Die Verbindung phantastischer Technik, Special Effects,
Herzschmerz und Action verbinden Roland Emmerich mit seinem Vorbild
Spielberg. Allerdings ist Roland Emmerich immer ein wenig wie
Spielberg in Scheiben auf der Suche nach dem Hollywood Gral, den
der Gott Spielberg schon in der Wiege hatte.
Da ist ein wesentlicher Bestandteil, wo Spielberg und Emmerich
sich unterscheiden, und das ist die Originalität der Filme. Während
Spielberg versucht Charaktere zu erfinden und Filmfiguren wie
Indiana Jones oder E.T. geschaffen hat, versucht Roland Emmerich so
etwas gar nicht! Ganz im Gegenteil : Dem deutschen Prinzip des
grünen Punktes folgend, sammelt er das was in Hollywood schon
einmal geschaffen wurde und verwendet dieses für effektvolle
Leinwandstücke wieder.
Ein Film muß heute ein wenig wie Mac Donalds sein. Egal wo auf
der Welt man einen Hamburger bestellt, er schmeckt immer wie bei
Muttern Mac Donald zu Hause! Ein Hamburger ist ein gefahrloses und
phantastisches Vergnügen. Wenn natürlich auch noch ein paar
Tomatenscheiben dabei sind, umso besser. Es schmeckt einfach etwas
besser wenn da was lebendiges dabei ist! Indiana Jones ist daher
der Royal TS der Filmkultur und muß nicht immer im Angebot stehen.
Vergleichbar damit leben Roland Emmerichs Filme genau von diesem
ästhetischen Genuß des Wiedererkenne ns beim Zuschauer. In Filmen
von Roland Emmerich kann der Zuschauer ganz seine cineastische
Erfahrung abrufen. Die Protagonisten und Handlungsversatzstücke,
die hier benutzt werden, sind nicht aus dem Leben oder einer
Phantasiewelt entnommen, sondern aus anderen Filmen. Umso mehr
Klischee desto besser!
Es wird kein Versuch unternommen dies zu verschleiern, es ist
Methode. Keine originellen Details oder ungewöhnliche Charaktere!
Dies macht es dem Zuschauer einfacher, zu begreifen um was es da
eigentlich geht. Er kennt die Personen und hat sie in anderen
Filmen schon tausendmal gesehen, daher weiß er was er über sie
denken- und in welche Richtung seine Emotionen gehen sollen.
Auf dieser Ebene funktioniert ein Emmerichfilm wie ein
Computerspiel, in dem es vor allem um die Effekte bzw. das Spiel
selber geht. Die Protagonisten und Handlungselemente sind Beiwerk,
um dem Spieler/Zuschauer den Einstieg zu ermöglichen. Es geht also
nicht darum, daß jemand wie Roland Emmerich nichts zu erzählen hat,
es ist einfach nicht wichtig!
Damit beweist Emmerich, daß er begriffen hat, um was es beim
Filmemachen heutzutage geht. In dieser Beziehung ist er
wahrscheinlich avangardistischer als Spielberg, so lehnt er sich ja
an die Erzählweise der nonlinearen Medien an und begreift Filme als
morphogenetische Felder, die im Menschen kollektive Erfahrungen und
Erinnerungen abrufen.
Er steht damit nicht alleine! Dies ist sozusagen ein Phänomen
der modernen Cinematographie. Vielleicht darf man dies also nicht
als pure Inhaltlosigkeit begreifen. Inhaltlosigkeit als solche ist
ja auch nicht neu, sondern höchstens, daß soviel Geld dafür
ausgegeben wird! Ein bekannter Hollywoodstar hat gesagt,
"Independence Day" wäre der schlechteste Film aller Zeiten,
trotzdem ist er ein Kassenschlager. Die Bedürfnisse des Zuschauers
haben sich da eben auch geändert. Er braucht nicht unbedingt eine
funktionierende Filmfigur oder interessante Geschichten. Es reicht
eigentlich wenn der Film es irgendwie krachen läßt und wenn man
weiß wo dran man ist!
" the hoopla, the hysteria, the hype-Independence day is just
like the Olympics all over again, only with bigger explosions"
Sunday Times
Esther
Gronenborn
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