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Warum wir nicht auf dem Verzaubert-Festival waren.

  21.11.1996
 
 
 
 

So geht es also vorbei, das Schwulen/Lesben-Filmfest von München, und wir haben dort keinen einzigen Film geguckt. Wieso denn bloß? Sind wir homophob? Hat uns Mami zurückgehalten? Mußten wir auch diese Woche wieder 5x Barb Wire anschauen?
NEIN!!

Die Antwort auf unsere Frage lautet: (Lippen in Großaufnahme) Rosebud! Als veranstaltende Agentur zeichnet sich Rosebud Entertainment bundesweit nicht nur für das Verzaubert-Festival, sondern auch für das ebenso gruselige Fantasy-Filmfest verantwortlich. Dabei geht es uns hier nicht um die Gestaltung des Programms, das immerhin Gelegenheit bietet, einige Entdeckungen zu machen, die dem Zuschauer in Deutschland sonst vorenthalten bleiben, sondern um die der Eintrittspreise.

Mit durchschnittlich DM 14,- pro Film sind die sonst eher günstigen Festival-Kinos für das studentische Stammpublikum fast nicht mehr bezahlbar. Da erreicht selbst das schnuckelige Arena-Kino an einem schnöden Mittwoch Nachmittag die Wochenendspitzenpreise eines MaxXs oder Royals. Und das, obwohl nicht wenige Werke gezeigt werden, die bereits in den folgenden Wochen regulär in eben diesen Programmkinos zu sehen sind - für deutlich weniger Geld.

Als das Publikum sich beim letzten Fantasy Filmfest in einer Umfrage über genau diesen Punkt einhellig beschwerte, versuchten die Veranstalter den Eindruck zu erwecken, selbst bei dieser Preisgestaltung quasi nichts zu erwirtschaften. Doch wenn diese Festivals tatsächlich lediglich ihre Unkosten einspielen, also sozusagen aus Nächstenliebe veranstaltet werden, wie erklärt sich dann die immense Expansion der letzten Jahre? Woher kommt das Geld? Wohin fließen die Eintrittsgelder?

Besonders ärgerlich ist die Preissteigerung dabei für die treuen Fans der Festivals, die täglich mehrere Filme gucken, für die sich aber dennoch eine Dauerkarte nicht rechnet. Denn auch hier haben die Veranstalter die Preise so sehr angezogen, daß nur der Konsum nahezu aller Filme den Schnäppchen-Charakter einer solchen Karte noch bewahrt. Damit stellt Rosebud sich faktisch auf eine Ebene mit dem angeblich so gierigen Filmfest München, das mit der Abschaffung der Blockkarten auch seine Vielseher verprellte.

Bleibt nur zu hoffen, daß das verärgerte Publikum seinem Unmut auch Taten folgen läßt und die Veranstalter damit zwingt, ihre Margen noch einmal zu überdenken. Dann könnten auch wir nächstes Jahr wieder die Festivals besuchen und uns, von homoerotischen Splatterfilmen erbaut, an der Hand nehmen und glücklich in den Sonnenuntergang reiten...

Christian und Thomas

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