wo sollte man mit dem riesigen, nicht seetauglichen
U-Bootmodell hin? - mag ja zu Beginn der 80er Jahre noch einen
wirklich spannenden Einblick in die damals aktuelle und blühende
Filmindustrie geboten haben. Inzwischen kann man dort aber leider
nur noch mit verfallenen, veralteten Kulissen und den
Außenansichten der Produktionsstätten totgelaufener Talkshows oder
von Daily Soaps, in denen nichts passiert, aufwarten. Ein immer
kürzer werdender Ablauf der Tour und somit enttäuschte und über den
nicht mehr gerechtfertigten Eintrittspreis verärgerte Besucher sind
das Resultat. Die studentischen und großteils durchaus
redegewitzten Filmtourführer geben wirklich ihr äußerstes, um mit
völlig erschwindelten (aber dafür um so lustigeren) Anekdoten von
Dreharbeiten die oftmals nörgelnden Besucher bei Laune zu halten.
Daher steht und fällt die Bavaria FilmTour wirklich mit dem
„Führer“, den man grade erwischt hat. Aber es ist sicher nicht
unsere Absicht, hier irgendwelche Marketinganlysen zu erstellen,
das soll nun wirklich nicht unsere Sorge sein..(Moment- es wäre
schon entfernt bedenklich, wenn diese Geldquelle einiger Artechock
- Mitarbeiter völlig versiegen würde!) Doch was ja wirklich
bedenklich ist, ist das Faktum, daß der Niedergang der Bavaria
FilmTour nicht von ungefähr kommt : In der Filmstadt am
Geiselgasteig sind schlicht und einfach in den letzten Jahren keine
nennenswerten Filme mehr gedreht worden. Und manche der
realisierten Projekte, wie z.B. die Science-Fiction-Komödie „Die
Sturzflieger“ von Peter F. Brinkmann mit Götz George, sind erst gar
nicht in die Kinos gekommen. Aber die Filmtourbesucher können ja
nicht ahnen, daß der Filmtourführer ihnen beim Gang durch die
entsprechende Kulisse auch schon vor einem Jahr erzählt hätte, der
Film würde „im Winter in die Kinos“ kommen. O deutscher Film,
was ist aus dir geworden. Tja, schlechte Videoproduktionen
sind nun mal billiger und Soaps mit Langzeitverträgen nun mal
rentabler. Da hilft nur eins, Ihr filmbegeisterten jungen Menschen
da draußen : Act up! Verwirklicht Eure Ideen und dreht Filme!
Am besten hier auf bewährtem bayerischen Boden! Zögert nicht !
Rettet den deutschen Film! Rettet die Bavaria FilmTour !
Und errettet somit vor dem finanziellen Ruin Eure Nina
Nina Stuhldreher
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