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Der Filmfreund rät...

  22.06.2000
 
 
 
 

Ja, sowas wie diese Woche - das ist freilich eine unserer leichtesten Übungen! Dürfte Ihnen, werte Leserschaft, sicher auch schon klar sein, wo wir Sie die nächsten Tage in Sachen Kino hinempfehlen: Zum Filmfest München, versteht sich (und gern auch zum Internationalen Festival der Filmhochschulen).
Der schwierige Teil der leichten Übung ist nur, Ihnen jetzt auch noch kompetent mitzuteilen, wohin genau Sie am besten Ihre Schritte lenken sollten, wenn Sie erstmal den Fuß über die Filmfest-Schwelle gesetzt haben. Weil, wir geben's offen zu: Im Vorfeld haben wir noch nicht wirklich was entdeckt, was in uns dieses prickelnde und bitzelnde Geheimtip-Gefühl erweckt hätte. Sie kennen's vielleicht: Man blättert durch die Filmfest-Broschüre, und irgendwo bleibt man hängen und denkt sich "Das wird was Besonderes!". Nicht, dass man damit dann auch immer Recht behielte. Aber des öfteren stimmts doch.
Dieses Jahr jedenfalls blieb dieses Gefühl für uns bisher aus, und wir müssen auf's Festival selbst warten, um den Insider-Tips auf die Schliche zu kommen. Was bedeutet: Für's erste würden wir Sie mal in die Milos Forman-Retrospektive schicken, denn da macht man garantiert nichts verkehrt. HAIR, ONE FLEW OVER THE CUCKOO'S NEST, AMADEUS, MAN ON THE MOON - alles schöne Filme zum Wiedersehen, besonders schön natürlich im Original im Kino in hoffentlich guten Kopien. Die frühen tschechischen Werke, der im regulären Kinogeschäft völlig untergegangene VALMONT, die Gemeinschaftsdoku von acht RegiseurInnen über die Olympiade München 1972 - alles interessante Sachen zum Neuentdecken.

Wofür wir hingegen keine Garantie übernehmen können, uns aber mal auf das Urteil uns bekannter Menschen mit gutem Geschmack verlassen und deren Empfehlung weiterreichen, sind die Filme von Fridrik Thór Fridriksson, dem eine Tribute-Reihe gewidmet ist. Angeblich sollen die durchaus mit Aki Kaurismäki vergleichbare Qualitäten haben, und wir sind jedenfalls fest entschlossen, das höchstselbst zu überprüfen und, wenn's stimmt, darob ganz begeistert zu sein. Vielleicht wird das ja die große Entdeckung des Filmfests - immerhin kommt der Mann aus Island, und Island hat ja schon mit Björk bewiesen, dass es tolle KünstlerInnen hervorbringen kann.

Was wir dann schließlich noch vorab schon mal zielstrebig aus der Fülle des Programms picken möchten, ist SUMMER OF SAM. Das ist der "aktuelle" Film von Spike Lee - der, in Amerika vor einem Jahr erfolglos gelaufen, nie einen deutschen Verleih gefunden hat. "Skandal, Sauerei; Schweine, elendige!" rufen wir da empört, denn das allerallermindeste, was dieser Film sein muss, ist hochinteressant. Es ist ein Zeitbild Amerikas in den 70ern, aufgehängt an dem Fall des Serienkillers "Son of Sam", der damals die Medien beherrschte. So kontrovers und ablehnend, wie der Film in Amerika aufgenommen wurde, möchten wir auch wetten, dass er nicht nur interessant, sondern auch großartig gelungen ist, denn offenbar hat er gleich ganze Bündel von Nerven getroffen. Ob ein Film wichtig oder gut ist, entscheidet ja aber schon lange nicht mehr darüber, ob wir ihn auch im Kino zu sehen bekommen (wir sagen nur: Neal Jordan's IN DREAMS oder RUSHMORE...), und so sind wir dem Filmfest ernsthaft dankbar dafür, dass es wenigstens für zwei Vorführungen die Aufgabe übernimmt, die eigentlich Sache eines jeden halbwegs respektablen Verleihs gewesen wäre und nun also SUMMER OF SAM auf Münchner Leinwände bringt.

Zweifelsohne werden sich im Lauf des Filmfests dann schon noch die unerwarteten Entdeckungen und wahren Geheimtips einstellen, über die wir Sie dann pflichtschuldigst auch auf dem Laufenden halten werden. Wäre ja gelacht, wenn sich unter so vielen Filmen nicht noch ein paar Perlen heraustauchen ließen. Wir verabschieden uns jetzt schon mal ins Kino, wo wir die nächste Woche zubringen werden, und sind uns ausnahmsweise mal nicht ganz so sicher, ob da noch Zeit bleibt für Herrn Oehmanns:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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