Da blätter' ich mich neulich nichtsahnend
durch ein deutsches Modemagazin und plötzlich trifft mich -völlig
unvorbereit- der Blick von Katja Riemann. Völlig unvorbereitet
deshalb, weil sie mich nicht etwa aus einer Filmbesprechung heraus
anguckt oder aus einem dieser langweiligen Interviews á lá "ja ich
weiß, ich bin ein deutscher Megastar und ich steh dazu", nein die
Riemann glotzt aus einer Modeanzeige. Was mir widerfahren ist, nennt
sich "Begegnungen in Windsor" und weiter erfahre ich nur, daß Katja
Riemann Schauspielerin ist und auf "fine clothing" steht. Letzteres
läßt sich aufgrund der gekrümmten Haltung kaum beurteilen, ersteres
sehr wohl: es scheint als hätte ihr jemand gesagt "Katja, schau doch
bitte mal, wie eine Kuh, wenn's blitzt" und Mimin-Riemännin schaut
wie eine Kuh, wenn's blitzt. Tja, wer so wandlungsfähig ist, für den
ist Supermodel nur eine Rolle wie jede andere...
Eine recht gut bezahlte Rolle allerdings, mag sich Till Schweiger
gedacht haben und folgte seiner Kollegin in den Modelhimmel. Als
neues Hugo Boss Modell darf er in Lifestyle- und Modemagazinen
seine Sinnlichkeit zur Schau stellen. Til Schweiger passe ideal zu
Hugo, glaubt man in der Firmenzentrale, da er "Philosophie und
Lifestyle der Marke verkörpere".
Da erinnert man sich doch gerne an den Vorgänger bei Boss, Werner
Schreyer, der mit seiner Rolle in Bandits gerade den
gegensätzlichen Weg geht und die Flüchtigkeit eines Werbespots
gegen die Dauer eines Spielfilmes eintauscht. Für Boss bestimmt
kein ganz billiger Tausch, denn ein Till Schweiger will bezahlt
sein, aber wieso Stars machen, wenn es schon welche gibt? Da ist es
egal, daß Werner Schreyer mit Sicherheit das Kapital zum 'echten'
Kampagnenstar gehabt hätte.
Hinter Riemann und Schweiger als Kampagnentestimonials steht ein
Sicherheitsdenken, das auf den Geschmack der Masse setzt. Ähnlich
wie deutsche Produzenten gerne Bekanntes im Aufguß zeigen und ewig
die gleichen Gesichter durch die gleichen Geschichten hüpfen
lassen, können manche Entscheider in den Chefetagen der
Modeindustrie wohl auch nicht anders, als vorgewärmtes nochmal in
die Mikro zu stecken. Ganz nach dem heimlichen Motto "Don't
innovate, imitate!" ?
Christian
Rechmann
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