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Der Filmfreund rät...

  04.05.2000
 
 
 
 

Ui, was ist das schön! Diese Woche können wir endlich mal wieder unter ein richtiges, ach was, nachgeradezu veritables und dabei ebenso griffiges wie reimendes (Sie wissen: Was sich reimt ist gut) Motto stellen. Jawoll. Und das tun wir dann auch gleich. Jeden Moment. Gemach. Sekunde noch. Sofort...
Jetzt aber: Ohne weitere Umschweife, Abschweifungen, Verirrungen, Seitenwege, Nebenpfade und -sächlichkeiten, ohne langes Herumgerede um den mehr oder minder heissen Brei (auch nicht um Mus, Grütze oder Haferschleim), also quasi zielstrebig wie etwas, das ganz furchtbar zielstrebig ist, also eins von diesen Dingens z.B., diese... na, Sie wissen schon, diese zielstrebigen halt..., also ganz direkt und frei heraus, ruck zuck, ratz fatz und womöglich auch holleröh (da allerdings sind wir nicht ganz sicher...)...
Gut, gut, wir hören schon auf. Hier ist's, das Motto: "Frauen schauen."
Ist doch ein schönes solches. Also Motto halt. Oder? Eben.

Nicht schwer zu erraten dürfte es fallen, was erste Inspiration dazu geliefert hat: Ganz klar, das 15. internationale Dokumentarfilmfestival, das seinerselbst unter dem zwar veritablen, aber weitaus weniger griffigen und schon gar nicht gereimten Motto "Der weibliche Blick" steht. (Tja, hätten die mal zuerst uns gefragt...)
Eigentlich würde das nun von uns fast schon zwingend verlangen, dass wir erstmal gaaaaaaaanz weit ausholen. (Viel weiter noch als zu Beginn!) Von wegen Geschlechterdifferenz-Diskursen und so. Da wäre zu so einem Motto ja doch dieses, jenes, das eine oder ander oder ganz andere (The Other?) zu sagen. Haben wir jetzt aber weder Platz, Zeit noch Lust zu. Hätten Sie was Gescheites studiert, eine halbwegs zeitgemäße Kultur- oder Literaturwissenschaft z.B., dann müssten wir Ihnen da eh nix dazu erzählen. So ist das eben. Ällerbätsch.
Wie dem/der auch sei: Ob jetzt zwischen Manderln und Weiblein tatsächlich eine nicht reduzierbare, essentielle Differenz besteht, wie unsere Kultur als eine ihrer Grundwahrheiten annimmt (selbstverständlich besteht sie nicht, Blödsinn freilich, aber das nur nebenbei...), oder ob das alles nur sozio-kulturelle Konzepte sind, denen Körper unterworfen werden - jedenfalls gibt's zweifelsfrei bei uns die Vorstellung von Mann und Frau, und weil wir alle brav gelernt haben, dass die sich auf ganz anderer und fundamentalerer, gott- oder naturgegebener Ebene als beispielsweise Blau- und Braunäugige, Leute über 1,70m und unter 1,70m, Alte und Junge, Arme und Reiche radikal unterscheiden gibt's auch Verhaltens- und Blickweisen, die wir als recht eindeutig männlich und weiblich benennen. Und somit für FilmemacherInnen auch die Möglichkeit, sich dieser - bewußt oder unbewußt, aus voller Identifikation oder als Strategie - zu bedienen. Ist halt so. Glauben Sie uns!
Und jedenfalls geht's somit schon in Ordnung, wenn sich ein Dokumentarfilmfestival solchen Filmen widmet. Und überhaupt ist's letzlich ja auch wurscht, warum wo wann welche Filme laufen, wenn sie denn interessant und/oder schön sind, diese Filme, und es kommen ja auch ganz viele Dokus auf dem Festival, die mit diesem Thema gar nichts am Herren- oder Damenhut haben, und überhaupt sollten im Kino wieder viel öfters auch Dokumentarfilme laufen, wobei ja die Unterscheidung zwischen Dokumentar- und Spielfilm auch keineswegs eine einfache oder klare ist und da jetzt eigentlich auch JEDE Menge zu sagen wäre, zu den unausgesprochenen Mythen, die hinter dem rhetorischen Konzept "Dokumentation" stehen, aber wir haben ja jetzt schon viel zu viel gesagt und wahrscheinlich liest das eh keine/r mehr und mal schauen ob vielleicht doch noch jemand wach ist, hallo, FICKEN, aha, sehen Sie, DA gucken Sie sofort wieder hin, haben wir uns gleich gedacht, ja ja, geben Sie's nur zu und jedenfalls: Schauen Sie halt mal beim Dokumentarfilmfestival vorbei, lohnt sich gewiss, das wollten wir eigentlich nur gesagt haben...
(15. internationales Dokumentarfilmfestival, 5.- 14. Mai )

