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Der Filmfreund rät

  09.11.2000
 
 
 
 

Vor einiger Zeit haben wir Ihnen an dieser Stelle den Besuch der Kurt Hoffmann-Retrospektive im Filmmuseum nahegelegt. Wir haben Grund zur Vermutung, dass kaum jemand darauf gehört hat. Das aber sollte sich spätestens jetzt bitteschön ändern. Die Reihe kommt nämlich grade in die heisse Phase - Hoffmanns Kino-Erzählungen aus den späten 50ern. Auch wenn man's vielleicht nicht spontan glauben mag, aber: Damals hat man in Deutschland durchaus auch verdammt gute Filmkomödien gedreht. (Wesentlich besser als heutzutage sowieso.) Und einige der besten und schönsten sind von Herrn Hoffmann.
HEUTE HEIRATET MEIN MANN (Filmmuseum, Sa.18:00), z.B., ganz besonders aber die "Spessart"-Trilogie (okay, den dritten Teil kennen wir selbst noch nicht und übernehmen somit keinerlei Haftung...). Von der wohl fast alle DAS WIRTSHAUS IM SPESSART (Di./Mi. 19:00) kennen, zu wenige aber das eher noch viel tollere und wunderbarere SPUKSCHLOSS IM SPESSART (Di. 21:15). Nicht nur geht's da hinter der fröhlich-flotten Fassade um ein (für 1960 durchaus gewagtes) Thema, das uns leider heute schon wieder arg beschäftigt - "Ja was, gibt's denn auch braune Deutsche?" "Ham Sie 'ne Ahnung!". Sondern auch gibt's da einen der schönsten Soundtracks der deutschen Filmgeschichte, vom großartigen Friedrich ("Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt") Holländer, mit hin- und herreissenden Songs (Giftmischer-Rhumba, z.B.) und komplett gesungenen Vorspann-Titeln (!!!). Plus Liselotte Pulver, Hans Clarin, Wolfgang Neuss und so... Hinein also, Freunde, hinein!

Damit's aber nicht zu heiter wird, als Ausgleich (und auch gleich im Filmmuseum) THE MOST DANGEROUS GAME (Fr./Sa. 23:00). Das ist einer der wunderbar sadistischsten Filme überhaupt (aus dem Jahr 1932, als mit MASK OF FU MANCHU der amerikanische Horror-Film noch eine schwarze Perle des Cine-Sadismus hervorbrachte), eine genüsslich brutal zelebrierte Menschenhatz als Sportvergnügen. Davon gibt's eine ganze Reihe mehr oder weniger bewusster Remakes, diese Ur-Version (eigentlich ein mehr zufälliges "Abfallprodukt" der Dreharbeiten zu KING KONG) aber ist noch immer die dunkelste und schönste. Einziger Wermutstropfen: Wenn die Zeitangabe im Filmmuseums-Programm stimmt, dann haben wir's wohl mit einer geschnittenen Fassung zu tun - mag aber sein, dass eine vollständigerere gar nicht greifbar ist. Und außerdem kann man ja immer noch hoffen, dass die Angabe nicht stimmt und die Kopie in Wirklichkeit doch die nötigen 75 Minuten hat. So oder so, wir werden genießen, was immer dann da ist.

Und wünschen auch Ihnen viel Spaß im Kino.

Die Artechock-Redaktion

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