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Blood & Peanuts

  08.08.1996
 
 
 
 

Das Fantasy Filmfest ist 10 Jahre alt geworden und nach dem 10ten mal Horror und Grauen fragt man sich nach seinen Zielen. Die Veranstalter beschreiben diese im Vorwort des Programms: Als "Trüffelschweine" wollen sie dem Schauerfreund die Arbeit abnehmen, sich mühsam durch den Sumpf des Fimmatschs zu schnüffeln, um die kleinen Schätze des Genres zu finden. Mit solch einem Anspruch wirft man selbstverständlich die Frage auf, ob dies gelingt oder ob der Trüffel nicht manchesmal nach Stinkmorchel schmeckt.

Das Fantasy Filmfest bedient seit jeher eine Gegenszene. Gegen Mainstream, gegen Hollywood, gegen bürgerliche Moral und guten Geschmack. Ein Publikum, das sich gerne auch blutig unterhält, das lachen will, wo andere Menschen schreien. Horror ist für das Filmbuisiness, was Punk für die Musikszene war: Ein Freiraum ohne Tabus, ein Experimentierfeld am Rande des Erlaubten; nicht umsonst finden sich hier wie dort Indizierungen und Kürzungen durch FSK und Jugendprüfstelle.

Um solchen Filmen und dem Publikum, das sie liebt die Chance auf eine Kinoleinwand zu geben, dazu scheint das Faytasy Filmfest geeignet. Allerdings bleibt dann strittig was Previews großer Produktionen und Serienpromotionen dort zu suchen haben. Insgesamt betrachtet lassen sich die Filme in eine Typologie einordnen, die so aussieht:

1. Filme, die selbst bei großzügigster Definitionsbreite des Wortes absolut nichts mit "Fantasy" zu tun haben. Deutlichstes Beispiel hierfür war in diesem Jahr "Fallen Angels" von Wong Kar-Wai, dem Regisseur von "Chungking Express". Denn dieser schöne Film basiert - trotz seiner recht merkwürdigen Protagonisten - auf einer potentiellen Realität: dem Leben einiger jungen Leute im untergangsschwangeren Hongkong der Neunziger.

2. Hollywood-Produktionen, die auf altbewärte Weise Elemente des Untergrunds im Mainstream verwursten. Sie kommen meist im Mäntelchen einer Preview, wie "Barb Wire" und "Akte X", oder als Kinoauflage von Videofilmen, wie "Virtuosity", die besser in Vergessenheit geblieben wären. Solche kommen natürlich nicht nur aus Hollywood, alle produzieren Müll und es macht den Anschein, daß die Schatzgräber des Fantasy Filmfests uns häufig Belanglosigkeiten als Perlen verkaufen wollen.

3. Wirkliche Spezialitäten, die nur in stark zensierter Version oder gar nicht ins Kino kommen. Wodurch sie, zumindest formell, dem Anspruch einer Gegenbewegung des tabubrechenden phantastischen Films gerecht werden. In den letzten Jahren traf dies auf "Braindead" und "Dellamorte, Dellamore" zu, dieses Jahr wird wohl "Hellraiser: Bloodline" die Liste erweitern.

Es gibt also (natürlich) noch den anderen, gegenströmenden Film. Die Position des Fantasy Filmfests dazu wird aber nicht klar. Will es diese Filme unterstützen oder ist es nur ein weiteres Forum für Überallzusehendes und Belangloses? Mit anderen Worten: Will das Fest vor allem Geld oder Spaß machen und weh tun?

Es scheint als wird ein Spagat zwischen beidem versucht. Aber um "Texas Chainsaw Massacre" zu sehen, muß man doch weiter ins Werkstadtkino gehen.

Max Hermann und Christian Rechmann

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