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Der Filmfreund rät

  05.10.2000
 
 
 
 

Mist! Jetzt müssen wir schon wieder so tun als wüssten wir alles am besten. Als hätten wir den totalen Überblick. Und die Weisheit der richtigen Entscheidung gepachtet. Dabei haben wir doch, ehrlich gesagt, selbst keine Ahnung, wie wir durch diese Kino-Woche kommen. Wo wir eigentlich dauernd in mindestens zwei unserer bevorzugten Lichtspielhäuser gleichzeitig sein sollten. Und dabei können wir sogar noch z.B. auf die kleine Coen-Brüder im Neuen Arena halbwegs verzichten, weil wir die Filme alle schon drei- bis fünfmal gesehen haben (jawoll, in OF, im Kino). Aber haben und können Sie? Und in DANCER IN THE DARK waren wir auch schon zweimal. Aber schwieriger wird's da schon mit SOUS LES TOITS DE PARIS (UNTER DEN DÄCHERN VON PARIS). Klar kennen wir als pflichtbewusste Cineasten den René Clair-Klassiker - aber eigentlich gerade mal gut genug um zu wissen, dass es höchste Zeit wäre, sich das Vergnügen auf ein Neues zu gönnen. Weils solch Pariser Leichtigkeit und Charme hat und ein so wunderbares Spiel mit den damals eben erst entdeckten Möglichkeiten des Tonfilms ist. (SOUS LES TOITS DE PARIS (OmU): Lupe 2, Mo. 17:30, Di. 17:45, Mi. 18:00)

Kaum herumkommen werden wir dann um die zwei Hugo Haas-Filme im Werkstattkino. Haas ist einer der viel zu wenig beachteten Emigranten in Hollywood - was wohl daran liegt, dass er es sich allzu bequem im Reich der B-Pictures einrichtete, wo er in Personalunion von Autor, Regisseur und Hauptdarsteller seiner offenbar unerschöpflichen Neigung zur Selbstquälung hemmungslos frönen konnte. Haas variiert beständig ein Thema - das von einem Mann, der von einer Frau in den (seelischen) Ruin getrieben wird - und schuf sich dabei seinen kleinen, schmutzigen, beklemmenden und sehr persönlichen Kino-Kosmos. (WERKSTATTKINO: ONE GIRL'S CONFESSION (OF), Fr.-So. 22:30; HIT AND RUN (OF), Mo.-Mi. 22:30)

Womit wir schon beim nächsten (und nun endgültig) absoluten Muss der Woche wären: Einem ebenfalls höchst individuellen Zelluloid-Universum, das aber Nichts von Kleinem, Schmutzigen oder Beklemmenden hat - dem von Jacques Demy. Wir tun jetzt gar nicht so, als könnten wir über dessen gesamte Ausdehnung autoritativ vom Leder ziehen. Das hoffen wir, nach Ablauf der am Dienstag startenden Retro im Filmmuseum tun zu können. Einstweilen kennen wir da leider auch nur wenig, aber das reicht, um zu wissen, dass LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG) und LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT) ein wahrer Traum von Kino sind. Bunte, großartige (Meta-)Musicals, mit einer hinreissenden Catherine Deneuve, prima Musik von Michel Legrand und so völlig künstlich und stilisiert und dabei so wahr, wie nur Film sein kann. Und genau mit diesen beiden Highlights geht die Retro auch los - furioser Auftakt, chapeau, meine Herren. (FILMMUSEUM: LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (OmU), Di./Mi. 19:00; LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (OF), Mi./Do. 21:15)

Und dann müssen wir auch noch Geburtstag feiern. Den 105. von Buster Keaton nämlich. Mit "dem besten Film der Welt" (R. Oehmann), THE GENERAL (Lupe 2, So. 20:00). Wo, wenn wir's zu erwähnen vergessen hätten, uns unser Herr Oehmann wieder einmal gram gewesen wäre. Was wir nicht wollen können. Weil wir nicht ganz sicher sind, zu welchen Verzweiflungstaten er dann fähig ist. Am Ende sagt er noch was ganz Dummes. Das wär' ja schlimm! So was - o Graus! und Pardauz! - wie: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."

Viel Spaß dabei wünscht Ihnen

Die Artechock-Redaktion

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