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Haben Sie die Liste gesehen mit den Neustarts diese Woche? Der
Wahnsinn, oder? Zwölf (in Worten: zwölf) neue Filme! Was immer sich
die Verleiher dabei gedacht haben mögen - da wird leider, leider so
manches untergehen, was ein großes Publikum verdient gehabt hätte.
Wir versuchen, unseren Teil zu tun, damit wenigstens das, was uns
am Herzen liegt, nicht ganz so sang- und klanglos absäuft.
Wichtigster Film diese Woche, selbstverständlich, der neue John
Waters, CECIL B.
DEMENTED. In München nur in einem einzigen Kino, und da nur in
Synchronfassung (wüääääh!), Skandal! Jedenfalls: Kritik bei uns
folgt in baldiger Bälde, bis dahin die Kurzfassung: Reingehen!
Selbe Kurzfassung gültig für DIE LIEBENDEN DES POLARKREISES, der's
nach zwei Jahren jetzt endlich, endlich doch noch in hiesige Kinos
geschafft hat, hallelujah! Beweisen Sie bitte dem Verleih, dass es
sich durchaus lohnt, an spanischem Kino auch mal was anderes als
(sein wir ehrlich: den etwas überschätzten) Almodovar nach
Deutschland zu importieren. DIE LIEBENDEN DES
POLARKREISES (ATELIER tgl. 14:30, 17:00, 19:30, 22:00 - STUDIO
ISABELLA tgl. 16:00, 18:15, 20:30, 23:00 - oder in OmU im THEATINER
FILMKUNST tgl. 16:00, 20:30)
So, und jetzt von der Pflicht zur Kür: Das Wochenende gehört dem
Filmmuseum, keine Frage. Drei der größten Stars der Stummfilmzeit:
Douglas Fairbanks, Rudolph Valentino, Lon Chaney. Drei der
aufwendigsten, schönsten, unterhaltsamsten, packendsten
Hollywood-Stummfilme: THE THIEF OF BAGHDAD, THE FOUR HORSEMEN OF
THE APOCALYPSE, THE PHANTOM OF THE OPERA. Alle drei in neu
restaurierten Fassungen, alle drei mit Orchester-Soundtracks des
bewährten Carl Davis, alle drei viragiert (d.h. nach den
Gepflogenheiten der Zeit monochrom in wechselnden Farben
eingefärbt), zwei mit originalen Mehrfarb-Sequenzen. Ein Wort statt
drei: Geil!
Schnitt: "Zur selben Zeit, im Werkstattkino...". Falls Sie Peter
Jackson kennen, müssen wir jetzt wohl kaum mehr sagen als:
Retrospektive, juhuu! Und dann sehen wir uns dort. Wenn Sie ihn
noch nicht kennen sollten, wird sich das wohl zwangsläufig in zwei,
drei Monaten ändern, wenn der erste Teil seiner "Herr der
Ringe"-Verfilmung die Kinolandschaft überrollen und voraussichtlich
für einige Furore sorgen wird. Drum: Jetzt das bisherige Werk
kennenlernen und dann zu denen gehören, die sich schon vor dem
ganzen Wirbel auskannten, gell... Jedenfalls: Angefangen hat
Jackson mit Spaß-Splatter vom Knalligsten, mit dem programmatisch
betitelten BAD TASTE (watch for that exploding sheep...). Seine
ultra-derbe Muppet-Parodie für Erwachsene, MEET THE FEEBLES, fehlt
leider in der Reihe, dafür gibt's die wahnsinnige Apotheose des
Splatter-Films, BRAIN DEAD, angeblich im ungeschnittenen Original.
(Wir werden da nochmal nachfragen, weil hierzulande auch eine
Verleih-Version kursiert, die zwar englischsprachig ist, aber um
die selben 10 (in Zahlen: 10!!!) Minuten geschnitten wie die
indiskutable deutsche.) Und siehe, kurz nachdem man sich über Berge
auf's einfallsreichste zermetzelter Untoter unter den Sitz lachen
konnte, kam Jackson mit HEAVENLY CREATURES an, in dem ein einziger,
vergleichsweise zurückhaltender Mord passiert - und der einem sowas
von unter die Haut geht, dass es nicht mehr feierlich, aber dafür
höchst eindrucksvoll und sehenswert ist. (Der Film bot übrigens
auch die großartige Entdeckung des späteren TITANIC-Stars Kate
Winslet.) Unser besonderer Tip, Neuigkeit wohl auch für viele Peter
Jackson-Kenner: Seine hinreissende "Mockumentary" FORGOTTEN SILVER
über einen wiederentdeckten neuseeländischen Filmpionier, der alle
großen Entwicklungen der Filmgeschichte zufällig schon vorwegnahm.
Rasend komisch und dabei erstaunlich klug und kenntnisreich gemacht
- muss sein, für Jackson-Fans, für Kino-Freaks, für Leute, die gern
gut lachen und überhaupt. Also: Wir wollen dort keinen sehen, der
nicht da ist.
Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Die
Artechock-Redaktion
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