Da war ja leider doch wieder einiges zu hören, was man eigentlich
als seit Jahrzehnten überholt gehofft hätte. Aber egal was die
Herren und Damen der Opposition bei der Bundestags-Diskussion um
die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher
Lebensgemeinschaften so an miefigem Hirnstaub rausgeblasen haben -
der Gesetzentwurf ist durch und damit bewiesen, dass man
hierzulande inzwischen ein entspannteres und gesünderes Verhältnis
hat in Fragen nicht von der Mehrheit geteilter sexueller
Orientierungen. (Man würde ja übrigens schon gerne wissen, was da
so manche/r dem Fraktionszwang gehorchende/r
Oppositions-PolitikerIn danach von eigenem gleichgeschlechtlichen
Freund oder Freundin zu hören bekam...)
Und auch wenn's bei einem "Queer Filmfestival" selbstverständlich
nach wie vor um Identitätsfindungen, Selbstdarstellung, Diskurse,
Politik geht: Es ist durchaus auch erlaubt, einfach die Freude an
gutem Kino in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen. Egal ob
Sie Sex haben oder nicht, und wenn ja mit wem oder was und wie oder
wann und wie oft - ein Besuch beim "Verzaubert"-Festival lohnt allemal. (Dass das Festival sich
jetzt nicht mehr "schwul-lesbisches" sondern "queer"es Filmfest
nennt, ist übrigens Zeichen einer Öffnung des Ansatzes auch auf
Seiten der VeranstalterInnen - wie der diesjährige Schwerpunkt zum
Thema Kindesmissbrauch zeigt.) Ein Film wie der neuseeländische
Thriller HEAVEN z.B. ist für ausnahmslos alle was, die auf
intelligentes, großartiges Kino stehen - was man schon allein daran
sehen kann, dass er erst unlängst beim (ebenfalls von Rosebud
veranstalteten) Fantasy Filmfest lief. Jede Menge gibt's zu gucken,
was leider sonst den Weg auf unsere Leinwände nicht geschafft hat -
wiederum wie beim Fantasy Filmfest ist dieses Jahr besonders Koreas
Kino zu entdecken, und auch aus Europa kommt so mancher spannender
Streifen ohne deutschen Verleih. Ein bisschen Pioniersmut gehört
schon dazu, da auf die Texte im Katalog notorisch wenig Verlass
ist, und insofern halten wir uns hier mit konkreten Empfehlungen
(außer eben HEAVEN, den wir schon kennen) lieber zurück. Aber im
Zweifelsfall gilt: Lieber einen misslungenen Film zu viel gesehen
als einen großartigen verpasst. Und drum ran an den Vorverkauf -
denn die Karten dürften wie jedes Jahr knapp werden. Es ist ja ganz
gleich, wen wir lieben...
Thomas
Willmann
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