Vor zwei Jahren sah man ihn zuletzt im Münchner Filmmuseum:
Agil wie seine Texte, präsent, kaum zu unterbrechen (es sei denn
durch sich selber) in dem Schwall von Anekdoten, die er zum besten
gab. Am Montag ist der gebürtige Rheinländer und Wahlberliner den
es nach München verschlagen hatte, gestorben - ein Verlust, auch
wenn manche darüber anders denken mögen.
Autor, Journalist, Filmregisseur - Will Tremper wollte sich nie
wirklich zwischen diesen Rollen entscheiden. Das mußte er auch
nicht, jedenfalls nicht in den 50er und 60er Jahren, als Tremper
Karriere machte. Wenn er rückblickend als eine sehr typische
Nachkriegsfigur erscheint, war er doch zugleich etwas sehr
Ungewöhnliches: Ein Sensationsreporter mit "großer Klappe" (so
auch der Titel seines zweiten Memoirenbandes), der für die
schnelle Schreibe des Journalismus eigentlich viel zu talentiert
war, aber zugleich zu unruhig, um wirklich einmal konsequent an
seinen Texten zu feilen, und sie zu etwas verarbeiten, was mehr
Bestand hat, als eine Zeitungsseite. Tremper hatte unter anderm
für den Berliner «Tagesspiegel», den STERN und die «Bunte»
gearbeitet. Ein eitler Macho, der es trotzdem schaffte, von
den schönsten Frauen seiner Zeit umgeben zu sein, und der sensibel
genug war, um fast immer "den richtigen Riecher" für die Stars der
Zukunft und für gute Stories zu haben. "Deutschland, Deine
Sternchen" hieß eine der STERN-Serien, die ihn im ganzen Land
bekannt und den STERN zur erfolgreichsten Illustrierten machten.
Er war ein Auftragsschreiber, dem in erster Linie am -möglichst
guten- Honorar gelegen war, der aber doch als Autor und Regisseur
für einige der einfallsreichsten deutschen Filme zwischen 1955 und
1970 verantwortlich war, und so zu einem frühen "Autorenfilmer"
avancierte. Von ihm stammt der Begriff DIE HALBSTARKEN, der
bald Karriere machte durch Georg Tresslers gleichnamigen Film mit
Hotte Buchholz, zu dem er das Buch schrieb. Sein erster eigener,
VERSPÄTUNG IN MARIENBORN wurde 1963 preisgekrönt, und PLAYGIRL
(mit Eva Renzi) gehört heute zu den schönsten Pop-Filmen der 60er,
ein Gegengewicht zu allem Schwerblütigen im deutschen Film jener
Zeit. Das Journalistische in Tremper half seinen Drehbüchern.
Bei der Zeitung hatte er kurze, klare Gesten gelernt, die
Fähigkeit zu Verkürzung und Beschränkung, dazu Wichtiges von
Unwesentlichem zu trennen. Tremper war ein ausgezeichneter
Journalist, ein Alchemist des Schreibens, der aus noch Dreck Gold
machen konnte. Zu den schönsten Anekdoten seiner Memoiren gehört
die vom Tod Gary Coopers. Wochenlang saß Tremper damals auf Kosten
des STERN in einem Hotel in Hollywood und schrieb tägliche
Banalitäten, weil Cooper einfach nicht sterben wollte. Ein
Lehrstück des Journalismus und schöne Geschichte. Beides hat
Tremper interessiert.
Rüdiger Suchsland
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