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15.03.2001
 
 
   
 

Filme, geht in Serie!
Plädoyer für eine vernachlässigte Kunst

 
Es kann doch zwei geben: Kino-Highlander trifft TV-Cousin in HIGHLANDER: ENDGAME
     
 
 
 
 

Irgendwie scheint das ein bisschen aus der Mode gekommen zu sein: Einem erfolgreichen Film ein Nachleben in Fernsehformat und wöchentlicher Dosis zu bescheren. Sie wissen schon: HIGHLANDER (bei dem unlängst im Kino mit HIGHLANDER: ENDGAME die Wiedervereinigung von TV mit der Vorlage stattfand), NIKITA, THE CROW und so. IN DER HITZE DER NACHT als Fernsehserie, wo Virgil Tipps Woche für Woche gegen einen anderen Rassisten kämpft. Oder RAMBO als Zeichentrick (nein, wirklich, das gab's!). Was stets den Beweis beschert, dass man jedem Film des Besonderen entledigen und ihn auf ein braves, sicheres Prinzip reduzieren kann, das sich beliebig oft in 45 Minuten durcherzählen lässt. Mit Darstellern aus der zweiten Garde statt der einstigen Stars - und stets einem Happy End.
Vielleicht liegt's daran, dass die erfolgreichsten Filme der letzten Zeit so häufig auf alten Fernsehserien basieren, dass man diese Praxis etwas vernachlässigt. Wo ist THE MATRIX - DIE SERIE?, Wo unser wöchentliches PULP FICTION, in dem Episode für Episode über den französischen Namen eines anderen Mc Donald's-Produkts diskutiert wird?
Die Produzenten sollten da doch wieder etwas kreativer werden - es gäbe noch genug Film-Stoffe, die in Serie gehen könnten. Würde AMERICAN BEAUTY nicht eine prima Sitcom abgeben, mit Ed O'Neill in der Rolle von Kevin Spacey? Könnte man aus BAISE-MOI nicht ein klasse Zeichentrickserie für die Kleinen machen, mit den frechen Gören Nadine und Manu, die in jeder Folge ungezogene Dinge tun und am Ende von Monsieur Le Flic lernen, was daran falsch war? Eben.

Oder stellen Sie sich vor:
Ein FedEx-Manager auf einer einsamen Insel - welch spannende Ausgangssituation für die TV-Version von CAST AWAY - VERSCHOLLEN! Steve Guttenberg sitzt am Strand und findet dort jede Episode ein neues FedEx-Paket, aus dessem Inhalt er praktische Dinge bastelt. (Kaufen sie auch das Buch zur Serie von Jean Pütz!) Am Ende der ersten Staffel schürzt sich der dramatische Knoten, als ein Boot von UPS anlegt! Was wird geschehen?
Mit Gaststar John Goodman als "Wilson".

Aber es müsste ja gar nicht so aktuell und mainstreamig sein. Nachdem ABC sich weigert, David Lynchs MULHOLLAND DRIVE auszustrahlen, wären sie vielleicht zugänglicher für THE STRAIGHT STORY - THE SERIES. Wir begleiten den greisen Mr. Straight (Lionel Stander) auf seinem fahrbaren Rasenmäher quer durch den ganzen Kontinent, wie er in jeder Folge einen anderen Verwandten in einem anderen Bundesstaat besucht. Besonderes Kultpotential verspricht die Episode "Der Schwippschwager aus New Jersey"!
Oder wie wär's damit: Bobcat Goldthwait erwacht zu den Klängen von "I Got You Babe". Und versucht, den folgenden Tag endlich alles richtig zu machen - was ihm auf komische Weise nicht gelingt. In den 365 Folgen von: GROUNDHOG DAY! (Eine Serie, die besonders niedrige Produktionskosten verspricht und von ihren Fans besonders viel Gedächtnis erfordert, um die Episoden auch auseinanderzuhalten!)

Und auch wenn es tatsächlich schon CASABLANCA als Fernsehserie gab (von 1955-56, mit Charles McGraw als Rick), ist unter den Klassikern noch längst nicht genug abgeerntet. Wie wäre es z.B. mit LETZTES JAHR IN MARIENBAD? Hat er oder hat er nicht? In Marienbad oder wo anders? Letztes Jahr? Und was überhaupt? Wer ist "er"? Und was will diese Frau dauernd von ihm? Jedenfalls: Jede Woche zeigen wir einen neuen Streichholz-Trick!

Bei Filmen wiederum, die auf historischen Begebenheiten beruhen, wären die Rechte an der Story nicht fest in der Hand amerikanischer Studios. Nichts stünde also im Wege für: Joseph Vilsmaier präsentiert SCHINDLERS LISTE - DIE SERIE! Schindler (Manfred Krug) schleicht sich jede Woche in ein anderes KZ, um dort mit List und Tücke Juden zu befreien. So endet jede Folge versöhnlich, wenn Schindlers semitischer Sidekick Schlomoh (Tovje Kleiner) feststellt: "Es gab auch gute Deutsche!"
(Die Titelmelodie von Norbert Jürgen "Enjott" Schneider ist jetzt im Handel erhältlich!)

Und böte sich die Ästhetik von Dogma 95 nicht geradezu an, um auch auf Fernsehschirme gebracht zu werden? Eindeutig: Lars von Triers IDIOTEN muss als Serie her. Per Video-Kamera sind wir dabei, wie ein Haufen junger Leute sich in ein Haus einschließt und versucht, sich wie Geistesbehinderte zu benehmen. Oder: Statt dem Haus vielleicht ein Container? ...mmmh, na ja gut - kann sein, dass es das dann doch schon gibt.

Thomas Willmann

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