Schmutz und Schund, widerlich proletarisch und pubertär, nur an
die niedersten Instinkte appelierend und vor allem die geistige
Gesundheit des Jungvolks gefährdend: Man kennt die Vorwürfe. Bisher
hat noch jedes populäre Medium in seinen Anfangsjahren sie über
sich ergehen lassen müssen - vor dem Kino sprach man so über den
Roman, und als sich laaaangsam die Erkenntnis weithin durchgesetzt
hatte, dass Film doch auch eine Art von Kunst sei, da traf es die
Comics. (Die sind mittlerweile auch schon vergleichsweise
arriviert, jetzt sind halt Internet und Videospiele dran.) Aber so
ein bisschen Aufklärungsarbeit schadet da nach wie vor nicht -
weshalb Veranstaltungen wie der Comicologische Congress in der
Pasinger Fabrik (22.3. bis 22.4.) stets willkommen sind, die
beweisen, dass Comics eine der unterhaltsamsten Dinge sind, mit
denen man sich ernsthaft beschäftigen kann.
Und weil Comic und Film doch durchaus verwandte Kunstformen sind
(was z.B. Scott McCloud in "Understanding Comics" über Closure
erzählt, dass ist nahtlos auf Schnittechniken im Film übertragbar),
gibt's dazu freilich auch ein cineastisches Begleitprogramm. Und da
eins der Themen des Congresses die Zensur ist, gäb's dafür keinen
geeigneteren Veranstaltungsort als das Werkstattkino, Münchens
Lichtspielhaus mit der definitiv höchsten Quote an
Staatsanwalts-Besuchen.
COMIC BOOK CONFIDENTIAL (Sa./So. 22:45, OmU) ist eine schöne Doku
für alle, die den Weg der Comics vom anrüchigen Entertainment auf
Billigstpapier zur Kunstdruck-graphic novel nachschlendern
wollen, anhand von Interviews mit so ziemlich allen der wichtigsten
amerikanischen Comic-KünstlerInnen, die ihn beschritten (und
freigeräumt) haben. Für Einsteiger eine kompakte, informative Tour,
für Fans etliche schöne Portraits ihrer Lieblinge. Damit's aber
nicht zu kulturell wertvoll und konsensfähig wird: Manche Comics
sind (gottseidank) auch ziemlich genau so, wie Kulturpessimisten
und Moralfurzer vom Schlage Frederic Wertheims schon immer
befürchtet haben. Und manche Filme (die auf solchen Comics
basieren) zum Glück auch. THE PUNISHER (Mo./Di. 22:45, OF) ist ein
echtes guilty pleasure, einer dieser Streifen, den man
rational kaum verteidigen kann (oder eher: sich traut zu
verteidigen): Ein billiger, dreckiger kleiner Action-Knaller nach
den gleichnamigen Selbstjustiz-verherrlichenden Marvel Comics. Der
schämt sich nicht für das, was er ist (hat aber doch eine gesunde
Portion Ironie), sondern lässt es krachen. In der ungeschnittenen
Originalfassung (die hier gezeigt wird) türmen sich die Leichen nur
so - da gibt es z.B. diese wunderbare Szene, wo ca. 30 Yakuza-Kung
Fu-Kämpfer bereitstehen, den Protagonisten zu stoppen. Und der mit
seinen MGs durch die Tür maschiert und alle, alle einfach
niedermäht. Wer es schafft, bei diesem Film den Body Count
mitzuzählen, hat sich mindestens ein Freibier verdient (ob er oder
sie's kriegt, ist die andere Frage) - wir haben es einst versucht
und so ungefähr bei 92 dann doch aufgegeben. Wenn das keine Gaudi
ist! (Nächste Woche empfehlen wir dann für die empfindlicheren
Seelen vielleicht wieder was Kultivierteres...) Viel Spaß im Kino
wünscht,
Die
Artechock-Redaktion
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