Kirk Wong ist mit Sicherheit einer der beliebtesten Regisseure
und Produzenten in Hong Kong. Wie bei vielen seiner Kollegen
war es nur eine Frage der Zeit,bis er einem Angebot aus den USA
folgend sein Debut in Angriff nahm. Da Wong es sogar geschaft
hatte trotz Jackie Chan´s Präsenz eine ernste Arbeit, nämlich
den Actionthriller CRIME STORY abzuliefern, und zudem John Woo
als Executive Producer fungierte, durfte man sich von seinem
neuesten Werk einiges erwarten. Sogar Hong Kong-Fan Wesley Snipes
produzierte mit.
Herausgekommen ist eine Action-Komödie,
die sich eher an den komischen Seiten des Profikillerlebens orientiert
und mit einigen spritzigen Ideen anfangs für Abwechslung
sorgt, danach aber die Standard-Slapstick-Rolle aufgreift und
als anspruchsloser Klamauk im Gedächtnis bleibt.
Der Hitman
Mel (Mark Wahlberg, BOOGIE NIGHTS), Kopf einer Truppe bezahlter
Killer, entführt mit seinen Helfern aus Versehen die Tochter
eines reichen japanischen Industriellen. Sein Boss (Avery Brooks)
, unwissend, daß jemand aus den eigenen Reihen dafür
verantwortlich ist, schickt ihm mit Hilfe Mel´s hinterlistigem
Kollegen Cisco (Lou Diamond Phillips) die hauseigene Killertruppe
auf den Pelz. Mel, der privat mit einigen Problemen - insbesondere
habgierigen und ihn ausnutzenden Frauen - zu kämpfen hat,
sieht sich daraufhin zwischen allen Fronten und wird gnadenlos
gehetzt.
Zuerst besticht THE BIG HIT durch eine originelle
und actionlastige Umsetzung des Plots, nach kurzer Zeit wird
für slapstickmäßige Verwicklungen und eher komische
als tragische Momente mehr und mehr Platz eingeräumt. Besonders
absurd wirkt, daß eine Videocassette von „King Kong Lives“
eine tragende Rolle spielt. Auf jeden Fall ist hier kurzweilige,
wenn auch seichte Unterhaltung angesagt, die sich zu keinem Zeitpunkt
selber ernst nimmt. Entsprechend respektlos werden sämtliche
fernöstliche Stereotypen auf´s Korn genommen, eine herrlich
köstliche Angelegenheit, gerade weil Produzent John Woo
lange Zeit an der Entwicklung der entsprechenden filmischen Verhaltens-
und Ehrencodexe wesentlich beteiligt war, und Wong selbst in
seinen früheren Filmen mit einer geradezu verbissenen Ernsthaftigkeit
vorging.
Wenn man ihn jetzt mit einem seiner depressiv-gewalttätigem
Werke wie dem realistischen TRUE COLORS oder seiner Cop-Trilogie,
zu der auch der oben erwähnte CRIME STORY zählt, vergleicht,
vermutet man, das sich Wong, angesichts der Produktionsverhältnisse
in Hollywood nur für eine Komödie entscheiden konnte,
denn sicherlich ist es besser, wenn man freiwillig lustig ist
als unfreiwillig komisch - wie viele seiner Kollegen.
So kann
man respektvoll eine gehörige Portion Selbstironie bescheinigen,
die auch nötig ist, um den Film als leichte Kost servierfähig
zu halten. Ähnlich (dem aber besseren) GROSSE POINT BLANK
wechseln sich Feuergefechte mit witzigen Einfällen ab, die
hier aber nicht so konsequent durchgehalten werden, um wirklich
auf ganzer Linie zu überzeugen. Dazu fehlt auch der bissige
schwarze Humor, denn wenn hier etwas witzig ist, fehlt gleichzeitig
der nötige Biss und deshalb landet der Film automatisch
eine Kategorie unter seinem thematischen Vorgänger. Zumindest
macht THE BIG HIT über weite Strecken Spaß und ist
immer wieder für einige lustige Überraschungen gut,
wenn auch die Distanz zu Wongs früheren Arbeiten für
manche erschreckend weit sein mag.
Thorsten Krüger
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