Irgendwo weiter oben waren wir mal stehengeblieben bei "Frauen schauen". (Und: Danke der Nachfrage, es geht uns jetzt wieder besser. Wirklich. Alles wieder in Ordenunung.) Für alle, die's nicht sofort gemerkt haben sollten: Dieses unseres Wochenmotto ist selbstverfreilich nicht nur veritabel, griffig und reimend - es ist zu allem Überfluss (und grade so, als hätt' es wer absichtlich so eingerichtet, schaus'an!) auch noch gar doppeldeutig und womöglich -bödig! Toll, gell? Wie die Frauen da potentiell zwischen Subjekt und Objekt schwanken, wanken, oszillieren! (Und: Meineherrenunddamen, was könnten wir DA jetzt wieder anfangen, vonwegen Geschlechterdiskurs, au Backe!) Sintemalen die Frauen da also nicht nur ihrerselbst gucken (wahrscheinlich in Schaufenster oder Frauenzeitschriften...), sondern auch (nur als Exemplum unter vielen möglichen: von uns) angeschaut werden (mit einiger Sicherheit lüstern und geifernd...).
Und also jedenfalls aber dann obwohl aha diese Woche nirgends die Gelegenheit zum Frauen schauen sich so lockend und bereitwillig bietet als wie im Werkstattkino. Wo jedoch vor allem eine spezielle Frau angestiert und -gegafft werden soll: Linda Fiorentino. Der widmet unser aller Lieblingskino eine seiner unregelmäßigen "Frauen, die wir lieben"-Reihen, und das - wie üblich - zu recht: Die gute Linda fiel uns erstmals angenehm - trotz grausiger 80er Jahre-Frisur - auf in Martin Scorseses gröbst unterschätztem AFTER HOURS (auf Deutsch - und so läuft er hier leider auch, buhuu - DIE ZEIT NACH MITTERNACHT), als sexuell etwas abseits vom Mainstream veranlagte Künstlerin. Da war schon klar: Die ist keine von diesen Hollywood-Püppis, und die läßt sich so schnell nicht nahtlos in eine der bekannten Frauenbild-Backformen gießen. Nicht, dass ihre bekannteste und erfolgreichste Rolle in THE LAST SEDUCTION (DIE LETZTE VERFÜHRUNG) nicht etliche bestens vertraute Vorbilder hatte - eiskalte femme fatale, Schwarze Witwe. Aber mit soviel schamlosem Spaß an der Freud hatte man's lange nicht gesehen, und dann war das Ende ja doch auch noch ganz anders als gewohnt aus tausend Männerphantasien vorher. Dazu gibt's noch einen Film, den wir selbst nicht kennen, aber Linda Fiorentinos Mitwirkung wird auch da den Besuch sicherlich lohnen, zumal dann noch unsere Lieblings-Psychos Michael Madsen und Charlie Sheen mit von der Partie sind.
Und wer dann noch nicht genug von Linda hat (und warum sollte jemand?), kann gleich in Kevin Smiths DOGMA und in (s.o.) ORDINARY DECENT CRIMINAL gehen: Denn gottseilobunddank ist Frau Fiorentino - für die Blockbuster-Rollen einfach ein zu herber und selbstbestimmter Typ - derzeit mal wieder in Filmen beschäftigt, die's auch hierzulande zu einem Kinostart bringen.
(WERKSTATTKINO: "Frauen, die wir lieben - Linda Fiorention", Titel und Zeiten siehe Programm)

Bei ihm, da schauen sie auch, die Frauen, besonders, wenn er seinen Kasper herausholt: Unser Herr Oehmann. Wenn der mal seine Autobiographie schreibt, na, die hätte was zu erzählen...! Erstmal aber schreibt er nicht. Sondern scholt (schalt? schiltete?) uns ob unserer unlängst begangenen Vernachlässigung des "Besten Films der Welt" (Herr Oehmann), Buster Keatons THE GENERAL, in diesen unseren Wochenempfehlungen. Auweh zwick! Aber anstatt, dass wir uns ordentlich schämten (schämeten? schomten?), sind wir sofort zum Gegenangriff übergegangen und haben ihn (den Herrn Oehmann) mit dem alten, billigen "Selber bessermachen!"-Geraunze dazu gebracht - Trommelwirbel! Licht aus, Spot an! Spannung! Excitement! Suspense! - uns so halb zuzusagen, dass ER selbst nächste Woche an dieser Stelle zur Tastatur und das Wort er-greifen und letzteres an Sie richten würde!!! Tusch!!! Noch sind wir nicht 100% sicher, ob er's denn auch wirklich tut. Aber das wäre nicht nur DIE Chance, alle bösen (und - nicht weitersagen! - von uns selbst in die Welt gesetzten) Gerüchte zu widerlegen, dass es ihn in Wirklichkeit gar nicht gibt, den hier dauernd zitierten Herrn Oehmann, sondern dass er eine reine Kunstfigur ist wie Don Quixote, Josef Filser oder Hemuth Kohl. Sondern auch für Sie alle eine großartige Gelegenheit, ihn an dieser Stelle möglicherweise endlich einmal etwas anderes empfehlen zu hören als:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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