Da war es wieder, unser altes Problem: Dauernd beschwert man
sich, dass der großartigen Filme so wenige sind. Und dann kommt mal
wieder einer, man ist begeistert - und prompt kann man nicht drüber
schreiben. Weil das halt das Dumme (aus Kritikersicht) ist an
großartigen Filmen: Sie wollen auch, dass man ihnen gerecht wird.
Und dann hat man so einen Film gesehen, hat gesehen, dass er -
jawoll: GROßARTIG ist. Hat seine zwei, drei Fährten entdeckt, Lunte
gerochen, vieles erspäht, manches vielleicht auch schon kapiert.
Vor allem aber weiß man: Bevor man das Ding nicht noch ein paarmal
angeschaut hat, braucht man sich gar nicht an die Tastatur setzen.
Weil's nicht zu mehr langen würde als zu einem armseligen Kratzen
an der Oberfläche, zum bloßen Bericht der spontanen Begeisterung
und einer Handvoll verstreuter Anmerkungen über das, was da für
wache Augen und Ohren zukünftig noch alles zu holen sein wird. Was
frustrierend wenig ist, wenn man sich mit solch tapsigem Tasten an
einem großen Werk zu schaffen macht. Mit anderen Worten: Unsere
Kritik zu Kenneth Branaghs LOVE'S LABOUR'S LOST wird noch etwas auf sich warten lassen.
Was wir jetzt nur schon unbedingt sagen wollten (weil sonst ist
nachher das Geschrei wieder groß) ist - "Gehen Sie rein!" (Und: tun
Sie sich den Gefallen und gehen Sie bitte in die Originalfassung!)
Erstmal, weil's eine wirklich schöne Shakespeare-Komödie ist,
zweitens, weil's eine wirklich schöne Hommage an die großen
Hollywood-Musicals ist. Und drittens, weil Branagh hier (unter
vielem anderem) eines seiner Lieblingsthemen fortspinnt: Wie die
Gesellschaft mit Krieg umgeht und mit den Männer, die dort gekämpft
haben (oder es noch tun müssen).
Womit wir gleich beim nächsten Punkt wären: Krieg. Und Wiederaufgreifen
von Lieblingsthemen. Haben wir Ihnen doch letzte Woche an
dieser Stelle bereits die Reihe mit nordkoreanischen (Propaganda)Filmen
im Werkstattkino ans Herz gelegt. Und ja eigentlich das Wichtigste
gesagt. Aber irgendwie scheinen Sie nicht richtig gehört zu
haben. Weil: Wir haben Sie im Kino nicht gesehen. Ja, genau!
Sie! Brauchen Sie gar nicht so unschuldig zu tun, sich umzugucken.
Nein, nein, wir meinen schon Sie!!! Wo waren Sie denn da?
Ah ha, was Besseres zu tun? Das meinen aber auch nur Sie,
dass das was Besseres war. Nein, wir betonen es jetzt noch
einmal gaaaanz langsam und deutlich: Was Besseres als nordkoreanische
Martial Arts-Propaganda-Action-Spektakel gibt es gar nicht
im Kino. No way, no how. (Und Sie sind still mit Ihren "GLADIATOR"-Zwischenrufen,
Welsch! Sitz! Platz! So is brav...) Also jetzt aber im Gleichschritt
reinmarschiert, die Fahnen hoch, zwo drei... Und diese Woche
wollen wir dort niemanden sehen, der oder die nicht da ist!
(Filme aus der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik:
WERKSTATTKINO, tgl. 20:30, 22:45)
Und weil wir jetzt ohnehin schon der Gefahr wehrlos erlegen sind,
uns zu wiederholen: Es ist doch mal wieder an der Zeit, die
Hitchcock-Retro im Filmmuseum zu erwähnen. Was wir zugegebenermaßen
schon des öfteren getan haben. Aber diese Woche haben wir eine
Ausnahmegenehmigung, es trotzdem wieder zu machen. Erstens, weil
jetzt auch die passende Ausstellung dazu im Stadtmuseum ihre
Pforten geöffnet hat. Und zweitens, weil Sie sonst möglicherweise
TOPAZ übersehen hätten.
Kennen Sie schon, meinen Sie? Das glauben jetzt aber auch wieder
nur Sie! Was da kommt ist nämlich die ungekürzte Fassung, und wenn
Sie die schon mal gesehen hätten (zumal wie sich's gehört: auf
großer Leinwand und im Original), dann tät's uns doch recht
wundern. Da gibt's gar nix, da muss man rein! Und zwar sofort.
(Bzw. am Dienstag oder Mittwoch um 1/4 nach Neun - so lange dürfen
Sie dann doch noch warten. Aber nur, weil Sie's sind!) (TOPAZ
(ungekürzte OF): Filmmuseum, Di./Mi. 21:15)
Tja, und dann dräut schon die nächste Wiederholung. Ihnen schwant
schon was? Aha, aber Sie fragen: "Wie das? Wie kann jetzt der Herr
Oehmann seinen weltberühmten Rat geben" (und da haben Sie schon
recht, Sie Schlauberger - von nichts anderem war die Rede...) "wenn
doch aber die Bundesligasaison soeben ihr unrühmliches Ende
gefunden hat und es Samstags gar kein..." Oh, haltet ein!
Unwissende! Meinen Sie denn wirklich, der große Oehmann ließe sich
von SOLCHEN Lappalien beeinflussen? Glauben Sie denn, solch
unbedeutende technische Details könnten den Fluß seiner Weisheit
lenken, geschweige denn bremsen? Ja dann tun Sie uns aber leid,
Kleingläubige! Zumal doch der Herr Oehmann nie und nimmer
akzeptieren kann, dass der großwiderliche FC Bayern doch noch so
unverdient die Meisterschale in seine eklen Geldfinger bekommen
hat. Nein, nein. Jetzt wird solange weitergeguckt, bis sich das
geändert hat. Und darum heißt es unverändert: "Samstags
Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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