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"Große Klappe"
Will Tremper ist tot

  17.12.1998
 
 
 
 

Vor zwei Jahren sah man ihn zuletzt im Münchner Filmmuseum: Agil wie seine Texte, präsent, kaum zu unterbrechen (es sei denn durch sich selber) in dem Schwall von Anekdoten, die er zum besten gab. Am Montag ist der gebürtige Rheinländer und Wahlberliner den es nach München verschlagen hatte, gestorben - ein Verlust, auch wenn manche darüber anders denken mögen.

Autor, Journalist, Filmregisseur - Will Tremper wollte sich nie wirklich zwischen diesen Rollen entscheiden. Das mußte er auch nicht, jedenfalls nicht in den 50er und 60er Jahren, als Tremper Karriere machte. Wenn er rückblickend als eine sehr typische Nachkriegsfigur erscheint, war er doch zugleich etwas sehr Ungewöhnliches: Ein Sensationsreporter mit "großer Klappe" (so auch der Titel seines zweiten Memoirenbandes), der für die schnelle Schreibe des Journalismus eigentlich viel zu talentiert war, aber zugleich zu unruhig, um wirklich einmal konsequent an seinen Texten zu feilen, und sie zu etwas verarbeiten, was mehr Bestand hat, als eine Zeitungsseite. Tremper hatte unter anderm für den Berliner «Tagesspiegel», den STERN und die «Bunte» gearbeitet.
Ein eitler Macho, der es trotzdem schaffte, von den schönsten Frauen seiner Zeit umgeben zu sein, und der sensibel genug war, um fast immer "den richtigen Riecher" für die Stars der Zukunft und für gute Stories zu haben. "Deutschland, Deine Sternchen" hieß eine der STERN-Serien, die ihn im ganzen Land bekannt und den STERN zur erfolgreichsten Illustrierten machten.

Er war ein Auftragsschreiber, dem in erster Linie am -möglichst guten- Honorar gelegen war, der aber doch als Autor und Regisseur für einige der einfallsreichsten deutschen Filme zwischen 1955 und 1970 verantwortlich war, und so zu einem frühen "Autorenfilmer" avancierte.
Von ihm stammt der Begriff DIE HALBSTARKEN, der bald Karriere machte durch Georg Tresslers gleichnamigen Film mit Hotte Buchholz, zu dem er das Buch schrieb. Sein erster eigener, VERSPÄTUNG IN MARIENBORN wurde 1963 preisgekrönt, und PLAYGIRL (mit Eva Renzi) gehört heute zu den schönsten Pop-Filmen der 60er, ein Gegengewicht zu allem Schwerblütigen im deutschen Film jener Zeit.
Das Journalistische in Tremper half seinen Drehbüchern. Bei der Zeitung hatte er kurze, klare Gesten gelernt, die Fähigkeit zu Verkürzung und Beschränkung, dazu Wichtiges von Unwesentlichem zu trennen.
Tremper war ein ausgezeichneter Journalist, ein Alchemist des Schreibens, der aus noch Dreck Gold machen konnte. Zu den schönsten Anekdoten seiner Memoiren gehört die vom Tod Gary Coopers. Wochenlang saß Tremper damals auf Kosten des STERN in einem Hotel in Hollywood und schrieb tägliche Banalitäten, weil Cooper einfach nicht sterben wollte. Ein Lehrstück des Journalismus und schöne Geschichte. Beides hat Tremper interessiert.

Rüdiger Suchsland

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