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Robert Redford hat Geburtstag, und wir alle
alle feiern mit. Nein, auch wir bei Artechock haben nicht geglaubt,
daß Robert Redford tatsächlich schon 60 Jahre alt sein soll,
obwohl er zugegebenermaßen bei seinen letzten Leinwandauftritten
bereits etwas verwittert aussah. Aber irgendwie ist Robert Redford
ein ewiger Junge geblieben, ein jugendlicher Mann, wie es sonst
vielleicht nur noch Ryan O'Neal ist, und auch der nicht mehr
so ganz.
Wie der viel talentiertere Paul Newman, mit dem er zwei seiner
schönsten Kinofilme drehte, ist Redford ein Schauspieler der 60er
Jahre, jener Zeit, als das US-Kino so jung war, wie niemals mehr
seitdem. Die sechziger Jahre, das war auch für den Film eine
spielerische Epoche voller Aufbrüche und Optimismen. Es war gerade
gegen Ende dieses Jahrzehnts auch die Zeit der erwachsenen
Lausbuben, derjenigen, bei denen sich die rebellische Pose bereits
ins Unernste verwässert hatte. Solche zwei Lausbuben sind Butch
Cassidy und Sundance Kid, dargestellt von Paul Newman und Robert
Redford 1969 im gleichnamigen Film von George Roy Hill. Zwei
Hippies mit kurzen Haaren, für die nur der Augenblick zählt, und
deshalb früh sterben, wie es sich gehört, bei jungen Helden. So
wird uns Robert Redford immer im Gedächtnis bleiben, ein junger,
strahlender, blendend aussehender Mann. Ein all-american boy, der
doch nur wenig von dem durchschnittlichen, middle-west-appeal
hatte, den bis heute kaum ein US-Schauspieler abschütteln kann,
wenn er nicht gerade aus New York kommt. Robert Redford war anders,
ein charmanter, aber nie aalglatter Weltbürger vom Land, der nichts
Urbanes ausstrahlte, und doch nie so tumb mit sich im Reinen war,
wie der ungleich eitlere Warren Beatty, oder eben Ryan O’Neal, zwei
andere gutaussehende, ja schöne Männer, die in diesen Jahren viele
Filme des new Hollywood prägten. Robert Redford war Kalifornien,
die Verheißung eines neuen, strahlenden und doch anderen Amerika,
der John F.Kennedy unter den Hollywoodstars.
Wie bei Kennedy erfüllte sich diese Verheißung nicht. Und so
wirkte auch Robert Redford wenn wir ihn später, nach 1969 auf der
Leinwand sahen, immer wie die Erinnerung an eine uneingelöste
Möglichkeit. Ein melancholisch stimmender Schatten scheint über
allen seinen Rollen zu liegen, vielleicht auch deswegen, weil
Redford seit den beiden Erfolgen mit George Roy Hill („The Sting",
der bei uns "Der Clou" heißt, war der zweite, wiederum an der Seite
von Paul Newman) dem naheliegenden Klischee des blonden Schönlings
zu entgehen versuchte, und -spät erst von Hollywood entdeckt-
offenbar immer beweisen wollte, daß er ein ernsthafter Schauspieler
ist, und nicht bloß ein gutaussehender. Niemals spielt Redford mit
seinem Klischee und der Melancholie des verfehlten Aufbruchs
besser, treffender und souveräner, als in Jack Claytons "The Great
Gatsby"(1974). Schon zuvor, in „The Way We Were" (1973), hatte er
an der Seite von Barbra Streisand die Enttäuschungen der 70er Jahre
vorweggenommen: es ist alles vorbei, bevor es richtig angefangen
hat.
Auch Robert Redford scheint nie richtig angefangen zu haben, und
vielleicht liegt hier das Geheimnis seiner ewigen Jugendlichkeit.
Rastlos, immer unzufrieden probierte er Neues. Als Produzent und
als Regisseur („The Milagro Beanfield War", "A River Runs Trough
it", "Quiz Show") zeichnete er für leidlich gute Filme
verantwortlich, die sich aber nie wirklich einprägten. Eher schon
ein paar weitere Filme, besonders die Rolle des Bob Woodward in
Allan J. Pakulas Watergatedrama „All the Presidents Men", auch ein
Versuch, dem eigenen Klischee zu entrinnen. Und dann ist da noch
die schlechteste Szene in seiner Karriere, der Moment, als der
ewige Schönling einmal richtig böse sein wollte, und Demi Moore mit
einer Million „ein unmoralisches Angebot" machte (1993). Der letzte
Ausbruchsversuch, ein Kassenerfolg, der doch auch viele Fans
kaltließ. Nicht wenige fanden, daß ihm eher Demi Moore umgekehrt
eine Million hätte anbieten sollen. So hält sich selbst hier
die dominante Empfindung, wann immer Redford auf der Leinwand
auftaucht: Es hätte auch anders sein können. In diesem Sinne:
Happy Birthday!!!
Rüdiger
Suchsland
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