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Internationales Festival der Filmhochschulen 16.-23. November
1996
146 Filme bewarben sich um 13 Preise - Bei einem solchen
Verhältnis ist von vornherein klar, daß es mehr gute, interessante
Filme als Gewinner geben wird. Genauso war es denn auch! Aber
vielleicht ist bei diesem Festival, mehr als sonst, das Dabeisein
wichtiger als das "Gewinnen" - schliesslich treffen Filmstudenten
aus 25 Nationen hier zusammen. Es gab genug Stimmen, die beklagten,
daß nicht ausreichend Zeit (und auch Raum - das Foyer des Arri
Kinos ist einfach nicht sehr groß) zu Gesprächen war. Der Jury
-Präsident Eckhart Schmidt hat deshalb auch vorgeschlagen, das
Zeitlimit für die einzelnen Schulen zu reduzieren, um damit mehr
Zeit für Kontakte zu schaffen - durchaus bedenkenswert.
Das gebotene Programm zeigte, daß noch Hoffnung für den
europäischen (Kino-) Film besteht. Die wenigsten Filme hatten ein
Niveau, das niedrig genug war, um Fernseh-kompatibel zu sein - ein
Glück! Statt dessen gab es reichlich gute, spannende und groteske
Geschichten, wie zum Beispiel den mit zwei Preisen (Jury Preis und
Set Design) prämierten "Skin Deep" von Ran Tal und Edgar Keret von
der TAU in Tel Aviv; eine wilde, schnell und spannend erzählte
Geschichte von einem jungen Mann, der sich den Namen seiner
Freundin eintätowieren lässt und diese unmittelbar danach in Aktion
mit einem anderen Mann überrascht. Eine weitere groteske
Geschichte, ebenfalls aus Tel Aviv, leider nicht mit einem Preis
bedacht, war "Killer Babe". Ein Film, der ein ernstes Thema wie
Terror und Gewalt auf die Schippe nimmt; ironisch, witzig,
verzerrend - aber gerade deswegen in seiner Stellungnahme gegen
diese Mißstände überzeugend. Überhaupt zeichnen sich beide Schulen
aus Israel, Tel Aviv und Jerusalem, durch sehr gute Drehbücher aus.
Eine ganze Reihe von Filmen hatte die Welt der Träume,
Mißverständnisse und Erkenntnisse von Kindern zum Thema -
logischerweise, wenn man so will, sind doch die meisten Studenten
Mitte Zwanzig, und damit ist ihre eigene Kindheit weit genug weg,
um darüber zu erzählen, und doch noch nah genug, um das auch gut zu
tun. Obwohl keiner dieser Filme prämiert wurde, fielen folgende
besonders auf: "Smile", AGRFT, Slovenien; "Personal Goal", JSFS,
Israel; "Wagonette" und "Only one Millimeter", GSITF, Georgien und
"M y mother has a gun, too", NFTA, Holland. Eins haben all diese
Filme gemeinsam: die Kinder sind gut ausgesucht und extrem gut
geführt. Dies ist nicht einfach zu bewerkstelligen - um so
erstaunlicher, wie gut die Studenten das hinbekommen haben.
Bei den Dokumentarfilmen, die ohnehin in der Minderheit waren,
haben sich drei hervorgetan: "Insight", NFTS, England - Preis der
Jury - die subjektive Sicht eines fast völlig erblindeten Mannes;
ein konzeptionell, wie auch kameratechnisch interessantes und
gelungenes Experiment. "Heavy Metal", UIAH, Finnland - ein junger
Goldgräber wird bei der Arbeit beobachtet, vom ersten Ausheben bis
zum abwiegen der Goldkrümel: wunderschöne Bilder, keinerlei
gesprochener Kommmentar, und doch klar erzählt und spannend.
"Cinders", AGRFT, Slovenien ist eine politische Dokumentation; als
Rahmen dient die Geschichte über den Diebstahl des Inhalts von
Urnen - in diesen Rahmen hinein entwickelt sich die Geschichte
Sloveniens vom zweiten Weltkrieg bis zur Unabhängigkeit des Landes
vor fünf Jahren; der "Tonfall" des Films ist dabei nicht
schulmeisternd, sondern erinnert mehr an politisches Kabarett oder
Satire.
