Das Wetter war ihnen hold, ebenso die Stadt München, die die
Veranstaltung wohl in letzter Minute doch noch genehmigte - trotz
der alten Münchner Anwohnerproblematik. Viel Glück also für die
Veranstalter des Kino Open Airs am Königsplatz, aber haben sie das
verdient?
Die Karten zu 13,- und 18,- Mark, für Wiese und Bestuhlung,
waren für das Gebotene deutlich zu teuer, aber was tut man nicht
alles in einer lauen Sommernacht?! 250 Quadratmeter Leinwand klingt
zunächst ja nicht schlecht, in einem Kinosaal ist das auch
traumhaft, aber für den Königsplatz bei weitem nicht genug. Was
bedeutet, daß man 18 Mark für die weiter vorne stehenden Stühle
berappen muß, wenn man ein Gefühl von Kino bekommen will, und
selbst dann sollte man nicht in den hinteren Reihen sitzen.
Genausowenig hatte der Ton etwas mit Kino zu tun, zuerst zu leise -
man denkt an die Anwohner - dann lauter, aber recht wabernd. Und
das, obwohl sich am Sonntag kein Lüftchen rührte.
Zu allem Überfluß gab es auch noch eine zehnminütige Pause, in
der die Filmrollen gewechselt werden mußten. Jeder Kinobesuch zeigt
uns, daß es dafür eine technische Lösung gibt, tatsächlich gibt es
sogar mehrere: Ob es nun zwei Projektoren sind, mit denen man von
einem Akt auf den nächsten umblendet, oder ein Tellersystem, auf
dem der ganze Film liegt, jedenfalls ist eine Pause so unnötig wie
anachronistisch.
Vielleicht wäre diese Kritik nicht so klar ausgefallen, wenn es
sich bei dem aufgeführten Film nicht um "Blade Runner" gehandelt
hätte. Denn dieser Film lebt gerade durch die gewaltigen Bilder,
die von der Musik hervorragend unterstützt werden. Er ähnelt in
dieser Hinsicht einem komplexen Gemälde, das den Wunsch nach
Kontemplation hervorruft, die nur durch eine präzise Vorführung
ermöglicht werden kann. Und eine Pause zum Pinkeln, oder zu was
auch immer, nimmt dem letzten Betrachter die Möglichkeit, in sich
und den Film zu versinken. Außerdem sollten Blasenschwache aufs
Klo, und nicht ins Kino, gehen.
Ein Gutes hatte die verhaßte Pause dennoch: man konnte sich an
den Ordnern vorbeischleichen, um in den vorderen, bestuhlten
Bereich zu gelangen. Wie gesagt, dort war es für den Zuschauer noch
erträglich.
Max Herrmann
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