Was heute die DV-Kamera ist, war in den 80er Jahren das Video
und in den 70ern der Super-8-Film. Super-8, das Heimkinoformat
auf dem 8mm-Zelluloid-Streifen, hieß auch Schmalfilm,
wegen seiner minderen Breite gegenüber dem Normalfilm-Format
von 35mm. Eine 8mm-Rolle hatte eine Lauflänge von ca.
2,5 Minuten. In Schmalfilmwettbewerben maßen sich begeisterte
Amateur- wie Experimentalfilmer in der Kunst des Kurzformats,
immer auf der Suche nach der besten, gewagtesten, liebevollsten
Auslotung von Super-8.
Heute hat sich die Kurz- und Amateurfilmlandschaft mit den
digitalen Formaten gründlich geändert. Zwar gibt
es immer noch nostalgische, an dem verschwindenden Format
festhaltende Schmalfilmer. Die Produktionskosten aber sind
teuer, sehr teuer geworden, der demokratischen Denkweise völlig
widersprechend, die die Anfänge von Super-8 prägten,
als der Schmalfilm ein regelrechtes Massenphänomen war.
Heute steht das Video im Mittelpunkt des Kurzfilmschaffenden.
Selbst der Hamburger Filmemacher Jan Peters, ein Meister in
der Super-8-Disziplin, hat in seinen beiden letzten Filmen
ICH BIN 36/37 und GOOD-BYE TIGER auf das digitale Video umgeschwenkt.
Ganz bewusst über den Formatwechsel im Kurzfilmgenre
zeigt sich eine Filmreihe, die als regelmäßiges
Event seit Februar 2004 in München stattfindet. FILMNACH8,
so hat Thomas Gonsior seine Video-Kurzfilmabende genannt,
im Titel auf die Nachkommenschaft von Super-8 verweisend.
Sie stehen ganz im Geiste der vormaligen Schmalfilmabende.
Kontakte zwischen den Filmschaffenden sollen gefördert
werden; Kameraleute, Regisseure, Schauspieler, Agenturen,
Produktionen, Beleuchter treffen sich hier in Sachen Videokurzfilm.
Gezeigt werden Hochschulfilme, aber auch freie Produktionen.
Im Prinzip kann jeder seine Filme einreichen, wenn sie bestimmte
formale Kriterien, wie eine maximale Länge von 15 Minuten
erfüllen, auswählen tut sie dann Thomas Gonsior.
Seit diesem Jahr hat er seine Kurzfilmabende fest im i-camp
installiert. Finanzkräftige Sponsoren ermöglichten,
aus FILMNACH8 einen Kurzfilmwettbewerb zu machen, bei dem
immerhin Materialwerte von 11.000 Euro winken. Dafür
werden an fünf Kurzfilm-Abenden jeweils zwei beste Filme
vom Publikum bestimmt. Im Finale am 25. März 2006 werden
dann alle Favoriten noch mal in Anwesenheit einer Jury gezeigt,
die die Gewinner des ersten und zweiten Regiepreises ermitteln.
FILMNACH8 geht diesen Samstag in die zweite Runde. Auf dem
Programm stehen wie an jedem FILMNACH8-Abend sechs Kurzfilme,
darunter HÄNSEL & GRETEL PLUG IN von Benedikt Opitsch.
Dessen schöne Synopsis geht so: "Zwei junge Menschen
in Berlin, ein Häuschen voller Geldscheine und ein durchgeknallter
Fernsehmoderator, dessen einziges Ziel es ist, die beiden
ihrer Träume zu berauben". Was will man mehr, in
aller Kürze?
Dunja Bialas
FILMNACH8 im i-camp/Neues Theater, Entenbachstr. 37,
U-Bahn Kolumbusplatz.
Beginn: 20:30, Eintritt: 5 Euro.
Weitere Informationen unter www.filmnach8.de
und www.i-camp.de
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