Als Hardy Martins erklärt, wie er auf die Idee kam, einen
deutschen Actionfilmzu planen, kommt sein schwäbischer Akzent voll
zur Geltung. Er ist Schwabe, wie Emmerich. Daraus könnte man
interessante Rückschlüsse ziehen. Sind Schwaben fürs Filmgeschäft
geboren? Sind sie die besseren Geschäftsleute? Ist es ihr Fleiß und
die einstudierte Kehrwoche, die ihr besonderes Talent gefördert
haben? Ich meine hat einer von Euch schon mal eine Weltreise
gemacht, ohne nicht in jedem Winkel der Erde irgendeinem wichtigen
Schwaben zu begegnen? ( Rückmeldung über das Forum bitte, in dem
ich diesen Punkt gerne ausführlicher diskutieren würde!)
Neben seinem angeborenen Schwabentum ist Hardy Martins Stuntman
und schon seit Jahren im Geschäft. Er hat seine Fähigkeiten in
Amerika erlernt und schon in einigen deutschen Streifen als
Stuntman und Stuntkoordinator mitgewirkt. Unter anderem auch Die
Sieger, Manta Manta, Go Trabbi Go...... Wie viele Stuntmen
träumte er eines Tages von einem Film, bei dem man es mal so
richtig krachen lassen kann. Etwas was sonst nur in Hollywood
möglich ist. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen, scheint er es
geschafft zu haben, seinem Traum ein Stück näher zu kommen.
Zumindest Stückweise. Schon letztes Jahr setzte er auf eigene
Kosten eine Reihe von, für den deutschen Markt außergewöhnlichen,
Stunts in Szene. Der daraus entstandene Teaser und Trailer diente
als Werbung für seine Sache. Das Projekt Der Cascadeur
(Arbeitstitel) war entstanden.
Inzwischen hat er um sich Leute versammelt, die an seine Sache
glauben und aus dem Traum Wirklichkeit werden lassen. Für das
Drehbuch hat er zum Beispiel Uwe Wilhelm und Uwe Kossmann gewonnen,
die aus Hardy Martins gestarteten Anfängen nun eine gute Story
basteln. Uwe Wilhelm, schon zehn Jahre im Geschäft und unter
anderem auch für Bernd Eichinger tätig, bringt die nötige
dramaturgische Erfahrung ins Projekt ein. Auf Produktionsseite
steht Jimmy Gerum, der bei bisher vor allem bei Claussen und Wöbke
gesammelt hat. Er sieht in dem Projekt die Chance für mehr Vielfalt
auf dem deutschen Filmmarkt zu sorgen. Und dafür wird es ja langsam
Zeit!
Bei der Finanzierung geht die junge Firma, die sich Cascadeur
Filmproduktion nennt, also auch im Namen ganz dem Stuntgeschäft
treu bleibt, ungewöhnliche Wege. Sie versuchen private Anleger für
ihren Film zu gewinnen. Die FIMA, eine daraufspezialisierte Firma
hilft ihnen dabei und hat einen Vordreh finanziert, der der Branche
die letzten Zweifel an ihrem Vorhaben nehmen soll.
So konnte man letzte Woche Mottorräder in Flammen aufgehen und
Gokarts durch die Lüfte schwingen sehen. Wer bei dem Dreh dabei
war, kann sich tatsächlich vorstellen, daß es das junge motivierte
Team um Hardy Martins schaffen wird, einen Actionfilm zu
produzieren, der die Bedürfnisse der Actionfreunde befriedigt.Trotz
übermächtiger Konkurrenz von der anderen Seite des großen Teiches!
Und das ist auch notwendig, denn Der Cascadeur soll alles was
bisher in Deutschland produziert wurde in den Schatten stellen. Die
Kostprobe war zumindest vielversprechend! Aber natürlich sind noch
einige Hürden zu überspringen, und ganz ohne Gelder aus der Branche
kommt auch der Cascadeur nicht aus.
Spannend ist es sicher, wie die Reaktionen auf ein so gewagtes
und ambitioniertes Vorhaben sein werden. Denn bisher haben die
Redakteure und Produzenten die Finger von allzu actiongeladenen
Filmstoffen gelassen. Schließlich ist es schwer dem Vergleich mit
dem klassischen Actionland Amerika standzuhalten.
Hardy Martins sieht es als Vorteil, daß er aus der Branche kommt
und für viele Stunts außergewöhnliche und billigere Lösungen finden
kann. Von Vorteil ist sicher auch, daß jeder einzelne im Team an
die Sache glaubt und hier etwas Wildwuchs im Medienhimmel entstehen
könnte.
Bleibt nur zu hoffen, daß sich Hardy und seine Freunde nicht zu
sehr am überteuerten Geschehen in Hollywood, sondern an den
Kultfilmen aus Hongkong orientieren werden. Hongkong produziert ja
schon seit Jahren Action, die billig ist, aber sich sehen lassen
kann. Action, Made in Hongkong, wie A Better Tomorrow von John Woo,
beeinflußt ja inzwischen auch Hollywood.
Ich glaube, daß Deutschland momentan eher kleine und spontane
Filme braucht und nicht Hochglanzprojekte die sich an Lalaland
orientieren, halte es aber für einen tollen Versuch und freue mich
schon auf die Kinopremiere, wenn es dann knallt und ballert und wir
einen Film haben, der sich frech und hemmungslos an deutschen
Kulissen weidet und hier die manchmal wunderbar subversive
Zerstörungskraft der Actionphantasien walten läßt.
Also was glaubt ihr, macht es Sinn und findet ihr Action Pur aus
Deutschland eine gute Idee. Würde mich wirklich interessieren? Also
ab ins Forum und Meinung kundtun!
Groni
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