Ihr Mythos ist der größte, den die Filmindustrie je hervorbrachte
- dementsprechend viel gab es am 1. Juni 2001 in den deutschen
Feuilletons zu Marylin Monroes 75. Geburtstag zu lesen. Und man
beschäftigte sich natürlich mit den mythischen Themen - wie
Claudius Seidl in der Süddeutschen Zeitung, der der Frage nach dem "echten" Mensch
hinter dem Mythos nachging: "Norma Jean Baker und Marilyn
Monroe: Es ist nicht so, dass die eine echt gewesen wäre und die
andere eine Lüge. Eher war die eine die Steigerung der anderen –
Marilyn war echter, als es Norma Jean je sein durfte; keine irreale
sondern eher eine hyperreale Figur. Nicht nur ihr Blond war echter
als das anderer Frauen, Norma Jean Baker eingeschlossen." Sie
selbst sah das wohl ähnlich; so erzählte sie in einem Interview
1960, daß sie immer insgeheim das Gefühl gehabt hätte, nicht
vollkommen echt zu sein, so etwas wie eine gut gemachte Fälschung.
Und die Spekulationen über ihren mysteriösen Tod durften in
diesen Tagen selbstredend nicht unerwähnt bleiben - so klärte die
website des Bocholter Borkener Volksblatts auf: "Die Wahrheit über
Marilyn Monroes Tod ist bis heute nicht geklärt. Es gibt Gerüchte,
dass die Kennedys in Verbindung mit ihrem Tod standen. Angeblich
soll Monroe Robert Kennedy gedroht haben, an die Presse zu gehen,
wenn er die Beziehung nicht zugeben würde. Eine andere Theorie ist
Selbstmord, da sie an einer Überdosis Tabletten gestorben ist.
Dagegen spricht aber, dass kein Abschiedsbrief gefunden wurde und
sie am Abend noch bei guter Stimmung telefoniert hatte. Die
Wahrheit wird wohl niemals enthüllt werden. Es wird immer etwas
Mysteriöses über Marilyn Monroe, ihr Leben und insbesondere ihrem
Tod 'schweben'."
Nur unser Herr Oehmann,
dem das letzte Wort gehören soll, ist wieder einmal wohltuend
entmystifizierend:
"Wenn man Marilyn Monroe auf der Leinwand sieht, dann wünscht man
ihr, dass es ihr gut geht." hat Natalie Wood mal gesagt. Heute
geht es beiden ähnlich. Sie sind Nachbarinnen am Friedhof
in Westwood. Und komischerweise ist die eine zu den schätzungsweise
zehn unverwüstlichen Ikonen Amerikas geworden, die andere
nicht. Früh sterben allein nützt also auch nichts. Man kann
ja sehr schön spekulieren, was aus berühmten Frühverstorbenen
geworden wäre, wenn sie nicht des Todes grause Hand so gach
abgezogen hätte. Jimi Hendrix würde heute Duette mit Eric
Clapton aufnehmen, James Dean wäre Vorabendserienopa, und
John Lennon würde nicht als der Kopf der Beatles gelten. Marilyn
Monroe wäre heute, mit 75, vielleicht nicht unbedingt Faschistin
und Arschgeige wie ihre französische Kollegin Brigitte Bardot,
sondern eher Gesellschaftsvettel wie Liz Taylor. Womöglich
hätte die Monroe es aber einfach nicht mehr ausgehalten und
sich zeitig garbo- oder dietrichartig zurückgezogen, vielleicht
zusammen mit dem x-ten Ehemann, wahrscheinlich aber eher ohne.
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