Wenn Sie - was uns freuen würde - dies Rubrik mit einer gewissen
Regelmäßigkeit verfolgen, werden Sie gewiss schon festgestellt
haben, dass sich unsere Empfehlungen gerne auf einige uns besonders
am Herzen liegende Kinos konzentrieren. Da wäre z.B. das
Filmmuseum - um dessen Erwähnung wir uns auch diesmal außerstande
fühlen, gänzlich herumzukommen. Schon deswegen, weil es als erstes
Münchner Kino außerhalb des Filmfests den von uns so hoch
geschätzten BLACK AND WHITE von James Toback (Interview finden sie
hier) in der unabdingbaren Originalfassung (mit Untertiteln)
spielt. Und weil es zwei Mädchenpensionats-Filme zeigt (MÄDCHEN
IN UNIFORM und THE WILD PARTY), die zu übergehen uns den Zorn der
Frau Bauer einhandeln würde, was wir keinesfalls wollen können -
zumal sie bestimmt Recht hat, wenn sie behauptet, Dorothy Arzner
(Regisseurin der WILD PARTY) wäre - Zitat - "wichtig". Uuuunnnnddd
weil es dort - im Filmmuseum - FUSSBALL WIE NOCH NIE zu sehen gibt,
den wohl eigenwilligsten Fußballfilm der Filmgeschichte.
Uuuuuuuunnnnnnndddddd À BOUT DE SOUFFLE, zu dem wir Ihnen ja wohl
kaum was erzählen müssen. Und ganz besonders, weil dieser Tage
die Kurt Hoffmann-Retrospektive beginnt, die beweisen wird, dass es
in Deutschland auch in Jahren, wo man das im allgemeinen nicht
vermutet (von den frühen 40ern bis in die 60er),
höchstvergnügliches Unterhaltungskino mit Anspruch, Tiefgang und
Integrität gab.
Das Lob anderer Kinos hingegen singen wir an dieser Stelle
merklich seltener. So wird manchen von Ihnen gewiss nicht entgangen
sein, dass die Lupe 2 hier nur höchst sporadisch Beachtung findet.
Dass hängt zum einen damit zusammen, dass wir die Lupe von seiner
Kino-Atmosphäre her (höchst subjektiv, zugegeben) nicht so hoch
schätzen, zum anderen aber noch viel mehr damit, dass wir nun
einmal Filme ungern bis gar nicht in deutschen Synchronfassungen zu
goutieren gewohnt sind. So ergibt es sich aufs Glücklichste, dass
in diesen zwei Wochen letzterer Hinderungsgrund kein solcher mehr
ist - denn das Lupe-Team (dessen Verdienste um die Münchner Kino-
und Filmkultur hier unabhängig unserer eben genannter
Reserviertheiten einmal aus- und nachdrücklich sowie aufs
Kräftigste akklamiert und gelobt seien) bietet ein Programm, das
ungewohnt viele Originalfassungen und nicht im Eigenverleih der
Lupe befindlichen Filme beinhaltet: Kenneth Branaghs unlängst so
kläglich missverstandener und unterbewerteter LOVE'S LABOUR'S LOST
z.B., Paul Thomas Andersons großartiger MAGNOLIA, David Lynchs
genialer WILD AT HEART, Stanley Kubricks meisterhaftes Vermächtnis
EYES WIDE SHUT (das im Original gegenüber der Synchronfassung eine
ungeheure Aufwertung erfährt), oder - für die, die's mögen - Wim
Wenders MILLION DOLLAR HOTEL. Da kann man wirklich nicht klagen -
gepriesen seist Du, oh Lupe, ob dieses Programms.
Ein anderes Kino aber werden Sie hier noch seltener erwähnt
finden als die Lupe 2, und das, obwohl es dereinst zu unseren
unbestrittenen Lieblings-Kinos zählte. Aber das war, als das CINEMA
seinen Status als Programm-Kino noch zu Recht hatte und ihn sich
nicht dadurch verdiente, dass die Anfangszeiten der
dauerabgenudelten Blockbuster von Tag zu Tag ein wenig schwanken.
Möglicherweise ist inzwischen auch andernorts (sprich an Stellen,
die zuständig sind für die Einstufung eines Kinos als Programmkino
- was diverse finanzielle Vorteile mit sich bringt) die Erkenntnis
gedämmert, dass das, was das CINEMA in letzter Zeit so treibt, sich
vom Multiplex nur noch durch Originalfassungen und die Beschränkung
auf einen Saal unterscheidet. Jedenfalls sind urplötzlich zarte
Versuche zu vermelden, das tagesaktuelle Filmgeschäft nicht mehr
mit gar solcher Ausschließlichkeit zu verfolgen: Jetzt finden sich
plötzlich wieder Filme auf dem Programm, die immerhin schon ein
paar Wochen alt sind. Was uns - und damit zum eigentlichen
Ziel- und Endpunkt der länglichen Vorrede - das Glück beschert,
John Woos Offenbarung MISSION: IMPOSSIBLE 2 (deren Exegese Sie hier
finden) nun doch noch einmal im Original und mit angemessener
Leinwandgröße und Soundwucht genießen zu können. Hallelujah!
(MISSION: IMPOSSIBLE 2 (OF): Cinema, Sa. 23.9., 15:25)
Nachdem wir nun wohl hinreichend bewiesen haben dürften, dass
unsere Variationsbreite doch ein wenig größer ist, als sie hier
manchmal scheinen mag... - beweisen wir sofort im Gegenzug, dass
sie auch ihre Grenzen kennt. Wenn Sie jetzt gedacht hätten, wir
würden zum Abschluss den Herrn Herrmann was sagen lassen, oder
Aktivitäten für den Montag und Dienstag empfehlen, oder zum
Betrachten von Tischtennis und "Marienhof" raten - tja, dann haben
sie falsch gedacht. Denn manches bleibt in seiner ehernen Größe und
tiefen Wahrheit ebenso unübertrefflich wie unersetzlich. Und gehört
gehegt, gepflegt und geehrt. Wie die Worte des Herrn Oehmann:
"Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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