Ja, sowas wie diese Woche - das ist freilich eine unserer
leichtesten Übungen! Dürfte Ihnen, werte Leserschaft, sicher auch
schon klar sein, wo wir Sie die nächsten Tage in Sachen Kino
hinempfehlen: Zum Filmfest München, versteht sich (und gern auch zum Internationalen Festival der Filmhochschulen). Der
schwierige Teil der leichten Übung ist nur, Ihnen jetzt auch noch
kompetent mitzuteilen, wohin genau Sie am besten Ihre Schritte
lenken sollten, wenn Sie erstmal den Fuß über die Filmfest-Schwelle
gesetzt haben. Weil, wir geben's offen zu: Im Vorfeld haben wir
noch nicht wirklich was entdeckt, was in uns dieses prickelnde und
bitzelnde Geheimtip-Gefühl erweckt hätte. Sie kennen's vielleicht:
Man blättert durch die Filmfest-Broschüre, und irgendwo bleibt man
hängen und denkt sich "Das wird was Besonderes!". Nicht, dass man
damit dann auch immer Recht behielte. Aber des öfteren stimmts
doch. Dieses Jahr jedenfalls blieb dieses Gefühl für uns bisher
aus, und wir müssen auf's Festival selbst warten, um den
Insider-Tips auf die Schliche zu kommen. Was bedeutet: Für's erste
würden wir Sie mal in die Milos Forman-Retrospektive schicken, denn
da macht man garantiert nichts verkehrt. HAIR, ONE FLEW OVER THE
CUCKOO'S NEST, AMADEUS, MAN ON THE MOON - alles schöne Filme zum
Wiedersehen, besonders schön natürlich im Original im Kino in
hoffentlich guten Kopien. Die frühen tschechischen Werke, der im
regulären Kinogeschäft völlig untergegangene VALMONT, die
Gemeinschaftsdoku von acht RegiseurInnen über die Olympiade München
1972 - alles interessante Sachen zum Neuentdecken.
Wofür wir hingegen keine Garantie übernehmen können, uns aber
mal auf das Urteil uns bekannter Menschen mit gutem Geschmack
verlassen und deren Empfehlung weiterreichen, sind die Filme von
Fridrik Thór Fridriksson, dem eine Tribute-Reihe gewidmet ist.
Angeblich sollen die durchaus mit Aki Kaurismäki vergleichbare
Qualitäten haben, und wir sind jedenfalls fest entschlossen, das
höchstselbst zu überprüfen und, wenn's stimmt, darob ganz
begeistert zu sein. Vielleicht wird das ja die große Entdeckung des
Filmfests - immerhin kommt der Mann aus Island, und Island hat ja
schon mit Björk bewiesen, dass es tolle KünstlerInnen hervorbringen
kann.
Was wir dann schließlich noch vorab schon mal zielstrebig aus
der Fülle des Programms picken möchten, ist SUMMER OF SAM. Das ist
der "aktuelle" Film von Spike Lee - der, in Amerika vor einem Jahr
erfolglos gelaufen, nie einen deutschen Verleih gefunden hat.
"Skandal, Sauerei; Schweine, elendige!" rufen wir da empört, denn
das allerallermindeste, was dieser Film sein muss, ist
hochinteressant. Es ist ein Zeitbild Amerikas in den 70ern,
aufgehängt an dem Fall des Serienkillers "Son of Sam", der damals
die Medien beherrschte. So kontrovers und ablehnend, wie der Film
in Amerika aufgenommen wurde, möchten wir auch wetten, dass er
nicht nur interessant, sondern auch großartig gelungen ist, denn
offenbar hat er gleich ganze Bündel von Nerven getroffen. Ob ein
Film wichtig oder gut ist, entscheidet ja aber schon lange nicht
mehr darüber, ob wir ihn auch im Kino zu sehen bekommen (wir sagen
nur: Neal Jordan's IN DREAMS oder RUSHMORE...), und so sind wir dem
Filmfest ernsthaft dankbar dafür, dass es wenigstens für zwei
Vorführungen die Aufgabe übernimmt, die eigentlich Sache eines
jeden halbwegs respektablen Verleihs gewesen wäre und nun also
SUMMER OF SAM auf Münchner Leinwände bringt.
Zweifelsohne werden sich im Lauf des Filmfests dann schon noch
die unerwarteten Entdeckungen und wahren Geheimtips einstellen,
über die wir Sie dann pflichtschuldigst auch auf dem Laufenden
halten werden. Wäre ja gelacht, wenn sich unter so vielen Filmen
nicht noch ein paar Perlen heraustauchen ließen. Wir verabschieden
uns jetzt schon mal ins Kino, wo wir die nächste Woche zubringen
werden, und sind uns ausnahmsweise mal nicht ganz so sicher, ob da
noch Zeit bleibt für Herrn Oehmanns: "Samstags Fußball, Sonntag
Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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