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21.10.2004
 
 
       

Drachen, Schwerter und Garküchen
Asia Filmfest in München - Filme, die das Herz höher schlagen lassen

 
 
BREAKING NEWS
   
 
 
 
 

Das Herz des Weltkinos schlägt in Asien. Man kann, man muss dem asiatischen Kino rettungslos verfallen, wenn man einige der neueren Filme aus dieser Gegend sieht. Überfällig, trotz aller Anstrengungen des Filmfests und des Fantasy Filmfest, dass man ihm nun in München endlich auch noch ein eigenes Festival gewidmet hat - es gibt einfach zu viele zu gute Filme, die gezeigt werden müssen. Manche hätte vermutlich auch das Filmfest München gern gehabt: Die neuen Filme von Zhang Yimou und Johnnie To sind hier erstmals in München zu sehen.

Wie die Vorführbedingungen sein werden, wie das dreitägige Festival im Einzelnen laufen wird, muss man abwarten. Aber es läßt sich alles gut an: Die Filme laufen sämtlich im Original mit englischen oder deutschen Untertiteln, das Mathäser-Kino bietet einen excellenten Vorführrahmen und die Preise sind mit 7 Euro pro Vorführung nicht zu hoch. Außerdem gibt es - davon kann sich das Filmfest eine fette Scheibe abschneiden - eine Dauerkarte für 55 Euro. Ebenfalls wichtig: Zwei Filme, ALIVE und AZUMI liefen zwar erst kürzlich auf dem Fantasy Filmfest - aber nicht in der von den Regisseuren ursprünglich auitorisierten Langfassung, in der sie hier nun gezeigt werden. Wem diese Fime also gefallen haben, für den lohnt sich vielleicht der zweite Blick (der sich natürlich immer lohnt) gleich doppelt.

Auch die Filmauswahl stimmt. Nur zwei Tips: Etwa HOUSE OF FLYING DAGGERS von Zhang Yimou. Wieder spielt Zhang Ziyi die Hauptrolle, sie ist die neue Große des chinesischen Kinos, neben Maggie Cheung und Gong Li. Nach HERO hat Zhang Yimou seinen zweiten Martial-Arts gedreht, wieder große Oper und reines Kino, ein Fest aus Blut, Seide und Leidenschaft, aber bodenständiger, als das abstrakte Farbspektakel in HERO, dominiert von den satten Farben des Herbstwaldes. Kämpfe im Bambuswald a la King Hu gibt es auch - einen chinesischen Western könnte man das Ganze nennen. Es ist atemberaubend, wie sich dieser Regisseur zur Zeit, nach Dissidenten-Filmen und seiner neorealistischen Phase, neu erfindet, seinen Stil ändert, nicht einfach einen Zhang-Yimou-Film an den nächsten reiht, sondern lieber manche Fans vor den Kopf stößt.

Johnnie To's neuester Film ebnet die Grenzen zwischen Genre und Kunst einmal mehr ein - wieder eine Glanzleistung, im Gegensatz zu Reinfällen wie RUNNING ON KARMA (Berlin) und RUDAO LONGHU BANG (Venedig). BREAKING NEWS ist eine komplexe Studie über Macht und Medien im Stil eines Hongkong-Gangsterfilms, Kino als Kinese, massive und doch flüchtig leichte Bewegung von Materie durch den Raum. Wenn Wong Kar-wais Filme an Jazzkonzerte in einem verrauchten Keller mit hübscher Damentoilette erinnern, dann ist BREAKING NEWS ein brilliant choreographiertes Ballett mit angeschlossener Garküche: Denn gekocht wird hier viel und gut. Ein Höhepunkt des Films ist jene Szene, in der die zwei Gangster gemeinsam mit ihren Geiseln ein Mehr-Gänge-Menü zubereiten und essen, und den ganzen Vorgang live ins Fernsehen übertragen.

Mit anderen Worten: Wer einigermaßen bei Trost ist, wird das kommende Wochenende im Matthäser verbringen. Wir jedenfalls sind ausnahmsweise einmal Partei und wünschen Machern wie Filmemachern viele Besucher, viel Erfolg!

Rüdiger Suchsland

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