Zwei Dinge sind unendlich. Erstens die
Dummheit und zweitens das All. So philosophieren zumindest die
Einstürzenden Neubauten. Star Trek-Infizierte werden hier in
Teilsätzen freimütig zustimmen. Der Rest der zumal christlichen Welt
wird noch die Religion genannt wissen wollen. Da diese aber als
Ableitung aus Erstens begriffen werden muß, bedarf sie wohl keiner
gesonderten Erwähnung. Den Kindern des Kapitalismus fällt freilich
noch der Fetisch Geld ein: Nur Bares ist Wahres.
Der langen Leitung kurzer Sinn heißt: Mehr Bargeld für die
Privaten, auf daß das Niveau des deutschen Fernsehens gehoben
werde!
Nun sind die Spielfilm-Eigenproduktionen dieser Sender bislang
höchstens durch exotisch-masturbatorische Titelergüsse aufgefallen
("Frauenschicksal nach Büroschluß - der Grapscher lauerte im
Archiv", oder ähnliche Kaliber). Dennoch, "was ist ist, was
nicht ist, ist möglich". Eindrucksvoll bewies dies justament am Tag
der deutschen Einheit RTL (Motto: "Sehen mit Schmerzen") mit dem
filmischen Feuerwerk der Extraklasse DIE SIEBEN FEUER DES TODES.
Ein böser Mensch zündelt gern, so die Synopsis, und weil er
wirklich und wahrhaftig abgrundtief böse ist, zündelt er mit
Vorliebe da, wo es den kapitalistischen Nerv der Hauptstadt am
Schmerzlichsten trifft. Also: keine "Explosion im Festspielhaus",
denn (Schiller)Theater sind entbehrlich in Berlin.
"Mag sein, daß es nichts nutzt, aber es beschleunigt, und wenn es
nur beschleunigt, was ohnehin vergeht, ist das kein Vergehen und
durchaus zu verstehen, ein Grund mehr für Feurio" - könnte man
meinen. Die Ordnungshüter freilich denken den gesunden
Menschenverstand, d.h. anders. Wer Ölraffinerien raffiniert
abfackelt, muß krank sein im Kopf. Das finden auch der wackere
Feuerwehrhauptmann Hannes Jänicke und die wackere
Feuerwehrpsychologin Iris Berben. Der wackere Feuerwehrhauptmann
ist geschieden und hat einen Hund. Die wackere Feuerwehrpsychologin
ist geschieden und hat ein Kind. O Amor, du "letztes Biest am
Himmel", merke auf!
Der wackere Drehbuchautor hat wohl weniger Stendahl als vielmehr
Heine gelesen: Ärgert dich dein Auge, so reiß es aus, ärgert dich
deine Hand, so hau sie ab, ärgert dich deine Zunge, so schneide sie
ab, und ärgert dich deine Vernunft, so werde katholisch.
An den Brandstätten nämlich finden sich Bekennerschreiben der
poetischen Art: Und der erste Engel goß seine Schale aus, etc.,
etc. Und dann der Zweite und der Dritte, immer hübsch der Reihe
nach, und wenn der Siebte sein Scherflein beigetragen hat, geht
alles von vorne los. "Ende neu". Bibelzitate, folgert
messerscharf der wackere Feuerwehrhauptmann, denn lesen kann er
auch. Und die wackere Feuerwehrpsychologin diagnostiziert: Er ist
ein Psychopath (der Zündler, nicht der wackere
Feuerwehrhauptmann!?).
Alles scheint verloren für den "halben Menschen, gefesselt vom
Abendprogramm". Aber dann kommt das Bargeld ins Spiel. Vorname
Blixa. Er schlägt das Kreuzzeichen, rollt mit den Augen und flötet:
Jetzt werdet ihr erlö-höst. "Denn nur die halbe Welt ist Teflon und
Asbest, der Rest ist brennbar und mitunter angezündet ganz munter
anzusehen!"
Blixa kommt..."aus dem Irrtum, aus dem Siechtum, aus dem
Fürstentum derer von Sinnen uns alle zu (be)freien" aus der
organisierten Verdummung mit Werbepausen. Ein Auftritt würdig des
großen Ed Wood, der ebenfalls um die Kunst des Camp wußte, nur
leider für seine Filme nie genügend Bargeld zur Verfügung hatte.
Blixa demontiert, destruiert, desavouiert. Hannes Jänicke füttert
unterdessen seinen Hund.
Und während der wackere Feuerwehrhauptmann seinen letzten finalen
Rettungseinsatz in der Toilette eines brennenden Zuges mit
Feuereifer absolviert, ist unsere Eingangsthese längst bestätigt:
nur Bares ist Wahres. Also: das Bargeld muß endlich eine größere
Rolle im deutschen Fernsehen spielen. Quod erat demonstrandum. Oder
so.
Regine Welsch
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