"Wo i bin, ist der Hauptfilm" - Ludwig
Waldleitner, der von vielen immer nur Luggi genannt wurde, war eine
der zentralen Figuren des deutschen Nachkriegskinos. 84jährig ist er
vor 10 Tagen gestorben, und die Erinnerung an ihn ist auch ein guter
Anlaß, einmal wieder über das nachzudenken, was man gern als
"Produktionsbedingungen" bezeichnet, und was doch viel mehr ist, als
das.
Luggi Waldleitner war immer ein Konservativer. Trotzdem hatte er
im Gegensatz zu seinen CSU-Spezln nie Berührungsängste zur anderen
Seite. Man kann das Opportunismus nennen, man kann von seinem
Gespür für Filmstoffe sprechen, Faktum bleibt jedenfalls, daß es
ohne Waldleitner manche Filme von Fassbinder und Geissendörffer,
das es auch den 50er Jahre Skandalfilm DAS MÄDCHEN ROSEMARIE nicht
gegeben hätte. Noch vor zwei Jahren bewies er sein Gespür für
Erfolgsstoffe, als er Caroline Links JENSEITS DER STILLE mit auf
den Weg brachte. Nur Wim Wenders hat er nie gemocht, und vielleicht
spricht selbst das noch für ihn.
Auch deswegen, nicht nur aus Anstand, gilt einmal mehr "Über Tote
nur Gutes". Vielleicht werden wir alle erst merken, wie wichtig
Waldleitner war, wenn er nicht mehr da ist. Er eignete sich für die
alte Heldenlegende, die des Produzenten, der dick sein muß, um
Erfolg auszustrahlen, noch dickere Zigarren rauchen muß, und
umgeben ist von den (Neu-)Reichen und (Film-)Schönen seiner Zeit.
Er muß gleichzeitig wirklich etwas von seinem Film verstehen, und
von seinem Publikum ebenso, muß gutes Gespür haben für Geld, dafür,
mit welchen Storys viel Kohle zu verdienen ist und auch dafür,
welche Filme es wert sind, daß man mit ihnen kein Geld verdient,
und sie trotzdem gemacht hat. Vor allem aber muß er die Leute
faszinieren, für sich einehmen, um Geld locker machen zu können für
seine Projekte. Luggi Waldleitner hatte offenbar von all dem
genug. Wie sieht es aber heute aus ?
Traurig.
PS: Oder hätte hier etwa noch was über Dich stehen sollen,
Bernd ?
Rüdiger
Suchsland
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