Mist! Jetzt müssen wir schon wieder so tun als wüssten wir alles
am besten. Als hätten wir den totalen Überblick. Und die Weisheit
der richtigen Entscheidung gepachtet. Dabei haben wir doch, ehrlich
gesagt, selbst keine Ahnung, wie wir durch diese Kino-Woche kommen.
Wo wir eigentlich dauernd in mindestens zwei unserer bevorzugten
Lichtspielhäuser gleichzeitig sein sollten. Und dabei können wir
sogar noch z.B. auf die kleine Coen-Brüder im Neuen Arena halbwegs
verzichten, weil wir die Filme alle schon drei- bis fünfmal gesehen
haben (jawoll, in OF, im Kino). Aber haben und können Sie? Und in
DANCER IN THE DARK waren wir auch schon zweimal. Aber schwieriger
wird's da schon mit SOUS LES TOITS DE PARIS (UNTER DEN DÄCHERN VON
PARIS). Klar kennen wir als pflichtbewusste Cineasten den René
Clair-Klassiker - aber eigentlich gerade mal gut genug um zu
wissen, dass es höchste Zeit wäre, sich das Vergnügen auf ein Neues
zu gönnen. Weils solch Pariser Leichtigkeit und Charme hat und ein
so wunderbares Spiel mit den damals eben erst entdeckten
Möglichkeiten des Tonfilms ist. (SOUS LES TOITS DE PARIS (OmU):
Lupe 2, Mo. 17:30, Di. 17:45, Mi. 18:00)
Kaum herumkommen werden wir dann um die zwei Hugo Haas-Filme im
Werkstattkino. Haas ist einer der viel zu wenig beachteten
Emigranten in Hollywood - was wohl daran liegt, dass er es sich
allzu bequem im Reich der B-Pictures einrichtete, wo er in
Personalunion von Autor, Regisseur und Hauptdarsteller seiner
offenbar unerschöpflichen Neigung zur Selbstquälung hemmungslos
frönen konnte. Haas variiert beständig ein Thema - das von einem
Mann, der von einer Frau in den (seelischen) Ruin getrieben wird -
und schuf sich dabei seinen kleinen, schmutzigen, beklemmenden und
sehr persönlichen Kino-Kosmos. (WERKSTATTKINO: ONE GIRL'S
CONFESSION (OF), Fr.-So. 22:30; HIT AND RUN (OF), Mo.-Mi.
22:30)
Womit wir schon beim nächsten (und nun endgültig) absoluten Muss
der Woche wären: Einem ebenfalls höchst individuellen
Zelluloid-Universum, das aber Nichts von Kleinem, Schmutzigen oder
Beklemmenden hat - dem von Jacques Demy. Wir tun jetzt gar nicht
so, als könnten wir über dessen gesamte Ausdehnung autoritativ vom
Leder ziehen. Das hoffen wir, nach Ablauf der am Dienstag
startenden Retro im Filmmuseum tun zu können. Einstweilen kennen
wir da leider auch nur wenig, aber das reicht, um zu wissen, dass
LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (DIE REGENSCHIRME VON CHERBOURG) und
LES DEMOISELLES DE ROCHEFORT (DIE MÄDCHEN VON ROCHEFORT) ein wahrer
Traum von Kino sind. Bunte, großartige (Meta-)Musicals, mit einer
hinreissenden Catherine Deneuve, prima Musik von Michel Legrand und
so völlig künstlich und stilisiert und dabei so wahr, wie nur Film
sein kann. Und genau mit diesen beiden Highlights geht die Retro
auch los - furioser Auftakt, chapeau, meine Herren. (FILMMUSEUM:
LES PARAPLUIES DE CHERBOURG (OmU), Di./Mi. 19:00; LES DEMOISELLES
DE ROCHEFORT (OF), Mi./Do. 21:15)
Und dann müssen wir auch noch Geburtstag feiern. Den 105. von
Buster Keaton nämlich. Mit "dem besten Film der Welt" (R. Oehmann),
THE GENERAL (Lupe 2, So. 20:00). Wo, wenn wir's zu erwähnen
vergessen hätten, uns unser Herr Oehmann wieder einmal gram gewesen
wäre. Was wir nicht wollen können. Weil wir nicht ganz sicher sind,
zu welchen Verzweiflungstaten er dann fähig ist. Am Ende sagt er
noch was ganz Dummes. Das wär' ja schlimm! So was - o Graus! und
Pardauz! - wie: "Samstags Fußball, Sonntag Lindenstraße."
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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