Der letzte Spiegel hat einen längeren Artikel über das "deutsche
Filmwunder", den ich gerne selbst geschrieben hätte: selten so
einen guten Spiegel-Artikel gelesen... Sowohl auf die etwas
einseitige Art der deutschen Erfolge ("Die Lehrerinnen und
Ärzte, Architekturstudenten und Journalisten erleben ihre
Partnerschaftskrisen durchweg in schick unaufgeräumten
Großstadt-Edel-Appartements mit alternativem Einschlag, fahren
aparte Autos und tragen die konformistisch legeren Klamotten der
Nonkonformisten...") als auch auf die Hintergründe dessen wird
eingegangen. Auf der anderen Seite - wann wollte das Publikum im
Kino sich schon mal selbst sehen? Oder etwas mit alltäglichen
Sorgen zu tun haben?
Szenenwechsel. Folgendes: ein Mann (Sicherheitsberater in einem
Kernkraftwerk) läßt sich als Fachmann nach Osteuropa versetzen. Per
Zufall stößt ein Kollege auf Unregelmäßigkeiten in seinem
Lebenslauf und fährt ihm hinterher. Der Sicherheitsberater plant,
das Kraftwerk (ähnlich Tschernobyl) hochgehen zu lassen, da er
hofft, daß dies den Ausstieg beschleunigt. In einem packenden
Finish versucht ihn der Kollege aufzuhalten und... scheitert.
10.000 Tote, 40.000 Strahlenkranke, aber der Plan des Protagonisten
geht auf... Der Film endet mit den Worten Do
Something.
Der Skandalfilm schlechthin? Oder ein erneuter Flop? Ist es
möglich, auch noch etwas anderes als obige Beziehungsprobleme oder
pistolenfuchtelnde Telefonsexfanatiker im Kino zu zeigen? Und wenn,
dann was? Auf Antworten freut sich...
Balthasar von Weymarn
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