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Der Filmfreund rät

  02.11.2000
 
 
 
 

Heute mal was anderes: Keine Em- sondern eine Ent-pfehlung. Letzte Woche nämlich wollten wir Sie noch voller Enthusiasmus in BRAIN DEAD schicken. Diese Woche sind wir schlauer: Im Werkstattkino läuft leider doch die deutsche (obgleich englischsprachige) Schnittfassung. Da fehlen so um die 10 Minuten (was verdammt viel ist), und natürlich genau die Highlights. Gegen solch barbarische Zerstückelungen ist das Gemetzel im Film ja fast noch harmlos. Und weil wir davon ausgehen, dass Sie sich keine Komödie anschauen würden, aus der man alle Pointen getilgt hat, raten wir jetzt schweren Herzens wieder ab.

Sich Passolinis 120 TAGE VON SODOM anzugucken, das können wir Ihnen auch nicht so ohne weiteres empfehlen. Gesehen haben sollte man den Film (zumindest einmal) trotzdem. Das ist gewiss alles andere als eine angenehme Erfahrung, hat mit schönem Kinoabend wenig zu tun. Trotzdem lohnt sich's letzlich - und ein Film über solch unappetitlichen Themen wie Faschismus muss ja nicht unbedingt genüsslich zu goutieren sein. Warnung aber an alle, die de Sade nur über den Umweg von RTL II (Motto: "Ich glaub' ich bin im Bahnhofskino!") - Lack & Leder-Softcore kennen. Zum Aufgeilen gibt's hier weit und breit nichts, mit Erotik hat das nix zu tun. Es geht um Gewaltstrukturen hinter den Fassaden bürgerlicher Gesellschaft, und das radikal schonungslos. Gewiss etwas gebrochener und intellektuell verbrämter als das (ebenso schwer erträgliche) literarische Vorbild, aber mit der selben eiskalten, mathematischen, kataloghaften Auslotung des Menschenmöglichen an Grausamkeit. (Und ein Tip: Planen Sie danach bloss nicht, Cevapcici zu essen!) (DIE 120 TAGE VON SODOM (SALÒ O LE 120 GIORNATE DI SODOMA (OmU): Filmmuseum, Fr./Sa. 23:00)

Ganz ohne was Schönes für den Herren, für die Dame, für das Kind (na ja, vielleicht nicht unbedingt das Kind...) wollen wir Sie aber dann doch nicht in die Kinowoche entlassen. STRAIGHT SHOOTING - klingt das nicht schon vom Titel her Spitze? Und auch wenn wir's selber noch nicht kennen: Wir möchten fast wetten, dass es das auch ist. Ist nämlich ein ganz früher Western von Großmeister John Ford, so richtig aus der Zeit, als das mit "Weiße Hüte - Gute Cowboys, Schwarze Hüte - Böse Cowboys" noch ungebrochen geklappt hat. Und wird im Werkstattkino am Freitag, 20:30 Uhr, von Ford-Autorität Tag Gallagher persönlich am Klavier begleitet. Na da bleibt uns doch eigentlich nur ein fröhliches "Yippie-kaaaa-YEAH!".
Und Ihnen hoffentlich viel Spaß im Kino.

Die Artechock-Redaktion

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