Der "Hauptgewinn", wenn man das so nennen kann, 20.000DM Young
Talents Award, plus Jury Preis, ging an den Film "Dark Heart" von
Thomas Rostock, DDF, Dänemark. In grobkörnigen Schwarz-Weiß-Bildern
erzählt der Film von einem Mädchen mit Depressionen und
Todessehnsucht und von ihrem Freund, der nichts tun kann, sie an
ihrer Selbstzerstörung zu hindern. Beziehung, Freundschaft, Familie
und Techno Szene sind der Hintergrund dieser Geschichte, und obwohl
detailliert und sensibel erzählt wird, ist nichts erläute rt, was
einen grossen Teil davon ausmacht, warum dieser Film einem so nahe
geht - erstklassige schauspielerische Leistungen und sehr gute
Kamera, sowie erstaunlicher Schnitt machen den Rest. Dieser Preis
ist mehr als verdient. Ebenso verdient waren die 10.000DM Young
Talents Award für den (wenn auch völlig anders gearteten) "Der
Steuermann" von der HFF/München 10.000DM. In einem klaustrophobisch
engen, alptraumhaften Raum bewahrt die Titelfigur ihre Träume und
ihren Optimismus. Sparsame Dialoge, dafür eindringlich schöne
Bilder - mehr wird nicht verraten, da immerhin die Chance besteht,
daß dieser Film wenigsten einmal spät nachts im Fernsehen gezeigt
wird - verdient hat er allerdings die große Leinwand!!
Zusammenfassend: dieses Festival hat Spaß gemacht, auch wenn man
vermutlich ganz schön wahnsinnig sein muß, um allle Filme gesehen
zu haben. Aber: Wahnsinn macht auch Spaß!
Das Festival wurde gesehen und kommentiert von Christine Deriaz
Alle Preise im überblick
VFF Young Talents Awards:
1. (20.000DM) "Sort Hjerte", T.Rostock, DDF,Kopenhagen
2. (10.000DM) "Der Steuermann", S. Schneider, HFF,München
3. (5.000DM) "Seven", S.Auerbach, PWSFT, Lodz, Polen
Preis des Jury Präsidenten - 2.500DM, gestiftet vom FilmFernsehFonds Bayern:
"Pancia", PWSFT, Lodz
Preise der Jury:
"Bien sous tous rapports", Marina Devan, FEMIS, Paris (Regiekoffer,ARRI)
"Dilis Romansi", Vakhtang Kunstev-Gabashvili, GSITF, Tiflis (KODAK Material)
"Insight", George Misch, NFTS, Beaconsfield (Regiekoffer, BR)
"Malka - Lev - Adom", Ran Tal &Edgar Keret, TAU, Tel Aviv (Regiekoffer, arte)
"Sort Hjerte", T.Rostock, DDF, Kopenhagen (Regiekoffer,RTL)
CILECT Regiepreis (1 Woche Workshop in Rom):
"Lap rouge", Lodewijk Crijns, NFTA, Amsterdam
Set Design Preis (1.000DM, gestiftet von der FH Rosenheim, Studiengang Szenographie):
"Malka - Lev - Adom", Afi Pahima & Sigal Jnbar, TAU, Tel Aviv
Script Preis der Drehbuchwerkstatt München (Drehbuch Software):
"Debut", Jonas Elmer, DDF, Kopenhagen
Lobende Erwähnung:
"Ohne Hose", Nils Willbrandt, HFF, BABELSBERG
"El Mout Yadehak", Ahmed Abdel Zaher, HICC, Cairo
Preis des Festivalleiters (35mm Material, gestiftet von Tele-Norm Film Matthias Deyle):
"Pticy Naukana", Alexei Vakhrushev, VGIK, Moskau
Interessantestes Schulprogramm (eine Woche auf den Spuren der Argonauten, gestiftet von GSITF, Tiflis):
Tel Aviv University
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