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Escapist Movies

  09.05.1996
 
 
 
  Ich leide gerade an fürchterlicher Einfallslosigkeit. Die Uni kommt langsam wieder in die Gänge, es ist doch schon recht warm, wenn nicht schwül, und das wirkt auf die sprudelnden Einfälle für das Schlaglicht immer wie ein Sedativum... (ja, mein Schwager ist Mediziner...). Wie war doch gerade der Ratschlag für die Kolumnenschreiber ohne Ideen? Schreib' über das, was Du gerade getan hast. Also los. Gerade bin ich aus dem Kino gekommen, die "Piratenbraut" habe ich mir angesehen - ich war direkt überrascht, wie sehr ich diesen Ausflug genossen habe, ohne mich an Continuity-Fehlern o.ä. zu stören. Diesen Film hat ja, ähnlich wie "Waterworld", eine Flut von Horror-Budget-Überzeihungs-Meldungen begleitet - irgendwie alles nicht so schlimm diesmal. Der erneute Erfolg dieses Filmtyps (gab es alles schon einmal in der großen Krise Ende der Siebziger), als wieder einmal die Menschen, von der Wirklichkeit enttäuscht, in Kino-Phantasiewelten "Schutz suchten", läßt für die Einspielergebnisse beispielsweise der neuen Star-Wars-Filme ab 1998 ja das Beste hoffen...

Der unfrisierte Gedanke der Woche

kommt diese Woche von Roland Emmerich - ich habe ihn beim Stöbern in der Homepage des Filmboards Berlin - Brandenburg entdeckt. Ich finde ihn sehr treffend (und vielleicht ist er für einige Filmstudenten von Wert...? ;-) Ich würde jedem jungen deutschen Filmregisseur oder Filmemacher oder wie immer er sich nennen mag, sagen: mach die Filme, die du willst, die du dir im Kino angucken willst. Mach um Gottes Willen nicht `nen Film aus Berechnung! Glaub nicht, daß Du glaubst wissen zu können, was die Zuschauer wollen, sondern versuch' den Film zu machen, in den du reinrennen würdest. Das wird manchmal total vergessen. Jeder ist Zuschauer. Manchmal siehst du hier in Deutschland Leute Filme machen, in die sie selber nicht reingehen würden. Diese Leute, die deutsche, ein bißchen schwermütigere komplizierte Filme machen, die frage ich manchmal: Warst du in dem Film? - Nein. - Warst du in dem Film? - Nein. Und dann: Warst du in "Der bewegte Mann"? - Ja, den hab' ich gesehen. Frag ich: Hast du den gemocht? - Nee, nicht so. Und ich: Warum bist' dann eigentlich reingegangen? Und warum bist du in die ganzen anderen Filme nicht reingegangen, die eigentlich so ein bißchen sind wie deine eigenen Filme? Und dann gucken die dich meistens so ganz entsetzt an, weil sie sich ertappt fühlen. Da ist doch was dran, oder?

Balthasar von Weymarn

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