Dokumentation (35mm)
"Wie würden wir uns fühlen, wenn eines Tages ein arroganter Filmemacher in unserer Gegend auftauchen und einen Film drehen würde - und zwar darüber, wie schrecklich hier alles ist, wie hässlich die Frauen sind, wie das Gebiet von seltsamen Plagen heimgesucht wird, dass dies die Hölle auf Erden sei? Genau das passierte den Einwohnern der Region Las Hurdes im westlichen Spanien 1932, als Luis Buñuel dort seinen Film Las Hurdes, tierra sin pan (Land ohne Brot) drehte. Kein Wunder, dass die Einheimischen wütend waren.
Fast siebzig Jahre später sind diese Gefühle immer noch lebendig und bilden den Ausgangspunkt von Ramón Gielings De Gevangenen van Buñuel. Gieling kommt 1999 mit einem kleinen Filmteam, einer Leinwand und einer Kopie von Buñuels Tierra sin pan in Las Hurdes an. Er zeigt den Film auf dem Dorfplatz und filmt die mitunter heftigen Reaktionen der älteren Einwohner, ihre Erzählungen und Anekdoten.
Buñuels Film war weit davon entfernt, eine "objektive" Dokumentation zu sein. Der Filmemacher ging sogar soweit, eine Ziege zu erschießen, damit sie "auf Las-Hurdes-Art", wie er in seinen Aufzeichnungen notierte, in einen Graben fiel. Der Film empörte die spanischen Behörden ebenso wie die Einwohner von Las Hurdes und wurde in Spanien verboten. Buñuel drehte ihn nach seinen surrealistischen Klassikern Un chien andalou und L'âge d'or und erfüllte damit die Ansprüche seiner Mitstreiter, dass ein Dokumentarfilm eine ganz und gar surrealistische Angelegenheit sei - bis zu dem Punkt, an dem die Realität völlig unglaubwürdig und "superreal" wird. Obwohl als "Film über Buñuels Film Las Hurdes" geplant, sieht Ramón Gieling De Gevangenen van Buñuel inzwischen eher als einen Film "über Mythen und Mythenbildung, darüber, was die Zeit mit Geschichten so anstellt".
Buñuel's Prisoners is a film about Las Hurdes, an area in Western Spain about which Luis Buñuel in 1932 made the film Las Hurdes, tierra sin pan (Land without Bread). In this film Buñuel portrayed the area as a black hell on earth: a land of starvation, disease, dwarves, insane and prematurely-aged women. A land forsaken by God.
More than sixty years later, a curse still rests on the film by Buñuel: the local inhabitants still combat the black legend that circulates about their area. A small film crew returns to Las Hurdes in 1999 with a screen and a copy of Buñuel's Tierra sin pan. In the local square, the film is shown. We hear wonderful stories of the villagers and see their occasionally fierce reactions to the film. This forms the backdrop to a new picture of the local inhabitants. Have the filmmakers come to do the same as Buñuel or do they bring the comfort of an unprejudiced gaze?
Produzent: Pieter van Huystee, Keizersgracht 784, 1017 EC Amsterdam, Niederlande, Tel. +31-20-421 06 06, Fax +31-20-638 62 55, e-mail: pvh@bigpete.com
Uraufführung: 27. Januar 2000, Internationales Filmfestival Rotterdam
Weltrechte: Public Film Sales & Distribution, Keizersgracht 784, 1017 EC Amsterdam, Niederlande, Tel. +31-20-4210606, Fax +31-20-638 62 55, e-mail: pvh@bigpete. com
BIO-Filmographie
Ramón Gieling
Geboren 1954. Studium der Bildenden Kunst. Gründer und lange Zeit Herausgeber der Zeitschrift "Wolfsmond", in der Schriftsteller, Filmemacher und Komponisten schrieben. Seit 1976 dreht Gieling Dokumentarfilme. Daneben arbeitet er auch als Theaterregisseur.
Filme (Auswahl):
1976 CREATION AND REALITY
1984 THE LIVING SILENCE
1985 A MODEST UNLEASHENING
1986 DUENDE
1987 BETWEEN FRONT AND HOMEFRONT
1988 MINIATURE (KURZFILM ÜBER JOHAN VAN DER KEUKEN)
1990 NOSTALGIA FOR DEATH
1995 OFF MINOR
1996 DETAIL UNWOUND
1997 THE FUTURE IS IN AN HOUR
1998 LIVING WITH YOUR EYES
2000 THE PRISONERS OF BUÑUEL"
(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München)
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