"Nach fünf im Urwald" läuft und läuft
und... - wohl ein sogenannter Überraschungserfolg, jedenfalls in
München. Und man muß sagen in der deutschen Komödien-Armada
schneidet er qualitativ auch gar nicht schlecht ab, streckenweise
gibt’s sogar richtig gute Lacher. Trotzdem, eins fällt auf: die
Harmlosigkeit der Geschichte, die der Film mit all den anderen
aktuellen Komödchen des Landes teilt.
Also haben wir den Regisseur Hans-Christian Schmid gefragt, wie
er es denn so mit der Darstellung von Konflikten hält. Der sehr
sympatische Schmid meinte dazu, daß er die Streitereien im Film
ganz bewußt nicht zugespitzt hätte, da er die Geschichte nach
eigenen und erzählten Erlebnissen aus der Teenager-Zeit inszenieren
wollte. Und diese Erfahrungen mit Eltern und Freunden im
linksliberalen bürgerlichen Milieu waren nun mal nicht
dramatischer, zumindest in seiner Erinnerung. Es sollte ja ein
"realistischer" Film werden, in dem sich das junge und alte
Publikum wiedererkennen kann.
So weit, so gut. Das verweist letztendlich auf eine
Auseinandersetzung in der Filmtheorie, die fast so alt ist wie das
Kino selbst: Macht der an der Fotografie orientierte Realismus,
oder die phantasievolle Kreativität des Regisseurs, einen Film zum
Kunstwerk? Ich denke hier gibt es keine Entscheidung, beides ist
natürlich möglich. Und wenn man sich so unterschiedliche Filme wie
"Brazil" oder "Stromboli" ansieht, wird man mir wohl kaum
wiedersprechen können. Also ist es evidentermaßen völlig legitim,
Filme auf einer realistischen Basis zu inszenieren.
Schaut man sich nun "Nach fünf im Urwald" und all die
schlechteren Komödchen an, kommt eine Frage auf, die auch schon
öfter gestellt wurde: Gibt es denn in Deutschland keine packenderen
Realitäten, auf denen man den "realistischen" Film aufbauen könnte?
Sollte die Antwort wirklich "nein" sein - was ich nicht glaube -,
dann folgt die nächste Frage: Wieso erfindet niemand in unserem
Lande phantastische Welten, mehr oder weniger weit von dieser Welt
entfernt?
Aber nichts gegen "Nach fünf im Urwald".
Max Herrmann
P.S. Eine "realistische", deutschsprachige Komödie, in der die
Konflikte wunderbar zur Verschärfung des Humors beitragen, ist
"Indien", mit den österreichischen Kabarettisten Hader und
Harather. Wer ihn noch nicht gesehen hat, hat dazu ab 20. Juni
wieder Gelegenheit, denn der Film soll dann erneut bundesweit
aufgeführt werden.
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