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07.11.1996
 
 
   
 

Wollt Ihr den deutschen Action-Film

 
 
     
 
 
 
 

Als Hardy Martins erklärt, wie er auf die Idee kam, einen deutschen Actionfilmzu planen, kommt sein schwäbischer Akzent voll zur Geltung. Er ist Schwabe, wie Emmerich. Daraus könnte man interessante Rückschlüsse ziehen. Sind Schwaben fürs Filmgeschäft geboren? Sind sie die besseren Geschäftsleute? Ist es ihr Fleiß und die einstudierte Kehrwoche, die ihr besonderes Talent gefördert haben? Ich meine hat einer von Euch schon mal eine Weltreise gemacht, ohne nicht in jedem Winkel der Erde irgendeinem wichtigen Schwaben zu begegnen? ( Rückmeldung über das Forum bitte, in dem ich diesen Punkt gerne ausführlicher diskutieren würde!)

Neben seinem angeborenen Schwabentum ist Hardy Martins Stuntman und schon seit Jahren im Geschäft. Er hat seine Fähigkeiten in Amerika erlernt und schon in einigen deutschen Streifen als Stuntman und Stuntkoordinator mitgewirkt. Unter anderem auch Die Sieger, Manta Manta, Go Trabbi Go......
Wie viele Stuntmen träumte er eines Tages von einem Film, bei dem man es mal so richtig krachen lassen kann. Etwas was sonst nur in Hollywood möglich ist. Doch im Gegensatz zu seinen Kollegen, scheint er es geschafft zu haben, seinem Traum ein Stück näher zu kommen.

Zumindest Stückweise. Schon letztes Jahr setzte er auf eigene Kosten eine Reihe von, für den deutschen Markt außergewöhnlichen, Stunts in Szene. Der daraus entstandene Teaser und Trailer diente als Werbung für seine Sache. Das Projekt Der Cascadeur (Arbeitstitel) war entstanden.

Inzwischen hat er um sich Leute versammelt, die an seine Sache glauben und aus dem Traum Wirklichkeit werden lassen. Für das Drehbuch hat er zum Beispiel Uwe Wilhelm und Uwe Kossmann gewonnen, die aus Hardy Martins gestarteten Anfängen nun eine gute Story basteln. Uwe Wilhelm, schon zehn Jahre im Geschäft und unter anderem auch für Bernd Eichinger tätig, bringt die nötige dramaturgische Erfahrung ins Projekt ein. Auf Produktionsseite steht Jimmy Gerum, der bei bisher vor allem bei Claussen und Wöbke gesammelt hat. Er sieht in dem Projekt die Chance für mehr Vielfalt auf dem deutschen Filmmarkt zu sorgen. Und dafür wird es ja langsam Zeit!

Bei der Finanzierung geht die junge Firma, die sich Cascadeur Filmproduktion nennt, also auch im Namen ganz dem Stuntgeschäft treu bleibt, ungewöhnliche Wege. Sie versuchen private Anleger für ihren Film zu gewinnen. Die FIMA, eine daraufspezialisierte Firma hilft ihnen dabei und hat einen Vordreh finanziert, der der Branche die letzten Zweifel an ihrem Vorhaben nehmen soll.

So konnte man letzte Woche Mottorräder in Flammen aufgehen und Gokarts durch die Lüfte schwingen sehen. Wer bei dem Dreh dabei war, kann sich tatsächlich vorstellen, daß es das junge motivierte Team um Hardy Martins schaffen wird, einen Actionfilm zu produzieren, der die Bedürfnisse der Actionfreunde befriedigt.Trotz übermächtiger Konkurrenz von der anderen Seite des großen Teiches! Und das ist auch notwendig, denn Der Cascadeur soll alles was bisher in Deutschland produziert wurde in den Schatten stellen. Die Kostprobe war zumindest vielversprechend! Aber natürlich sind noch einige Hürden zu überspringen, und ganz ohne Gelder aus der Branche kommt auch der Cascadeur nicht aus.

Spannend ist es sicher, wie die Reaktionen auf ein so gewagtes und ambitioniertes Vorhaben sein werden. Denn bisher haben die Redakteure und Produzenten die Finger von allzu actiongeladenen Filmstoffen gelassen. Schließlich ist es schwer dem Vergleich mit dem klassischen Actionland Amerika standzuhalten.

Hardy Martins sieht es als Vorteil, daß er aus der Branche kommt und für viele Stunts außergewöhnliche und billigere Lösungen finden kann. Von Vorteil ist sicher auch, daß jeder einzelne im Team an die Sache glaubt und hier etwas Wildwuchs im Medienhimmel entstehen könnte.

Bleibt nur zu hoffen, daß sich Hardy und seine Freunde nicht zu sehr am überteuerten Geschehen in Hollywood, sondern an den Kultfilmen aus Hongkong orientieren werden. Hongkong produziert ja schon seit Jahren Action, die billig ist, aber sich sehen lassen kann. Action, Made in Hongkong, wie A Better Tomorrow von John Woo, beeinflußt ja inzwischen auch Hollywood.

Ich glaube, daß Deutschland momentan eher kleine und spontane Filme braucht und nicht Hochglanzprojekte die sich an Lalaland orientieren, halte es aber für einen tollen Versuch und freue mich schon auf die Kinopremiere, wenn es dann knallt und ballert und wir einen Film haben, der sich frech und hemmungslos an deutschen Kulissen weidet und hier die manchmal wunderbar subversive Zerstörungskraft der Actionphantasien walten läßt.

Also was glaubt ihr, macht es Sinn und findet ihr Action Pur aus Deutschland eine gute Idee. Würde mich wirklich interessieren? Also ab ins Forum und Meinung kundtun!

Groni

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