Ab heute ist diese Stadt um ein Lichtspielhaus ärmer: das
Broadway an der Münchner Freiheit wurde gestern Abend nach der
letzten Spätvorstellung für immer geschlossen. Wurden die zwei
kleinen Säle auch hin und wieder als "Schuhschachtelkinos"
verhöhnt, bleibt doch grundsätzlich der Tod eines Kinos zu
betrauern. Vor allem, da in jüngster Zeit von den neuen Betreibern
versucht wurde, dem etwas in Vergessenheit geratenen Theater ein
neues Profil, abseits vom üblich en Kinobetrieb, zu verleihen. So
wurde zur Fußball-EM das Spiel Deutschland - Italien mit
musikalischen Live-Improvisationen übertragen, eine Reihe mit
restaurierten Laurel & Hardy Filmen vorgeführt und in
Zusammenarbeit mit dem Kulturzirkel für Hörgeschädigte eine
OmU-Reihe etabliert.
Zu Beginn des Jahres wurde das Broadway im Paket mit einigen
anderen Kinos, in und um München, vom Kinowelt-Filmverleih
aufgekauft. Der frühere Besitzer, der Filmverlag der Autoren, hatte
schon seit einigen Jahren mit dem Broadway keine schwarzen Zahlen
mehr geschrieben, was vor allem auf die horrende Miete von 22.000.-
Mark im Monat zurückzuführen war. Im Vergleich dazu kostet die Lupe
10.000.- und das Film-Casino am Odeonsplatz 6.000.- Mark (wobei
hier der Verpächter am Umsatz be teiligt ist).
Von Seiten der neuen Kinoleitung wurden vor einigen Monaten die
Bilanzen der letzten fünf Jahre der Vermieterin, Frau Güntermann,
vorgelegt. Die Zahlen sollten sie davon überzeugen, daß das
Broadway unter den gegebenen Pachtbedingungen nicht zu betreiben
ist. Als rentable Miete wurden ihr 7.000.- Mark angeboten, worauf
sich die ältere Dame, vermutlich vor Schreck über die Differenz von
15.000.- Mark, nicht mehr meldete. Zuvor hatte sie noch geäußert,
daß sie mit der Miete schon um ein paar Hundert Mark heruntergehen
würde. Also mußte der Vertrag und allen Mitarbeitern des Broadways
gekündigt werden.
Was bleibt ist die Hoffnung auf neue Kinos in München - bitte
nicht nur Multiplexe, sondern auch solche in denen man kleine Filme
spielen kann - und die völlig verklärende Erinnerung an die "letzte
Vorstellung" im gleichnamigen Film von Peter Bogdanovich: "Red
River" . Treibt die Rinder zu neuen Ufern !!!
Ein trauernder Filmvorführer Max Herrmann
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