Glauben Sie uns: Wir könnten Ihnen jetzt viel erzählen über
MYSTERY OF THE LEAPING FISH (Filmmuseum, So. 18:00). Aber
Sie würden's nicht glauben. Den müssen Sie schon selber anschauen.
Dann werden Sie's wahrscheinlich immer noch nicht glauben, was Sie
da gesehen haben. Aber Sie haben's wenigstens gesehen: Douglas
Fairbanks, den großen Abenteuer-Helden und Frauenschwarm des
Stummfilms, als Coke Ennyday - dauerbedröhnter, sich im Stundentakt
das Koks intravenös spritzender "Scientific Detective". Aufblasbare
Fische. (Und Bessie Love als "Inane, the fish blower of Short
Beach", die dafür sorgt, dass die Fische auch aufgeblasen sind.)
Eine Truppe Polizisten, die dauernd nur im Kreis fährt. Und
dergleichen Dinge mehr. Einer dieser seltenen Glücksfälle der
Kinogeschichte halt, wo irgendwie alle Sicherungsmechanismen
durchgebrannt sind, gerade mal keiner aufgepasst hat, alle
Beteiligten wahrscheinlich auf diversen bewusstseinsverändernden
Substanzen waren und nachher keiner mehr so recht weiß oder wissen
will, wie das Ganze zustande kommen konnte. Kein Wunder, das
Fairbanks später versucht hat, den Film verbieten und vernichten zu
lassen. MYSTERY (dessen Drehbuch vom großen Meister des
Abgründigen Tod Browning stammt) ist so ziemlich die bizarrste,
überdrehteste, verrückteste knappe halbe Stunde, die in Hollywood
je auf Zelluloid gebannt wurde, und es ist ein Glück, dass man die
meiste Zeit mit offenem Mund dasitzt und seinen Augen nicht traut -
sonst bräuchte man vor lauter Lachkrämpfen wahrscheinlich ein
Beatmungsgerät. Glauben Sie uns: Sie haben im Kino noch nicht alles
gesehen, wenn Sie diesen Film nicht gesehen haben. Wer den
versäumt ist selber schuld, und wird mit Oehmannschen Ratschlägen
bestraft, nicht unter dreimal: "Samstags Fußball, Sonntag
Lindenstraße."
Viel Spaß Dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
P.S.: Auch der Rest der Highlight-Auswahl vom diesjährigen
Bonner Sommerkino, die den Weg ins Münchner Filmmuseum gefunden
hat, lässt sich mehr als sehen. Besonders gespannt sind wir das
beispielsweise auf den britischen Thriller A COTTAGE ON
DARTMOOR. Und - auch das sei nicht ganz unerwähnt - die Lupe 2
hat zwei schöne Terry Gilliam-Filme im Angebot: FEAR AND LOATHING
IN LAS VEGAS und 12 MONKEYS, zum neu- oder wiedersehen immer einen
Kinobesuch wert.
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